Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Tuesday, 6 February 2007
Englische Handelskaufleute & Geschichte des Bacalhau Konsums in Spanien/Portugal

Bacalhau ist das Leibgericht der Portugiesen !
Dieser Fisch muss aber importiert werden.

Wie also, konnte ein Importprodukt zu einem nationalen Leibgericht werden ?

Es waren clevere Englaender und die Gegenreformation ! 

Das kam so:
Fisch war nur fuer die Menschen in Kuestennaehe ein Lebensmittel, weil ja Strassen und Konservierungsmoeglichkeiten, also Transportmittel, weithin fehlten.
Die Menschen im Inland in Portugal (oder Spanien) ernaehrten sich von Kastanien, und Gemuese Suppen.
Der Fleischverzehr war seit dem Mittelalter auf 25 kg/p.a.sogar  gefallen.

Bacalhau, (aka :bacalao, baccala, Stockfisch, Klippfisch) wurde bis zum 16. Jahrhundert von den spanisch/franzoesischen Basken sowie von portugiesischen Fischern in Neu England bzw. in Neufundland gefangen.

Der Grund und besondere Wert dieses Fisches war der in Bacalhau  pro Kilogramm enthaltene doppelt so hohe Protein-Anteil im Vergleich zu Fleisch.

Als nun Englaender ihre Importe von Wolle aus Frankreich und Spanien/Portugal erhoehten und nicht weiterhin mit leeren Schiffen von daheim nach Bilbão oder Portugal zurueck segeln wollten, suchten sie fuer die Trimmung ihrer leeren Schiffe nach "Ballast", den man ausserdem verkaufen koennte....

Man entdeckte den Bacalhau.....

Durch eine Mischkalkulation (wie im modernen: Bartertrade) kam die Fischerei Portugals/Spaniens zum Erliegen etwa um 1620, denn von nun an beherrschten Englaender den gesamten Bacalhau Fang & Export nach Spanien/Portugal.

Der Bacalhau wurde in Neufundland oder in Neu-England gefischt und zwar wegen der Fischwanderung und der Winterstuerme nur waehrend der Sommermonate.
Fischer waren wohl immernoch die Portugiesen...aber bloss als billige Arbeitskraefte, nicht als Geschaeftsinhaber oder Eigentuemer der Fischerboote.

In den Monaten Oktober/November , nach der Fangsaison, sanken die Preise, kurze Zeit spaeter, um die Weihnachtszeit, vervielfachten sie sich.
Getrocknet und gesalzen hielt sich der Fisch fast ewig.
(Da waere man gern englischer Handelskaufmann gewesen)

Bacalhau heutzutage wird auf See schockgefrostet, an Land Mikrowellen ultraerhitzt, sodann aufgeschnitten und ausgenommen, sodann mit Salzlauge unter Hochdruck vollgepresst.
Heutzutage ist das Fischfleisch schneeweiss und der auf solche Art getrocknete Fisch ist nur wenige Monate haltbar.
Vom Geschmack ganz zu schweigen.....
Es gibt keinen "echten Bacalhau" (nach original klassischem portugiesischen Rezept) mehr zu haben...

Zurueck zum Thema:

Die Gegereformation und Inquisition waren ein weiteres hochwillkomenes Geschenk fuer die puritansichen Englaender !

1631 gab es insgesamt 130 Fastentage im Jahr, an welchen nur Fisch verzehrt werden durfte. Und die Inquisition achtete streng auf Einhaltung dieser Vorschrift.

Allerdings fiel der Anteil an Fastentagen leider in den Jahren 1784-1798 auf nur noch 89 Tage des Fastens:
Auch hatte Papst Pius VI. entdeckt, wie lukrativ es ist, den Katholiken einen Freibrief fuer Fleischverzehr an Fastentagen gegen bare Muenze zu verkaufen.

1822 lag der Anteil an Fastentagen nur noch bei 15 Tagen.....

Aber das hat dem Handel nicht weiter geschadet.

Bereits 1792 hatte der Bacalhau Import Spaniens einen Anteil von 5,2 % des gesamten Aussenhandels Spaniens.
Nur die Getreideimporte lagen hoeher !
(Seit Vetreibung der Araber waren die Kenntnisse ,wie effektive und rentable -unterirdische sowie oberirdische- Bewaesserungskanaele und Wasserspeicher zu bauen sind, ebenso versiegt wie das Wasser in einer Wueste)

Bacalhau war nicht -wie oft behauptet wird-  nur ein Arme Leute Essen, oder nur fuer die vielen Kloester und Moenche und Nonnen das Tagesmenue.

Erstens gab es vor 1752 niemals mehr als 0,7 % Klosterangehoerige, mit einer Ausnahme: ab 1752  voruebergehend etwa 1 % im Vergleich zur Gesamtbevoelkerung .

Allerdings lebten die Jesuiten und Dominikaner im Vergleich zu ihren franziskanischen Bruedern vergleichweise ueppig -was den Konsum an Bacalhau betrifft .(s.u. die Tabelle in Quelle 1)

-Daten stammen von einer statistischen Erfassung, welche 1764 vom Papst in Auftrag gegeben wurde, weil der Anteil an unproduktiven Moenchen und Nonnen fuer die wirtschaftlich Not verantwortlich gemacht wurde !-

Die Spanische Bevoelkerung litt auch an staendiger Kinderarmut, die Wachstumsrate lag bei 0,11 % und fiel zwischen 1700 und 1800 sogar auf 0 %. Ein Zeichen von Armut und Hoffnungslosigkeit.

1659, als eine Lebensmittelknappheit in Spanien zu Aufstaenden fuehrte, stuermten die Spanier nicht Metzger oder Baeckereien fuer Fleisch und Brot.
Sie stuermten die Bacalhau Laeger der Stadt.

Typische Vollversorgungsmentalitaet und Anspruchsdenken im Katholizismus bzw. Sozialismus:

"Herr gib mir mein..von der Wiege bis zur Bahre"

Es hatten die Staedte Spaniens mit englischen Lieferanten den Bacalhau Bedarf im voraus ermittelt und mit Liefer Jahresvertraegen und festen Preisen (sog. Obligacion) vereinbart.
Als es durch Widrigkeiten zu Engpaessen kommt, protestiert das Volk.

Ein solcher Engpass geschah beispielsweise als England mit seiner Kolonie Amerika Aerger bekommt.....ab 1775 treten Fischer aus Norwegen in die Versorgungsluecke und bauen ihren Marktanteil von 2% auf bis 90 % aus !

Eine Besonderheit in Portugal ist noch erwaehnenswert:

Wie oben erwaehnt, wurde Wolle aus Portugal nach England verschickt.
Die Schiffe brachten als "Ballast" Bacalhau zurueck ...und zerstoerten die  Lebensgrundlage, die Rentabilitaet, der portugiesischen Hochsee Fischer .

Bald aber brauchten die englischen Schiffe keinen Ballast mehr, sie waren randvoll mit Textilien !

In Portugal konnte sich deshalb keine Textilindustrie entwickeln.
Portugal damals war wie ein Land in Afrika heute, wo "Hilfsgueter" als Ballast bzw. zur Bilanzkosmetik von Wuergekrediten fuer die Oeffentlichkeit und Meinungsmache die Laender und ihre rudimentaeren Gewerbebetriebe ueberfluten...und die Kirche bzw. Evangelisten oder arbeitslose Schauspieler die primitiv lebenden Menschen werbewirksam und nur an ihre persoenlichen Bankkonten denkend, wohin die Spendengelder ohne Kontrollmoeglichkeit der Spender fliessen, einmal kurz  "troesten" und beschenken, um danach ins Hilton Hotel zur Pressekonferenz zu laden.

Einschub:
Es kommt bei steuerlich absetzbaren Spendengeldern fuer Biafra/Afrika/Kinderdoerfer/Brot fuer die Welt/Adveniat /Aidshilfe etc nur auf den "qualifizierten Versuch" der beworbenen Sozialleistung an !
Man graebt ein Loch.....und schon darf man behaupten, die Spendengelder fuer einen Brunnen nicht veruntreut zu haben !
Strafprozesse gegen Kirche und andere Spendenorganisatoren wegen Veruntreuung bzw. Betrug greifen ins Leere.
Bestenfalls Unterlassungsklagen wegen unwahrheitsgemaesser Werbung sind erfolgreich...aber billig und wirkungslos !

Kein Wunder, dass sich Geldhexe Mutter Therese mit saemtlichen zahllosen anderen konkurrierenden Hilfsvereinen pruegelte und sich Rueckendeckung suchte bei der stets argwoehnischen Kirche....

In Fluechtlingslaeger haben Privatpersoenen, selbst dann, wenn sie Paten sind und ihr namentlich bekanntes Patenkind, welches per Bankueberweisung im Dauerauftrag allmonatliche Geldbetraege erhaelt, besuchen wollen, keinen Zutritt !

Zurueck zum Thema:

Im Handel mit Portugal hatten die Englaender bald ein kurioses Problem:
Wie die leeren Textilschiffe auf dem Rueckweg nach England mit Ballast fuellen ?

Man entdeckte den Rotwein !!
Weil er nach Gebrauch als Ballast nicht mehr geniessbar war, wurde er (vermutlich zufaelligerweise ?) mit Branntwein verschnitten !

Der Portwein war erfunden !

Vom Ballaststoff zum Genussmittel !
Dank England, dank englischer puritanischer Haendler !
Dank echten Unternehmergeist !

Einschub:
Noch heute ist es einem Unternehmer in Portugal unmoeglich, seine eigenen Faehigkeiten und gegebenen Moeglichkeiten zu erkennen, eigentlich unternimmt er garnichts.
Ein Portugiese versteht sich als administrador (Verwalter),  sieht sich als "Sintonisierer", jemand der bettelnde Kaeufer einerseits und bettelnde Arbeitslose andererseits im Einklang mit bettelnden Politikern, die nicht wissen, wohin mit den Milliarden an Geldgeschenken des Auslands und mit ihrer Machtfuelle wegen Sonderprivilegien im Austausch mit Schmiergeldern, in fuer alle seiten zufriedenstellende Abstimmung (sintonizar) bringt:

Investition, Kundennachfrage, Arbeiter Fleiss&Koennen und  Gewinn:
In Portugal alles ausschliesslich (!) ein Geschenk des Himmels !

Geld verdient ein Portugiese nicht, er erntet (earn) oder macht (make) es auch nicht, ein Portugiese gewinnt (ganhar) seinen Lohn/seinen Gewinn. 

Weil Englaender und Nichtkatholiken aus Portugal abwandern und allerorten fehlen bittet die Regierung neuerdings sogar die buddhistischen Chinesen, in Portugal zu investieren.....
und prahlen mit den relativ zu anderen Neumitgliedern der EU niedrigen Loehnen, die garantiert-anders als in diesen neuen Eu Mitgliedsstaaten- ewig niedrig bleiben werden (!!!).

Ein Trauerspiel fuer jeden, der Portugal und Portugiesen schaetzt und liebenswert findet wie ich.......

Ein Ergebnis des Katholischen Weltverstaendnisses:
Beten statt Denken.
Je groesser die Armut des Volkes- je reicher Kirche und Adel

Aber zureuck wieder zum Bacalhau: 

Eine Frage zum Bacalhau Konsum allerdings bleibt ungeloest ?

Warum wurde Bacalhau nicht gleichfalls die Leib- & Lieblingsspeise der Franzosen und Italiener ?

Ich weiss es nicht und habe keine Ahnung..... 

-----------

Quellen:

1. University of Oxford: Discussion Papers in Economic and Social History (2004)

2. Pedro de Brito: British Wine Merchants in Porto 


Posted by Ralf at 12:33 PM GMT
Updated: Tuesday, 6 February 2007 5:02 PM GMT
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