Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Tuesday, 6 June 2006
"Die Maeuse der Inquisition"
Antonio Serr?o Crasto, ein Marrano ("mar-anus" : Zwangsgetaufter) in Portugal, war Botaniker, Dichter.
Aus seiner Feder stammen 2 Gebete, 20 Sonette, 37 Romane, 12 Glossen und 2 Gedichte.

Antonio Serr?o Crasto (1613? - 1685?), oft auch "Antonio Serr?o Castro" geschrieben, sass von 1672 bis 1682 in Lissabon in Haft, im Kerker der Inquisition.
Was die Literaturwissenschaft unter der Rubrik "Satire" abgelegt hat bedarf zumindest einer Erlaeuterung.
Wer als Mensch von Unmenschen zu Unrecht verurteilt im Kerker sitzt schreibt naemlich eine ganz besondere Sorte von "Satiren", solche die einen erschuettern, mahnen, wachrufen.....

Im Original:
OS RATOS DA INQUISIC?O
(bitte auf Seite 82 von 96 vorgehen)

Ich habe mich bemueht, meinen werten Lesern eine moeglichst verstaendlich uebersetzte Fassung zu geben, auf den Reim, der die Anklage noch spitzer und zugleich erhabener macht, musste ich leider verzichten - Kritik und Verbesserungen sind -wie immer- ausdruecklich erwuenscht !!

DIE MAEUSE DER INQUISITION

Dieses Haus in seiner Armseligkeit
zahlt mir in schlechter Qualitaet
hat nichts in Mengen zu Mausen
nur Maeuse hat es in Mengen

Diese behandeln mich schlecht
auch futtern sie meinen Kaese und mein Brot,
Kuchen und Obst aus meinem Futternapf
und geben zur Antwort, ueberaus richtig
- es sind schliesslich meine Genossen:
es muss halt in allem geteilt werden.

Wie Recht Ihr habt, sage ich dann,
trotzdem verratet mir mal, in welchem Bau
teilt mein Hungermaul
mit dem Euren die gleiche Gefahr ?
Eure raeuberischen Zaehne
beissen sich am Vorratskorb von aussen nach innen
und nicht mal ein einziges Korianderblatt lasst ihr mir ueber.
Dann antworten sie:
Waehrend Du ihn bloss aeusserlich nutzt
dient uns viel mehr sein Inhalt.

Wenn jemand Euch doch Nutzen bringt,
sagt mal, warum stuerzt Ihr Euch so oft
wie auf einen Wuehltisch franzoesischer Klamotten
auf einen traurigen Portugiesen,
Was hat der arme Euch schlechtes getan
hat er Euch doch mitnichten beleidigt
auch verteidigen tut er sich nicht
ihn schlecht zu behandeln ist Tyrannei
und was soll das schon
demjenigen den Tod zu geben, der sich ohnehin ergibt

Schon sind die Kleider voller Flicken,
weil was an Mode importiert kommt
das Bezahlen der Kosten, auf was es ankommt,
passiert nur von Zeit zu Zeit
aber mit solchen und vielerlei Stopfknoten
dass es eine Erzaehlung waere die ganze Anzahl aufzuzaehlen
und ganz unmoeglich nachzurechnen
die Flicken ueber Flicken.

So viel ich tagsueber auch stopfe
Ihr reisst nachts die Faeden alle wieder auf
was Ihr nachts wie um die Wette auftrennt,
stelle ich beharrlich tagsdrauf wieder her
und, falls ich mich wegen des Haufens beschwere oder muede bin
sagt Ihr mir zur Erheiterung,
weil Ihr mich zanken und verspotten wollt,
dass ein Mann von Ehre in Lumpen laeuft
doch nie in geflickten Klamotten.

So einer Denke folge ich nicht
weil, wenn ein Stoff geflickt ist,
reicht das aus und er haelt bis ins naechste Jahr
durchgewetzt und mit losen Naehten aber nicht.
Doch Ihr, bei jeder Gelegenheit,
reisst immerzu bloss Naehte auf;
was sich versoehnt, solche Ehe trennt ihr auf
indem sich jeder von jedem abwendet
und ich, der dieses Scheiden sehe,
zwischen Flicken und auf alle Flicken
setze ich noch einen Flicken obendrauf.

Weder Behandlung noch Verhandlung
will ich von Euch noch haben
und dieses bloede Maeusegehoppse
will ich auch nicht mehr sehen.
Weil Ihr alle wie die Enten seid
Ihr fresst, schnattert und macht Dreck
und schlimmer noch als das,
Ihr seid regelrechte Wertevernichter
an all der Kleidung, auf die Ihr trefft.

Wenn Eure Armut, Ihr kleinen Maeuse,
Euch stoert
zu welchem Zweck macht Ihr daraus einen Flohmarkt ?
Schaut's nur an, es ist garnicht gut, so grosses Aufsehen darum zu machen
oder dieses Katz&Maus Gespiele
weil Schuh toetet Spinne
und wenn Katze nach Maeuschen schnappt
in einen Schuh das Maeuschen sich fluechtet.

Doch fragt man jemand auf so einer Flohmarktmesse
was er denn an ihr findet
koennt Ihr nur Gutes ueber sie sagen
ich selbst aber ueberhaupt nicht
weil Ihr im Laufe Eurer Karriere dort alles findet was Ihr wollt
zahlt dennoch Ihr ihretwegen nichts.
Aber ich leiste das Standgeld und Kopfgeld,
den Koenigsgroschen und Marktgebuehr
und andere Abgaben obendrein.

Der Korb wie Haendler ihn auf dem Kopfe tragen
geht Euch nichts an
denn Ihr seid meine dummen Feigenschnepfen
und koenntet anders wenn Ihr nur wolltet:
Aber ihr handelt so intelligent wie Kerzen
oder andere Zwitschervoegel
alles was Ihr koennt , Ihr agilen Maeuse,
Ihr fresst mir alle meine Feigen auf
wie mit vollen Segeln rast Ihr auf sie zu
wie ein Schwarm von Staren

Und zwischen Blumen verborgen
schleicht ohne Erbarmen die Natter
und eine gemeine Katze
hat sich in ein Versteck gesetzt
und sieht eine Maus ganz verloren
da wird sofort jetzt fuer deren Tod gesorgt
Weil Maeusemaennchen oder -weibchen
sobald es vom Weg ins Loch abirrt
wie in Weinlaune ueberheblich
endet schnell im Katzengezaehn.

Und seid stets wachsam auf der Hut
weil's auch noch Kochtoepf'geben tut
und Ihr in sie hineinfall'n koennt
seht ihr einen huetet Euch
nehmt Euch der Katzen Ratschlag an
die ihre Schritte setzt mit Bedacht
denn hat sie einmal sich verbrueht
sogar vor kaltem Wasser flieht
aus Schaden klug und instruiert
bleibt sie fortan gut informiert.

Ihr wollt doch nicht etwa ausprobieren
wie die Strafe "Aug' um Aug'" funktioniert
obschon es Recht ist und Vernunft
den Tod zu geben dem der toetet
schliesslich moechte ich Euch raten
und ein allerletztes mal drum sagen
je mehr Ihr mit Zaehnen und Krallen
eine solch schaendliche Behandlung tut
gerade ebenso mit Zaehnen und Krallen
wird Euch einmal die Katze toeten.

Doch Ihr spottet ueber alles
tuschelt Schlechtigkeiten
so sehr bis Ihr zwischen den Zaehnen
haltet was Ihr am liebsten habt
doch was Ihr auch ausrichtet
mit Euren verfluchten Maeulern,
mit Euren tueckischen Krallen
eine Ballade koennt Ihr trotz Eurer Haerte
niemals zu fassen kriegen.

Weil ich sie in meiner Erinnerung habe
ohne Tinte, Feder und Papier
damit bloss keine Ratte oder Maus
daraus ein stinkenden Abfall macht
nur um ueber Euch den Sieg zu erringen
habe ich sie nunmehr umgebettet
weil wenn jetzt ein maus daherkommt
anfaengt zu nagen und zu beissen
gleich darauf selbst das Leben verliert
weil sie zu Gewuerm geworden.

Auch habe ich Euch schon von ihr erzaehlt
auf Latein ganze elf mal
denn in portugieischen Versen
hat es einen grossen Nachteil, ich weiss
aber dessen habe ich mich absichtlich bedient
woe ein vorsichtiger Arzt
den unheilbar Kranken vor Augen
sagt mit Zurueckhaltung zum Schluss
morietur auf Latein
was er nicht versteht , der Aermste

Wer in solchen Abrundschaechten nagt
mit schlechtem maul und schlechtem Zahn
das wankelmuetige Glueck der Menschen
von Maeusen habe ich es gelernt
vom vielen Hoerensagen
der Schein geht ueber alles
wie ihn ein Priester hat

Freundschaft mit einem Dieb geht so:
entweder der Dieb ist Priester
oder er muss ein Priester sein.

Nun sind wir, ihr lieben Maeuse,
in diesem Heim doch wie Freunde
und um den Gefahren zu begegnen
sollten wir besser Frieden halten
Lasst uns die Lumpen teilen
die Streitigkeiten vermeiden
und was wir zum Essen haben
nagt nur an Knochen und Dornen
an Eicheln und Kernen
an den Schalen, Brotraendern und -krumen.

Was ich weiss werde ich einer Katze anvertrauen
und den Kochtopf werde ich zerschlagen
um ihn bloss nicht mehr zu gebrauchen
und gerne werde ich Euer Freund sein.
Auch die katze kriegt ne Rassel umgehaengt
denn wenn man Ihr Getrappel hoert
lauft Ihr fluchtartig ausweinander
und weil Ihr dann nichts mehr anruehren werdet
mach ich aus Dieben treue Gesellen.

Gibts darum keine Meinungsunterschiede
hat hiermit der Prozess ein Ende
die Ruhe ist da
Krieg und Streitereien lasst sein
Finger weg was Streit beschert
soll doch Frieden sein in allen Ecken
Wie sagt der doch so weise und trefflich
im Sprichwort steht's
dass besser sei ein schlechter Vergleich
als gutes Koepfeeinschlagen

Ich will mich ja garnicht beklagen
ueber Euch nicht, und nicht ueber die Behandlung
nur ueber jenes Maeusepaar
mit gutem Grund fuerwahr
die Zeit ! Diese Maus ist grausam;
eine andere schlechtwollende Welt;
das Glueck auch noch so eine Ratte ohne Erbarmen
diese beiden haben mich zerstoert
haben mich ausgewaidet
mit ihren Giftzaehnen

Nur der Tod, die Raubtier Maus
wohl um mich noch mehr leiden zu sehen
laesst sich Zeit zu kommen
um alles Vergnuegen das er mir braechte.
Kommt er dann doch der harte Tyrann
um mein Schlaechter zu sein
aber komme er nur heimlich
dass ich ihn bloss nicht sehe
sonst passiert es noch,
dass ich zurueck ins Leben will

Falls diese Sicht der Dinge verfaelscht wird
oder andere von mir auch
dann bedeutet das demjenigen,
der an Maeuse gewoehnt ist, wenig
Faelschungen sind doch nicht schlimm
bei grundsaetzlichen Begriffen
wenn die Wahrheit klar und deutlich vor uns liegt
wie das heute wohl der Fall ist
sagte schon mal ein grosser Redner
und sogar einst der Poet


(ich danke meiner Frau Lena und unserem Freund Mario fuer die Hilfe und Geduld, die sie mit mir und meinen staendigen Hilfeansuchen haben - Sprachkundige Leser bitte ich ausdruecklich und herzlich um weitere Verbesserungen, deren sehr viele sehr von Noeten sind -ich weiss es ..)

Posted by Ralf at 7:06 PM BST
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