Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Sunday, 2 July 2006
A JUDIA (Die Juedin) von Tomas Ribeiro (1831 - 1901)

Schlaefst Du ? Ich behuete Dich, verfuehrerisches Antlitz,
sanftes Zauberwesen, das ich im Niemandsland sah!
Sie schlaeft - ganz unmoeglich - was ich im Leben fand !
Schlaf ruhig, mein Liebling, weil ich hier mein Liedlein sing'.

Schlaf nur ! Ich besinge und wiege Deine Traeume,
Gespielinnen, Freudengelaechter, kommen zu Dir aus allen Himmeln herab.
Schlaf jetzt ! Und schau nicht auf die Qualen, die Kuemmernisse,
Was ich nur den Baechlein sage und selbst Gott nicht erzaehle !

Du Engel ohne Heimat, verirrte weisse Fee,
Nach nah oder fern wirst Du von mir gehen
Gewiss wird Dir eine nicht enden wollende Sehnsucht folgen.
Schoene Juedin, wie tief Du doch schlaefst !

Wo bist Du geboren ? Wo hast Du gespielt, Du schoene Gestalt ?
Einzigartige Rose, Du, hast gar keinen Garten ?
In Jaffa ? in Malta ? in Nazareth ? in Aegypten ?
Die Welt ist unendlich gross, und Du hast kein Zuhause ?! Oh ! Doch !

Schlaefst Du ? Ich behuete Dich, verfuehrerisches Antlitz,
Sanftes Zauberwesen, das ich im Niemandsland sah,
Sie schlaeft - ganz unmoeglich - was ich im Leben fand,
Schlaf, mein Liebling, doch werde ich nicht wiederkommen !

Du bist wie ein Blatt, vom Wind des Schicksals umhergetrieben,
Scheues Opfer, das ein Wirbelsturm raubte,
Blume, die sich in einer Vase naehrt, waechst
Lacht, verschwindet, und nimmermehr zurueckkehrt.

Sei Tochter eines erhabenen verfolgten Volkes
moege die Welt auch Dein Leiden unterschlagen, Du aber sei zuversichtlich !
Immerzu wie Ashevero durch die Sphaeren schweben
Welch hartes Schicksal ! Welch unerschuetterlicher Glauben !

Warum nur zeigt mir das Leuchten Deiner schoenen Augen
Herzenswuensche einer grenzenlosen Leidenschaft ?
Warum nur verzehrt sich mein Herz in dieser Glut ?....
Gott, zwischen uns beiden, mag diese Liebe nicht !....

Herz, mein Herz, warum bangst Du so sehr ?
Schluchzen ! Mein Schluchzen, es reicht jetzt, nicht noch mehr !
So ist das Schicksal, das ist das Schicksal; Ruderer, wir wollen zurueck;
Wir wollen sie nicht wecken....wozu auch, Ihr meine Seufzer ?

Schlaf weiter. Ich behuete Dich, verfuehrerisches Antlitz,
Sanftes Zauberwesen, das ich im Niemandsland sah,
Sie schlaeft - unmoeglich - was ich im Leben fand.
Schlaf nur, mein Liebling, denn ich komme niemals mehr wieder.





Tomas Antonio Ribeiro Ferreira

Geboren am 1.Juli 1831 in Parada de Gonta kam er zum Studium der Rechtswissenschaft nach Coimbra.
Hier ist noch heute, am beruehmten Felsen der Traurigkeit ("Peneda da Saudade") ein von ihm im Jahr 1855 verfasstes (Studentenzeit-)Abschiedsgedicht zu besichtigen.

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Ribeiro, Jornalist, Beamter, ultra-romantischer Poet Portugals fuehlte die masslose Unzulaenglichkeit seiner Regierung, diese traumtaenzerische Ignoranz vor den Problemen des einfachen Volkes.
In seiner Heimatstadt war er es, der die erste Grundschule einrichtete, ein Postamt, einen Bahnhof, eine Pfarrkirche.

Nicht vorenthalten mochte ich meinen werten Lesern, wie spoettisch er das Verantwortungsbewusstsein seiner Zeit beschrieb (weil es so herrlich auch in unsere Tage passt):

Man sagte mir gestern, zwischen Gaenseleber und Kaese, dass man die schweren Fragen dieses Landes folgendermassen loest- dass da ein gewisser Herr Tomas Ribeiro schon vorgelesen hat, oder noch vorlesen wuerde, in dem Haus von keine Ahnung wie der Kerl heisst, aus seinem Gedichtband "Delfina do Mal"

Tomas Ribeiro (auch: Tomaz Ribeiro bzw. Thomas Ribeiro) starb am 6.2.1901 in Lissabon.

_________
Quellen:
Rua da Judiaria
Biblioteca Nacional
TRAVELZINE von Don & Linda Freedman

Nachtrag: Die Uebersetzung habe ich selbst angefertigt.
Ich bitte -wie immer- um Hilfe, Verbesserungen und Kritik

Posted by Ralf at 4:25 PM BST
Updated: Sunday, 2 July 2006 5:02 PM BST
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