Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
« January 2007 »
S M T W T F S
1 2 3 4 5 6
7 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 31
You are not logged in. Log in
Entries by Topic
All topics  «
Blog Tools
Edit your Blog
Build a Blog
RSS Feed
View Profile
Monday, 22 January 2007
Kapriolen & Lebenslust - Die Geschichte des portugiesischen Botschafters Soto Maior in Schweden 1856

Portugal und Schweden waren seit jeher wie ungleiche Brueder :
vereint und zerstritten zu gleicher Zeit.

Portugal brauchte die unvergleichlichen Schwedischen Kanonen (schiessen 4 Pfund !) und Schiesspulver und wollte Schweden unbedingt -aber vergebens-  zum Katholizismus bekehren.
Schweden brauchte Portugals Salz und Orangen und wollte unbedingt und direkt Portugals Haefen in aller Welt anlaufen koennen- was England als exclusives Vorrecht genoss und untersagte .

Das aenderte sich allerdings, als zwei Schwestern Leuchtenberg , naemlich die Amelie  (1812 - 1876) Kaiserin von Brasilien und ihre aeltere Schwester, naemlich die Josefina (1807 - 1876) , Koenigin von Schweden werden.

Politisch hat sich dadurch zwar nichts -wesentliches- geaendert.
Aber der Klatsch & Tratsch in Schweden sollte fortan durch einen Portugiesen bestimmt werden.

1856 wird der Portugiese Visconde (Vizegraf) António da Cunha Soto Maior Botschafter am schwedischen Hof in Stockholm von Koenig Oscar I. (1799 - 1859).

Die Schweden haben seine Kapriolen heute noch immer nicht vergessen !

Visconde de Soto Maior (1812 - 1894) 

Betrachten wir die portugiesisch-schwedischen Gegensaetze einmal mit den Augen einer Frau: 

Der Schwede:
Ein Mannskerl, baerenstark,  ungestuem wie ein Wikinger eben, dem Saufen mit Freund und Feind engstens zugetan, daheim ein liebevoller Hausmann, ein geschickter Heimwerker, der seine Geraetschaft und Moebel selber schnitzt und zusammenbaut (das typische praktische und formschoene Schwedendesign und last-not least die Geschaeftsidee hinter IKEA finden ihren Ursprung in dieser Eigenart).

Der Portugiese:
Ein Feudalherr von Gottes Gnaden, Herrscher ueber Voelker in aller Welt, ein Aristokrat in dessen Augen jeder Englaender ein dahergelaufener Seeraeuber ist, jeder Franzose nach Napoleon ein Prolet und Schmutzfink, Portugiese sein bedeutet ein Leben als Playboy im ureigenen Wortsinn, ein Urgestein des gepflegten Lebemannes, nur in allerfeinstem Tuch gekleidet, ein Bonvivant mit Diamanten und Edelstein behangen, keine Zeichen koerperlicher Anstrengung oder Arbeit gleich welcher Art, Connaisseur guten Weins und guten Geschmacks, ein Gourmet und Charmeur mit atlantisch portugiesischer, ruhiger galanten Eleganz und Diplomatie... mit rauchiger Taschenfaltenstimme in der Sprache der Lyriker: Portugiesich -Erzfeind Spanien redet dagegen eine polternde Sprache von Buehnen Dramaturgen-.... obendrein gilt ein Portugiese als Frauenversteher.....

Die Gegensaetze konnten groesser garnicht sein !

Man stelle sich vor:
Da hatte doch Mr. Baker, ein impertinentes Individuum der englischen Krone, vor einer allervornehmsten Dame hoechst despektierliche Bemerkungen fallengelassen und gewagt, diesen Skandal in Gegenwart von Sotomaior geschehen zu lassen.

Zuerst flogen dem Englaender portugiesische Handschuhe um die Ohren...


dann Sotomaiors Kugel !
so geschehen am 5.12.1857

Das englische Ohr war getroffen !
Nur der Diplomatenstatus schuetze die beiden vor laengerem Zwangsaufentahlt hinter Schwedischen Gardinen
Gemaelde von dem bekannten schweizer Komikzeichner in Schweden
Fritz v. Dardel (1817 - 1901)

Wo speist ein Portugiese, wenn er was auf sich haelt, noch heute ?
Selbstverstaendlich im altehrwuerdigen Gourmet Tempel
Stallmastergarden !

Nur wer die Portugiesen kennt, weiss sie im Ausland leiden !
Das Essen ist immer eine scheussliche Qual fuer sie....

Was macht unser Sotomaior ?
Na klar, er erfindet eine Speise, die fortan -und noch immer heute- nach ihm benannt ist, das beruehmte :

GOESFILÉ SOTO MAIOR

 1 Hecht oder Barsch (Goes) von 1,25 kg
1 Zwiebel
1/4 Zintrone in Scheiben
Salz
Pfeffer
5 cl Sahne
Mehl
Olivenoel fuer die Fritteuse
Petersilie
Saft des Fisches 
 
Zubereitung:
Fisch an den Seiten oeffnen ausnehmen
Ruckgraeten entfernen
Kopf und Schwanzflosse aufbewahren
Fisch fuer mehrere Stunden in Olivenoelbeize legen
anschliessend mit Sahne feuchten, mit Mehl bestaeuben und frittieren
Sodann auf Papier legen zum Oelabgeben

Servieren
auf geroestetem Brot mit geroesteterPetersilie
der Fisch muss sehr heiss sein
neben Tomatensosse
oder wahlweise mit Pilzsosse


Wer portugiesische Kueche kennt, weiss, wie typisch portugiesisch dieses Rezept ist:
Beizen in Weisswein/Rotwein von Fisch oder Fleisch, frittieren in Olivenoel....

Sotomaior war in Brasilien geboren.
Gewiss rauchte er braslianische Zigarren aus edelsten Blaettern, Stueck fuer Stueck zu Zigarren gerollt auf den jugendlichen samtfeuchten Oberschenkeln bildhuebscher heissgetanzter Mestizinnen.....

Welcher Schwede fand nicht Genuss an solchen Zigarren ?
Marke: Vicomte de Soto Maior
(Herstellung in Malmoe)

Selbstverstaendlich war Seine Excellenz Mitglied des erlauchten Clubs Saellskapet

Zeichnung von Soto Maior im Club Buch der Mitglieder
wie man sieht, der Vizegraf verstand es, ueber sich  scherzen zu lassen


Einschub:
In Portugal trafen (und treffen sich die oberen Society Familien) regelamessig im piekfeinen GREMIO LITERARIO
Ich sehe sie da sitzen die Senhoren -ganz unter sich- auf uraltem Leder, mit laessig ueberlangem Nackenhaar, rauchend, parlieren, schwaermen, traeumen und Stockfisch essen.....
allerdings bezweifle ich stark, dass man sich gegenseitig mit Scherzen ueber persoenliche Attitueden unterhaelt.
Wir sind immerhin Portugal, Land der scherzfreien Zone, dafuer voller banaler Witze aus der Unterhose !------

In Schweden damals....sogar die Lausbuben auf den Gassen in Schweden wussten bald, sich einen Reim auf ihren Portugiesen zu machen.
Das Spottlied wurde nach Melodie eines bekannten schwedischen Liedes gesungen:

ich weiss was von einem alten Diplomaten Soto Maior
Botschafter eines alten Staates
und keinesfalls bloss Obertrommler
mit allen Maedchen aus dem Varieté Theater
war er vertraut und intim
stets ein autentisches Musterbeispiel
des alten Regims

Soto Maior
Du bist der Doyen von uns allen
Soto Maior das ist ein schoener Reim
Ihr seid - wie es bei uns Jugendlichen ueblich ist-
bei kleinen Abendessen gesehen worden
einen Marquis von solcher Art
und Portugiese
wird man keinen finden in Paris
 
 
Dieser perfekte Diplomat hat mit seiner Eigenart dem Ansehen Portugals mit Sicherheit weit viel mehr gedient als manch ein anderer.
 
Soto Maior war ein Typ !
Er hatte den Mut, in  einer Zeit der Veraenderungen sich selbst treu zu bleiben.
Allein dafuer verdient er meine Anerkennung.
 
Wie gross seine Freundschaft zu Schweden war zeigt sein Wunsch nach seiner letzten Ruhestaette.
 
Stoto Maior liegt auf dem Waldfriedhof von Stockholm dem Thanatorium Kyrkogards begraben. 

--------------

Quellen:

1. Schwedische Botschaft in Portugal 



Posted by Ralf at 3:52 PM GMT
Updated: Tuesday, 23 January 2007 8:05 AM GMT
Post Comment | Permalink
Friday, 19 January 2007
Diogo Pires trifft David Reubeni in Portugal
Noch immer heutzutage, und insbesondere von religioes katholischen Hitzkoepfen und Ereiferern, werden die Vaeter des modernen Israels missachtet oder missverstanden.
Zum Beispiel (und zur Abschreckung) hier: "Hauszellengemeinde"

Ein solcher Vater des politischen sowie ideellen Israels war zweifelsohne der Portugiese

Diogo Pires (1500 - 1532)
 
-nicht zu verwechseln mit Diogo Pires alias Didacus Pyrrhus Lusitanus (1517 - 1599)- 

Eigentlich hatte Diogo keinen Grund zur Klage.
Jung an Jahren war er bereits ein angesehener Gerichtsschreiber bei Hofe.
Jeder andere haette sich auf ein sorgenfreies Leben in der portugiesischen Verwaltungsaristokratie gefreut.

Die Zeit um 1500 in Portugal, als Diogo geboren wurde:

Das Herrscherpaar im Nachbarland Spanien hatte es im Jahr 1492 fuer besonders christlich und ehrenwert gehalten, den bedauernswerten Juden, den Gottesmoerdern, im Land endlich Begnadigung, die Integration und Anerkennung als vollwertige Mitbuerger zu schenken, oder die Ausweisung - oder den Tod.

Als Dank sozusagen fuer die eigene Heiratsvermittlung und damit Versoehnung und Einigung "Spaniens", Kredite fuer Heer, Waffen zur Vorbereitung und Durchfuehrung eines Rueckeroberungskrieges gegen die Araber, die noch "Suedspanien" beherrschten, und last not least fuer das Unternehmen "Neue Welt".

Auch "Kolumbus" war Sohn der juedischen Elite in Portugal wie auch viele andere gleichfalls -notgedrungen- getaufte, juedische Berater in spanischen Diensten.

Kolumbus´gesamtes Vorhaben war nur dank Sachverstand und Vermoegen juedischer Persoenlichkeiten moeglich.
Dennoch musste bereits er, wohlberaten, einen fremden Namen annehmen, seine juedische Herkunft verschleiern.

Tatsaechlich hiess "Kolumbus":
Salvador Fernandes Zarco
und kam aus Portugal - nicht aus Genua.

Das benachbarte Portugal nahm die aus Spanien fliehenden Juden gerne auf.

Der Adel Portugals war schon immer extrem eitel und arbeitsscheu.
Die portugiesischen Menschen lebten derweil in steinzeitaehnlichen Verhaeltnissen und geistiger Armut.

Da kamen dem jungen Koenig Manuel I. die juedischen Einwanderer in jeder Hinsicht gerade recht.

Der Seeweg nach Indien, die Entdeckung Brasiliens, die Bauwut Manuels waren indes dabei, allmaehlich die Staatsfinanzen zu ruinieren.
Und die Menschen im Land stifteten -blindlings- der Kirche ihr letztes Hab und Gut, um ein Geloebnis zu erfuellen oder fuer einen Segenspruch, sei es fuer eine Seefahrt, sei es im Sterbebett.

Die Dominikaner raubten dem Volk das Volksvermoegen mit beiden Haenden, Papst Leo X. konnte fuer seine Hurerei und Saufgelage garnicht genug bekommen, und auch Koenig Manuel I.war um seine Zukunft besorgt, um den Erhalt seiner Macht und Errungenschaften.

Als er eine spanische Thronerbin heiratete -in der vermessenen Annahme er als Koenig von Portugal konne damit das spanische Weltreich schlucken-  verlangte seine religioes irregeleitete Braut die Anordnung von Zwangstaufen fuer Juden auch in Portugal.

Eine Katastrophe fuer die Juden.
Und eine Katastrophe fuer Manuel.
Der Adel und die Dominikaner wetzten heimtueckisch sogleich die Messer, es kam zu blutigen Pogromen.
Manuel unternahm allerdings alles, um "seine" Juden zur Taufe und zum Verbleiben im Lande zu bewegen, bessergesagt:
er hinderte sie handgreiflich an der Ausreise !

In diesen Jahren wurde Diogo Pires als Kind neu-katholischer, also juedischer zwangsgetaufter Eltern, geboren.

Und als Diogo Pires waere er vermutlich auch als Katholik gestorben, waere eines Tages nicht der wundersame
David Reubeni
mit einem Empfehlungsschreiben des Papstes bei Hofe (und wohl den Hofleuten) erschienen mit einer zuendenden Idee:

Rueckeroberung von Erez Israel von seinen osmanischen Herrschaften, die selbst erst soeben (1517)das Heilige Land von den Mamluken erobert hatten.

Diego erkannte sofort den Ruf seines Herzens.
Die fama geht, er habe sich selbst beschnitten.

Im toleranten osmanischen Reich, in Salonica und in Palestina, wollte er fortan in Ruhe und mit anderen dorthin aus Portugal und Spanien gefluechteten Juden seine Talmud Studien aufnehmen und die Kabbalah (juedische Mystik) studieren.

Diego gab sich den Namen :
Sh´lomo Molcho.
(Andere Schreibweisen: Salomo Molko, Salomon Molkho)

(zu deutsch: Friedlicher Koenigsengel)

Ich bin mir sicher, da es mir schluessig erscheint, dass sowohl David Reubeni, wie auch Shlomo, mitnichten den Anspruch erhoben, DER Messias oder "messianisch" zu sein, sehr wohl aber ein "Weissager" und zwar nicht im Sinne von "Hell-sehen" sondern im Sinne von:

die Forderungen Gottes studiert und hieraus kraft Weisheit die Wahrheit sagen.
 

Derashot
(Sefer ha- Mefo`ar)
 
Buch der Gebete von Shlomo Molcho
herausgegeben in Salonica 1529
(Quelle)

Shlomo Molcho hat seine Ueberzeugung mit dem Leben bezahlt.

Mit 32 Jahren wird Shlomo Molcho in Mantua in Italien von der Inquisition auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Er war nach Mantua gekommen, um Koenig Karl V., welcher dort zur Kur war, ungeschuetzt und unvoreingenommen einen Vorschlag zu unterbreiten und um Unterstuetzung anzufragen... 


 Gewand des Shlomo Molcho

  (in Prag im JEWISH MUSEUM zu besichtigen)
 

Fahne des Shlomo Molcho mit der Aufschrift:

MACCABI 

Seine Fahne kuendet noch heute von einem alten, verlachten, beweinten, besungenen, gefuehlten, unendlich heiligem Traum.

Welchen Verbrechens hatte Diogo Pires sich eigentlich schuldig gemacht ?


Posted by Ralf at 11:21 AM GMT
Updated: Friday, 19 January 2007 3:27 PM GMT
Post Comment | Permalink
Thursday, 18 January 2007
"Fare il Portoghese" - Redewendung in Italien & Ungeschick der Portugiesen beim Eigenlob

Portugiesen suchen seit altersher ihren Ruhm in ihren Taten des Austeilens.
Wer gibt wird selig.
Wer schafft und Stein auf Stein setzt fuer sein eigenes Lebensglueck statt fuer Kirche und Kloester gilt als boese.

So ist es voellig normal, dass Koenig João V. (1689 - 1750) -seine Mutter war Deutsche- seine Aufgabe darin sah, alles was er einnahm sofort wieder auszugeben.

Die Goldfunde in Brasilien betrachtet ein ordentlicher Katholik in Portugal als eine suesse Gnade Gottes, die es zu geniessen gilt.

Da wollte man doch auch beim Papst Clemens XI. (1649 - 1721) gehoerig auf den Putz hauen und aller Welt zeigen, was es heisst, ein Portugiese zu sein.

1716 macht sich die portugiesische Entsendung auf den Weg.

Das Selbstverstaendnis der Portugiesen (von damals) verdeutlicht uns ein Blick auf eine prunkvolle Kutsche, welche in Italien in Auftrag gegeben war .

Kutsche "Portugal & Portugiesen

(Quelle: Kutschenmuseum zu Lissabon )
 
Kroenug Portugals, Siegerin im Kampf gegen den Unglauben,
 Hauptstadt des V. Reiches.

Ein Genius fuehrt den Wagen
Ihm zur Seite der Heldenmut und die Unsterblichkeit
 
Lissabon gekroent mit Ruhm und Ueberfluss
haelt ein Fuellhorn voller Blumenpracht und Fruechten
 
Zu Fuessen von Lissabon der Drachen, Symbol des Herrscherhauses,
gekroent mit dem Heiligenschein zerbricht den Halbmond der Muslime
dahinter zwei in Ketten gefesselte Sklaven aus Afrika und Asien
 
Der Innenraum voll roter und gelber Seide
Blumendekore aus Goldfaeden
 
 
Koenig João V. schickt damit und weiteren vier thematischen Kutschen und zehn normalen Reiskutschen seinen neuen Botschafter  Marquês de Fontes zum Papst mit dem besonderen Auftrag, fuer alle Portugiesen, die sich in Rom befinden, zum Ruhme und Glanze aller Portugiesen ein rauschendes Fest zu geben.
 
Eintritt frei !
 
Die Spitzbuben von Italiener -sind eben keine Roemer mehr sind, wie manch einer irrtuemlich denken koennte- tun jetzt so, als seien sie alle Portugiesen.......

"Fare il Portoghese"
("einen Portugiesen machen")
sagt der Italiener, wenn er meint
"Schmarotzer sein"
 
 
Portugiesen haben immer Pech, wenn sie versuchen, sich als Wichtig als unsterbliche Helden und Herren aller Sklaven zu positionieren.

Portugiesische Marken fuehren beim Endverbraucher immer dazu, dass der Kunde diesen Artikel sofort wieder hinlegt, um eine Marke "Italien" oder "France" zu kaufen.
 
Das ist die Wahrheit:
Fuer Schaumwein aus Portugal, fuer Rindfleisch, fuer Kaese, fuer vieles mehr lasse ich z.B. Frankreich links liegen fuer Kaffee jede andere Sorte zwischen Tuerkei und Amerika...den Espresso sowieso....
 
Die Portugiesen sind leider unbelehrbare Traeumer.

Ihre eigenen wirklichen Werte kennen sie selber zwar, sind aber unfaehig, diese Werte als "Marke" aufzubauen und davon selber zu profitieren.


Posted by Ralf at 4:56 PM GMT
Updated: Thursday, 18 January 2007 5:04 PM GMT
Post Comment | Permalink
Wednesday, 17 January 2007
"ALA ARRIBA !" - Was wir von den Fischern aus Povoa lernen koennen

"Ala-Arriba !" (etwa: Auf und nach oben !) skandierten die zahlreichen Menschen, zumeist Familienangehoerige der Fischer, wenn nach dem Fischfang zur Nacht am fruehen Morgen die Fischerboote mit vereinten Kraeften an Land, an den Strand gezogen werden mussten.

Ala Arriba
Gemaelde von A. Baptista
(Quelle: Grartujando)


Die Fischer in Povoa sind beruehmt (gewesen) fuer ihren Zusammenhalt und fuer ihre Ordnung untereinander.

Da sie alle weder schreiben noch lesen konnten, erfanden die Fischer eine eigne Zeichenschrift, sogenannte Sigla (deutsch: Sigel / Siglen - nicht zu verwechseln mit Siegel !)

Siglas der Fischer aus Povoa de Varzim
 
Mit diesen Runen kennzeichneten die Fischer ihre Boote, ihre Strandbaracken, ihre Netze, ihr Eigentum, sowie ihre Geluebde und Weihegeschenke an Festtagen und Kirchenportalen.
Uebernahm der Sohn ein eigenes Boot so fuegte er dem Sigel des Vaters einen Strich (oder als Zweitgeborener zwei) dem vaeterlichen hinzu.
 
Die Portugiesen, obschon ihre Landesgrenzen die aeltesten Europas sind, empfinden kein Gefuehl fuer nationalen Zusammenhalt.
Jeder, so scheint es, will an den Toepfen Gottes der erste sein, der hungrig durch staendige Entbehrungen und Geisselungen endlich Honig saugen kann soviel er will.
Will man die Portugiesen besiegen, so berichtete einst ein englischer Diplomat, braucht man sie bloss sich selbst zu ueberlassen. 
 
Was lag also naeher, als die Vorzuege und den Lohn fuer nationalen Zusammenhalt anschaulich zu machen durch das Ala Arriba der Poveiros aus Povoa. 
 
So bekam durch Salazar, dem Herkules im Staate Portugal, ein Filmregisseur den Auftrag, die Volkssele der einfachen treuen und fleissigen Menschen Portugals in Filmen zu dokumentieren und nachempfindbar zu machen. Das Volk und sein Leben sollte nicht verachtet oder belaechelt werden.
"Arraia miuda" (kleindoofe Fischleins) nannten und nennen die eingebildeten ueberheblichen stinkfaulen Teile der portugiesischen "Oberschicht" heute noch veraechtlich die einfachen wehrlosen Menschen der Landarbeit oder des Meeres, naemlich sinngemaess auf deutsch: "Poebel" !

José Leitão de Barros (1896 - 1967)
 
Mit seinem Filmwerk ueber die Fischer von Povoa erhaelt er auf den Filmfestspielen von Venedig im Jahr 1942 den Volpi Pokal fuer Dramaturgie.
 
Bitte ansehen, sehenswert !!

 
FILMAUSSCHNITT ALA ARRIBA (1942) 

gespielt nur von den Fischern selbst !

"Poveiros" die "Volksleute/Volkshelden sollen die ihnen gebuehrende Ehren und zu Anerkennung ihrer Arbeit und Leistungen  erhalten.
Der Poveiro wird unter Salazar in Portugal zum Vorbild des wahren edlen Portugiesen !


"Ej Uchem" skandierten die Wolgatreidler, die Burlak.
Und Barros scheint fuer seine Arbeit auch bei dem genialen Sergej Eisenstein gelernt zu haben, wie man ohne viele Worte und Sensationen dennoch ernste Stimmungen wirken laesst.
 
Faellt mir dazu ein, dass auch unser Papst Benedikt XVI. urploetzlich -wohl kraft hoeherer Eingaben vom Himmel hoch- eingesehen hat, dass der tridentinische Ritus vielleicht doch garnicht so schlecht war wie seit 1962 behauptet.
 
Der Sinn und Zweck der Menschlichkeit muss, insoweit stimme ich Seiner Heiligkeit durchaus zu, Menschen vorgespielt und schmackhaft gemacht werden.
Aber fuer den Menschen und seinen Wohlstand in Glueck und Eintracht !
Was der Papst erreichen moechte, ist nur eine Erweiterung seines eigenen Machteinflusses und den seiner Helfeshelfer, so wie frueher in alten Zeiten......die Not und insbesondere die Ursachen der Not interessieren ihn ebensowenig wie weiland den machthungrigen aber arbeits- und denkfaulen Heiligen Martin.
 
Die Sozial Demokratische Solidaritaets Gewerkschafts Theorie, welche die persoenliche masslose Freiheit, den Inneren Widerstand, den Egoismus und Schamlosigkeit als demokratisches Ideal propagiert, hat leider trotz allenthalben herrschender Wirtschaftskatastrophen und weit schlimmeren, die erst noch folgen werden, leider noch immer nicht ausgedient.
 
Die Internationalen Gewerkschaften haben sich erst kuerzlich zum ITUC CSI IGB verbuendet....
 
Arbeiter ?
Werden bald wieder auf der Stufe von Leibeigenen um Brot betteln.
Und Trost nur beim Lotto oder in der Kirche finden......
Wollen wir wetten ?
 
Die Menschen von heute haben von den Fischern aus Povoa eben nichts gelernt...... und werden buessen !

Posted by Ralf at 3:31 PM GMT
Updated: Wednesday, 17 January 2007 3:48 PM GMT
Post Comment | Permalink
Tuesday, 16 January 2007
Die Helden aus Povoa & das Schiffsunglueck der VERONESE im Jahr 1913

Der Passagierdampfer "VERONESE" , in Belfast gebaut im Jahr 1906, mit 261 Personen an Bord befand sich auf der Seereise von Liverpool nach Buenos Aires.

In Galicien, in Vigo,  hatte man einen Zwischenstop eingelegt und wollte nun gleiches tun im Hafen Leixões, in Nordportugal, der Hafen in der Naehe von Porto.

Es herrschten orkanartige Boen, das Meer ist aufgewuehlt.
Irgendetwas stimmte nicht im Maschinenraum.
Ploetzlich um 5 Uhr morgens des 16. Januar 1913, in dunkler Finsternis, bemerkt der Maschinist, dass der Maschinenraum unter Wasser steht.

Das Schiff befindet sich auf Hoehe des Strandes "Boa Nova"

Es ist ein Gebiet, wegen der zerkluefteten Felsformationen am Meeresboden, wegen Rip-Stroemungen und Sandbaenken ein auch fuer Strandgaeste (Spaziergaenger ! wegen unerwarteter Klein-Tsunamis) und Badefreunde hoechst gefaehrliches Gebiet.

Das Drama der  Seenotrettung beginnt :

Die VERONESE hilflos der Brandung ausgeliefert.
 
Da sich das Schiff in unmittelabarer Naehe zur Kueste, kurz vor dem Eingang in den Hafen befindet, sind bald am Strand die ersten Retter zur Stelle.

Abschuss von Abseil-Trossen (Tyrolienne)
 
Die Informationen, die ich fand sind widerspruechlich.
Vermutlich sind die Trossen nicht bis zum Wrack gelangt oder sie sind gerissen. Es gibt die ersten Toten zu beklagen.
 
Ein Tag und eine Nacht bangen die Menschen auf dem Schiff um ihr Leben. 
Und es ist keine Besserung in Sicht.
Machtlos stehen die Retter mit ihren Booten am Strand.
 
30 km noerdlich vom Hafen Leixões liegt das Fischerdorf Povoa de Varzim.
Nirgends sonst fuehlen Menschen die Aengste nach und niemand wie sie kennt das Leid, das Bangen und Hoffen der in Seenot befindlichen Maenner, Frauen und Kinder wie hier die Fischer von Povoa.
 
Der Anfuehrer der Fischer, den sie alle respektvoll "Patrão Lagoa" ("Chef der Bucht") nennen, fragt den Buergermeister Herrn Santos Graça :

"Patrão Lagoa"
(Manuel Antonio Ferreira 14.6.1866 - 7.7.1919) 

"Was denn jetzt...lassen wir diese Leute sterben ?"
Der Buergermeister antwortet: "Was soll man denn tun?"
Patrão Lagoa, gleichzeitig Hauptmann der Selbsthilfe Seenotretter sagt:
"Hingehen mit meinen Rettungsbooten !"
"Und zwar mit der Eisenbahn  !"

Gesagt getan:

Patrão Lagoa ruft seine drei Soehne, ruft seine Fischer und gibt das Kommando, die Rettungsboote aufzuschultern und zum Bahnhof zu tragen !
Es kommt aber das ganze Dorf !
Jeder hilft wo er kann....

Nachdem der Herr Buergermeister eine Lok und Anhaenger besorgt hat kann die Fahrt bis in die Verladestelle im Hafen von Leixões beginnen.

Viele Fischer dort erwarten den Patrão Lagoa mit Jubel und Hochrufen.

"Es sind die Volksleute da - Patrão Lagoa ist gekommen !"

Einschub:
"Poveiros"  habe ich mit "Volksleute" uebersetzt.
Das Wort klingt in den Herzen einfacher Menschen jedoch mehr nach "unsere eigenen Retter und Volkshelden" im Gegensatz zu den staatlichen , die nur die Reichen und Maechtigen retten oder beweinen. --
 
Sofort, nachdem man die Rettungsboote an den Strand gebracht hat, beginnen die wagemutigen Fischer aus Povoa ihre Boote zu besteigen, um hinauszurudern.
 
Der (in Portugal auch an der Kueste allein verantwortliche) Hafenkapitaen verbietet das und befiehlt:

"Halt ! Ihr duerft nicht hinaus !"
 
Patrão Lagoa bruellt ihn an:

"Aber wir muessen diese armen Gottverlassenen retten !"
 
Der Hafenkapitaen, solche Art des Widerspruchs nicht gewoehnt, erwidert giftig:
"Sie wollen wohl noch mehr Medaillen ?!"

Patrão spuckt zu Boden und flucht ihm Schimpfwoerter ins Gesicht.
Die Zuschauer applaudieren !

Der Buergermeister von Povoa de Varzim, der mitangereist ist, muss eingreifen und den Hafenkapitaen ueberreden, den Patrão und seine Helfer tun zu lassen, was sie fuer richtig halten.
Viele Englaender - die Zone um "Boa Nova" galt als chices Wohngebiet wo viele Englaender wohnten- stimmen zu.
 
Die Helden aus Povoa duerfen schlieslich hinaus, allerdings unter der Bedingung, dass sie sich vom Kanonenboot "Berrio" in Schlepptau nehmen lassen.
Kaum einwenig  auf See, greift Patrão zu seinem Messer und kappt das  Schlepptau und.... bruellt die (beruehmt gewordenen) Worte:

"P´ra terra, nem mais um palito !"
(woertlich: "Fuer´s Land, nicht einen Zahnstocher mehr")
sinngemaess: Ich lass mich doch von Land aus nicht verarschen !  

und an seine Mannschaft gehen die Kommandos:
"Rudern ! Rudern ! Rudern !"
 
Die Mannschaft rudert wie blind ....
Schon koennen sie die Hilfeschreie der Menschen an Bord der VERONESE hoeren.....

Auf fuenf Meter dem Schiff nahgekommen, wirft Patrão eine Anker-Boje und ein Halterungsseil zum Schiff, um sich an das Schiff zu binden ohne dagegen geworfen zu werden.
 
Jetzt koennen die Schiffsbruechigen herabgelassen und zum wartenden Kanonenboot "Bérrio" in Sicherheit gebracht werden.
 
234 Passagiere werden gerettet.
27 Personen haben ihr Leben verloren.
Kapitaen C. Turner verlaesst als Letzter das Schiff.
 
 
Die Lobos-do-mar, die Seewoelfe aus Povoa, die heldenhaften treuen Poveiros haben es tatsaechlich geschafft.
 
Zum Zeichen der gegleuckten abgeschlossenen Seenotrettung richten sie -so wie es seemaennischer Brauch ist- ihre Riemen senkrecht in die Hoehe !
 
 
----------------
 
Quellen:
 
1. Garatujando (muito obrigado !) 
 
 
 
Nachtrag:
Diese Tragoedie ist verfilmt worden.
 
Widmung:
Ich moechte an dieser Stelle an die sechs veruenglueckten Fischer erinnern, welche kurz vor Weihnachten nur in 50 Meter Entfernung zum Strand ihr Leben verloren.
Sie waren aus Povoa de Varzim !
 
------------------
 

Posted by Ralf at 2:14 PM GMT
Updated: Tuesday, 16 January 2007 10:24 PM GMT
Post Comment | Permalink
Monday, 15 January 2007
Der Schotte Kalley & ein Religionskrieg auf Madeira

Er kam aus Glasgow,  als Kind mit seinen Geschwistern von seinem Stiefvater erzogen, hatte er eigentlich den Glauben an Gott & die Welt verloren.
Als junger Arzt in einem Hospital lernte er eine Greisin kennen, welche sein Leben veraenderte.
Fortan ist er von dem Wunsch beseelt, nach China zu reisen, um dort als Arzt und Missionar des evangelischen Glaubens taetig zu werden.

Seine Ehefrau erkrankt an der Lunge und so beschliesst das Paar, des Klimas wegen nach Madeira auszuwandern.

Ein denkwuerdiger Tag fuer die Geschichte der portugiesischen Insel Madeira und seiner Bewohner.

Dr. Robert Reid Kalley (1809 - 1888)

 
Die Inquisition in Portugal ist zwar seit 1821 abgeschafft.
Dennoch ist die Ausuebung einer anderen als katholischen Religion verboten !
Der Besitz der Bibel, sogar in der offiziell von Koenigin Maria II. fuer die Azoren genehmigten Fassung, ist weiterhin als Haeresie ("Ausuebung unerlaubter Wahlfreiheit") untersagt.
Strafe: Exkommunikation und Ausweisung !
 
Nur Auslaender - zahlreiche Englaender leben auf Madeira- duerfen in ihrer Landessprache hinter verschlossen Tueren -und nur in nicht Kirchen aehnlichen Gebaeuden- ihren Glauben zelebrieren.
 
Als  Kalley , mit 28 Jahren, auf die Insel Madeira kommt herrscht eine Wirtschfatskrise, Ueberbevoelkerung, magere Ernten, der Weinhandel stagniert, es herrschen Not und Elend.
Kalley arbeitet als Arzt und Apotheker.
Sogar der Bischof ist sein Freund.

Drei Jahre spaeter eroeffnet Kalley das erste Krankenhaus auf Funchal.
Da die Einheimischen keine Ahnung vom Christentum hatten und keine Ausbildung erhielten, gruendete Kalley auf eigene Kosten 20 Schulen:

Tagsueber Unterricht fuer Kinder
Abends Unterricht fuer Erwachsene
Bald lesen 2.000 Portugiesen die Bibel.
 
"Der Heilige Englaender"... wird Kalley genannt und..."der gute englische Arzt ".
 
Das aendert sich schnell, als in den Familien ploetzlich Alt und Jung, Geschwister und Eheleute untereinander ueber die richtige Religion zu streiten beginnen.
 
Die Feudalherren und Autoritaeten sehen ihre Position und Macht nicht laenger sklavisch respektiert, sondern frech widersprochen.
 
Kalley avanciert zum:

"Dieser Wolf aus Schottland" 

 

Die Englaender reiben sich die Haende.
Auch sie haben es auf die Menschen von Madeira abgesehen....

Weil seit 1834 die Sklaverei abgeschafft ist und bald -nach weiteren 4 Jahren- jeder Sklave in die Freiheit zu entlassen ist, suchen die Plantagenbesitzer in Trinidad schon seit laengerem neuen billigen Ersatz fuer ihre Sklaven.
Da trifft es sich gut, dass die katholische Kirche gegen Kalley und alle Protestanten auf Madeira die Jagd eroeffnet hat.

Am 10. November 1846 hat die portugiesische Ordnungsbehoerde, die Ruhe und Eintracht wiederherstellen moechte, ihre Anhaenger versammelt.
Auf der anderen Seite der Strasse stehen etwa 4.000 Anhaenger Kalleys bereit, ihren Arzt und Pfarrer zu verteidigen.

Der Kluegere gibt nach.
Kalley und seine Anhaenger fliehen auf englischen Schiffen von Madeira nach Trinidad.
Weil die dortigen Verhaeltnisse auf den Zuckerrohr- und Kakauplantagen unertraeglich und das Klima moerderisch sind, fliehen viele weiter nach den USA....., Kalley nach Illinois
In Brasilien gruendet er die Evangelische Kirche Fluminense

Und Portugal ?

Im Jahr 2006 haben 100.000 Portugiesen ihre Heimat verlassen, weil sie gezwungen waren, Arbeit und Brot im Ausland zu finden.

Im Jahr 2007 wird der Praesident Portugals in Indien Vortraege halten und sagen, dass Inder das Land Portugal als "Plattform" (port.: "plataforma")  fuer den Zugang zu europaeischen Maerkten nutzen sollten.

Inder ? Chinesen ?
Wo die ausgebildeten, fleissigen Portugiesen die hier herrschenden byzantinischen Hierarchien unter Traenen verlassen muessen, aus einem Land, welches auch in handelsrechtlichen Fragen ebensoweit von Europa entfernt ist wie der indische Kontinent.

Weder Indien noch Portugal zaehlen zu den Signatarstaaten des sog. UN Kaufrechts (CISG)
Deutsche Handelshaeuser haben deswegen groesste Schwierigkeiten, da gegebenenfalls im  Streitfall vor deutschen Gerichten nach portugieischem bzw. indischem Recht geurteilt werden muss.
Rechtlich gesehen ist Portugal fuer Europaeische Maerkte jedenfalls gefaehrlicher unbekannter Urwald.

Sozialismus und katholische Kirche haben gruendliche Arbeit geleistet:

"Willst Du deutsche Einkaufbueros und Einkaeufer treffen, musst Du nach Indien reisen !"
Textil- und Bekleidungstechniker lassen Portugal links liegen.
Liegen weitere Anfragen aus Indien, Vietnam etc auf dem Schreibtisch, behandelt der deutsche Sachgebietsleiter die Anfrage aus Portugal zu allerletzt- wenn ueberhaupt.

Plattform Portugal..... 

----------------
Quellen:

1. The Portuguese of the West Indies  (.pt)

2. historische Zeitungsreportage    (.en)

---------------- 


Posted by Ralf at 5:25 PM GMT
Updated: Tuesday, 16 January 2007 11:49 AM GMT
Post Comment | Permalink
Sunday, 14 January 2007
Welchen Tartan, wenn ein Portugiese einen Schottenrock tragen will ?
Die Schotten in Bonn feiern am 3. Februar 2007:

Burn´s Night Dinner Dance
 
wo die Schotten der Luso-Caledonian Society feiern, weiss ich nicht.
 
Die Kardinalsfrage ist immer dieselbe: "Was zieh´ich an ?"
Androgyne Mannsbilder traeumen verstaendlicherweise vom Tragen eines Soay Schafs-wollenen Schottenrocks....
 
Das Tragen eines Schottenrocks ist tatsaechlich nicht verboten.
Es greifen keinerlei fremden Schutzrechte, sei es aus Namens- oder Urheberrecht.
Aber dennoch kann so ein Auftritt in einem Schottenrock fuer Portugiesen (oder Deutsche) schnell oberpeinlich werden.
 
Daher moechte ich hier mal bekanntmachen, welchen Tartan beispielsweise ein Portugiese durchaus tragen darf:

Wellington or Waterloo Commemorative Tartan
Nr.: WR154
 
Das ist wichtig:
Beim Reading den Check checken  !
 
Wellington war ein grosser Freund der Portugiesen ! 
 
 
Meinen deutschen Lesern, auch denen aus dem gluecklichen Oesterreich, kann ich als Trost mitteilen, dass auch sie im Rock tanzen duerfen.
Nur die Schweizer.......
 
"Ihr Schweizerleute bleibt besser daheim"
Seht doch selbst !
 
Tut mir leid. 

Posted by Ralf at 11:31 AM GMT
Updated: Sunday, 14 January 2007 11:33 AM GMT
Post Comment | Permalink
Friday, 12 January 2007
DIE FACKEL (1899 -1936) - Herausgeber: Karl Kraus - ONLINE

Leseprobe:

 

 

Das AUSTRIAN ACADEMY CORPUS hat  37  Baende, 15  Ausgaben, insgesamt 22.500 Seiten online gestellt.

Leider muss man sich zuvor anmelden.

Die Suchfwortfunktion fuehrt zu lesenswerten Aufsaetzen, Kommentaren und Besprechungen.

Denkanstoesse !
Auch geniesse ich die kraftvolle Sprache ihrer Autoren!

(gefunden bei: HANDAKTE


Posted by Ralf at 4:47 PM GMT
Updated: Friday, 12 January 2007 5:01 PM GMT
Post Comment | Permalink
1934 in Portugal: Ketzergericht in der Heeresbaeckerei

Von einem (fuer uns heute) kuriosen Vorfall allerhoechster Besorgniserregung in der Manutenção Militar (port: Heeresbaeckerei) berichtet die Postille der Kommunistischen Partei Portugals AVANTE :

Ein Autodafé (port.: AUTO DE FÉ- Handlung des Glaubens) in der Heeresbaeckerei 

(Quelle: Fundação Mario Soares)
 
Vor Tagen stuerzte ein Fahrer voellig aufgeloest vor Aufregung zu einem "Herrn Oberstleutnant" und zeigte einen leeren Sack.
Die Angelegenheit war schwerwiegend: Ein Stempelaufdruck "ODESSA" und Hammer & Sichel zeigten die Herkunft: Die Sowjetunion.
Es muss erwaehnt werden, dass es sich um einen Weizenmehlsack handelte, der aus England importiert war.
Tatsaechlich importiert England von dort Weizenmehl, das es dann an uns weiterverkauft, deswegen es uns verbietet, mit den Sowjets Handel zu treiben.
Ansonsten wuerden wir billigeren Weizen essen, was nicht im Sinn unseres "alten Buendnispartners" liegt.

Es versammelte sich der Ratsausschuss der Offiziere, um diesen Vorfall zu beraten.
Schliesslich beschloss man, den Sack zu verbrennen - es kommt darauf an, die "kommunistische Gefahr" zu tilgen in einer militaerischen Staette und von solcher Wichtigkeit.
Und das Feuer der Laeuterung besaenftigte die modernen Torquemadas....


Ich frage mich soeben, was haette man auch anderes anordnen sollen ?
Die Wachsamkeit eines Fahrers ist Gold wert...und sollte nicht enttaeuscht werden, sollte mit Pomp & Umstand Lob und Bedeutung verliehen bekommen.

Von Menschenfuehrung verstanden sie was die Offiziere der Heeresbaeckerei.

Wie wuerde man heutzutage verfahren, wenn Mehlstaub mit Anthrax - Pulver verwechselt wird ?
Laecheln ?


Posted by Ralf at 11:08 AM GMT
Updated: Friday, 12 January 2007 5:08 PM GMT
Post Comment | Permalink
Thursday, 11 January 2007
Gegen die Briten marschieren, marschieren ! Portugal und das Ultimatum Englands 1890

Seit 15 Tagen ist der 25 jaehrige Dom Carlos (1863 - 1908) Koenig von Portugal.
Er ist zwar jung und unerfahren, aber er spricht Sprachen, hat das Ausland bereist...

Die Republikaner in Portugal -die sich ihre Kenntnisse nur aus Buechern angelesen haben- wissen derweil alles besser.
Portugal, in ihren Augen, ist ein Weltreich von  Gottes Gnaden und  ein Heiligtum....

Portugal besitzt ein Kolonialreich.
Eigentlich ist es keines, denn "kolonisieren" bedeutet, dass Bauern oder Gewerbetreibende irgendetwas "beackern & anpflanzen".
Genau das aber ist den Portugiesen selbst daheim zu beschwerlich.

Die Landwirtschaft befindet sich noch immer auf dem Niveau der keltischen Ureinwohner, weil die Kirche Forschung, Fleiss und Kapitalansammlung verbietet und verhindert hat.
Ausserdem macht das Fehlen eines Geldumlaufs jegliche Arbeitsteilung unmoeglich, man tauscht wie zur Steinzeit, wer keinen Garten hat leidet Hunger.

Forstverwaltung gibt es keine, obwohl die (unterschiedlichen) Eichen  ihrer Eicheln wegen zur Schweinezucht allenthalben hochnotwendig sind und man in Portugal jahrhundertelang diese Baeume massenweise gefaellt hatte, weil die Koenige ja ihre Schiffsflotten bauen mussten.

Ausserdem besitzt Portugal keine Energiequellen wie England und ohne Kohle kann man keine Industrialisierung betreiben und keine Kriege fuehren.

Die Republikaner stoert die tatsaechliche Wirklichkeit wenig.
Die Republikaner in Portugal sind Schwaermer und eingebildete  Ruhmeshelden.

Die Staaten Europas haben -listenreich- besschlossen, dass wer seine Kolonien nicht tatsaechlich bewohnt und beackert -dabei dachten England, Frankreich und vorallem Bismarck an Portugal- der darf sich nicht als Inhaber oder Schutzmacht aufspielen.

Schnell schickt Portugal ein paar Maenner in das Hinterland seiner Kolonien, um von dort wie Erstentdecker fuer alle Welt sichtbar die portugiesische Praesenz (und Besitzanspruch) zu zeigen bzw. anzuzeigen.

Der Gedanke liegt nahe, die beiden Kolonien Angola und Mozambique zu verbinden:

Mapa Cor de Rosa (Die rosafarbene Landkarte)
 
England kocht vor Wut !
Portugal ist frech geworden.....

 Ultimatum Englands an Portugal vom 11.1. 1890
"Schluss damit - oder Krieg"
 
Der weitsichtige Koenig (und seine Berater) knickt unverzueglich ein.
Es gibt keine Rosafarbene Landkarte mehr.....
 
Jetzt trommelt die republikanische Opposition und laeuft selber zu Hoechstform auf !

Papagaio Real, diz-me quem passa?
- É e-rei D. Simão, que vai à caça.
E, mais adiante:
Papagaio Real, diz-me quem passa?
- É alguém que foi à caça.
Do caçador Simão ...

"Koeniglicher Papagei, sag mir, was ist los ?"
- "Es ist der Koenig D. Simon, der grad zur Jagd geht."
und, ein wenig spaeter:
"Koeniglicher Papagei, sag mir, was ist los ?"
es ist irgendjemand, der zur Jagd ging
nach dem Jaeger D. Simon"

Angespielt wird hier auf die Jagdleidenschaft des uebrigens auch an Natur und Naturwissenschaften sehr interessierten Koenigs D. Manuel.
Subtil wird der Wunsch nach einem Koenigsmord zum Ausdruck gebracht- ihn, den Koenig, und seinen aeltesten Sohn werden sie aber dennoch bald erschiessen.

Subtil klingt allerdings folgender Ruf schon nicht mehr:

Portugal, o velho herói magnífico, não lhe pode enterrar a espada gloriosa nas profundezas do estômago, nem pode descarregar-lhe no arcado peito uma das sua espingardas honestas
Portugal, Du grossartiger Held aus alter Zeit,
sollst ihm nicht vergraben dein Ruhmesschwert
in die Tiefen des Magens,
sollst nicht herausziehen aus seiner buckeligen Brust
eine deiner Ehrenschwerter
In ihrem Groessenwahn dichten und komponieren die Portugiesen ihre -noch heute gueltige- Nationalhymne
Heróis do mar, nobre povo,
Nação valente e Imortal,
Levantai hoje de novo
O esplendor de Portugal
Helden des Meeres, edles Volk
Nation erhaben und unsterblich
Erhebe heute von neuem
Den Ruhmesglanz von Portugal
Die Musik dazu stammt von einem gebuertigen Deutschen
Und der Schlussrefrain lautet:

Contra os Bretões marchar marchar !
(Gegen die Briten marschieren, marschieren)
 
Diese Version erschien spaeteren republikanischen Regierungen dann doch einwenig allzu englandfeindlich .
 
Seitdem singen die Portugiesen auf allen Schauplaetzen der Weltgschichte, zu was sie wirklich faehig sein wollen:

Contra os canhões marchar, marchar !
 
Die armen Portugiesen wollen gegen Kanonen marschieren !
Zum Glueck sind nicht alle Portugiesen Spinner.
Im Ersten Weltkrieg sahen die Portugiesen, von England mit einem eigenen Helm auf dem Kopf gesetzt und Gewehren in die hand gedrueckt und in die Schuetzengraeben vor die deutschen Maschinengewehre geworfen, dass sinnloses Sterben keinen Sinn macht !

Portugiesen daheim in warmen Sesseln waren stinkbeleidigt, als deutsche Kriegsberichterstatter die Portugiesen in Flandern in der Kriegshoelle als gefluechtete Soldaten beschrieben.
(Der deutsche Ex-Kaiser hoechstselbst und handschriftlich hat spaeter diesen "Irrtum"  hoeflicherweise -unwahr- richtiggestellt).

Ich kann nur folgendes sagen:
 
Ich habe Hochachtung vor Koenig Carlos , vor Feldherren und portugiesischen Soldaten , die einen aussichtslosen Kampf vermeiden.
 
-------
Quellen:

1. SEMIRAMIS
 
 
3. Online Resefuehrer: Flagge und Hymne Portugals (Danke HJB und mbk !) 
 

Posted by Ralf at 4:40 PM GMT
Updated: Tuesday, 29 January 2008 10:38 PM GMT
Post Comment | Permalink

Newer | Latest | Older