Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Saturday, 4 November 2006
Was man ueber Gustave Eiffel wissen sollte (und seine Bruecke Maria Pia in Porto)

Es war einmal ein Sakristan im schoenen Eifelstaedtchen Marmagen und hiess Leo Heinrich Boenikhausen.

Willi, sein Sohn, wanderte aus- er wollte lieber Foerster sein im fernen franzoesischen Dijon.
Aber welch ein unausprechlicher teutonischer Name heftete ihm an !
Drum nannte er sich fortan, Eiffel, mit 2 F, weil man Eiffel damals so schrieb und er von daher stammte !

1836 kam dann Gustave auf die Welt, worauf die Eifeler in der Gemeinde Nettersheim noch heute maechtig stolz sind.

Der Gustave  hatte bald eine Firma und einen guten Ruf als Brueckenbauer.
Drum bewarb er sich, als in Porto eine Eisenbahnbruecke gebaut werden sollte.

Es musste die damals laengste Stahlfachwerksbogenbruecke der Welt gebaut werden, weil Fliessgeschwindigkeit und Sandgehalt des Wassers die Errichtung von Flusspfeilern unmoeglich machten.

Anmerkung:
Solcherlei Bedenken und Vorsorge werden in unseren heutigen Tagen in Portugal nicht mehr angestellt.
Stuerzt wegen Treibsandschaeden an Pfeilern eine Bruecke ein und verlieren dutzende Opfer ihr Leben, dann urteilen die karrierebewussten Richter immer, dass es goettlicher Wille war, also eine Naturkatastrophe ....und die Hinterbiebenen zum Schmerz auch die finanziellen Verluste tragen duerfen....

Wir befinden unsaber jetzt in den 70er Jahren des 19.Jahrhunderts:

Obrigado:  Avenida dos Aliados


Wir sehen da unten eine kleine Bruecke zwischen Gaia (rechts) und Porto (links), das ist die Bruecke Pensil, 1843 von einer franzoesischen Firma errichtet.
(Die Englaender hatten nach den napoleonischen Kriegen wie auch sonst kein weiteres Interesse an der Entwicklung Portugals !)

Hinten im Bild, hinter der Flussbiegung, soll die neue Eisenbahnbruecke entstehen.

Eiffels Vorschlag war nicht nur schoener, als alle anderen, sondern auch wesentlich und zwar etwa 40 % (!) billiger:

Quelle

War die Brueckenzeichnung "sein Entwurf" ?
Nein !
Nachweislich stammte der Entwurf (und die komplizierten statischen Berechnungen) von seinem deutsch-belgischen Mitarbeiter Theophile Seyrig (1843 - 1923)

Eine neuentdeckte (1864 von Maxwell) Berechnungsformel hatte Seyrig entweder gleichfalls selber herausgefunden oder von Maxwell mit Verstand und Begriff abgeschrieben.
 
Eiffel hat wohl den Plan seines Mitarbeiters nur noch unterschreiben muessen und konnte sich fernab der Baustelle, in dem netten Dorf Barcelos, bekannt fuer den Portugal-Hahn und das portugiesische (es gibt auch ein spanisches) Haehnchenwunder, fuer zwei Jahre (1875 - 1877) gemuetlich einquartieren.

Den Nachfolgeauftrag, die heutzutage allein fuer Porto bekannte Bruecke D. Luis I., bekam Eiffel nicht !
Seyrig wollte nicht laenger Aschenputtel spielen- was ich ihm nachempfinden kann- und hatte sich von Eiffel getrennt und war sein hierbei erfolgreicher Konkurrent geworden in Diensten einer Firma namens Willebroeck.
Ponte Dom Luis I. wurde spaeter von 1881-1886 erbaut.

Oben faehrt jetzt die Metro entlang
Wohlgemerkt: Das wurde Bruecke D. Luis I., welche die kleine Bruecke oben im Bild ersetzte

Eiffel musste indes nicht Hunger leiden.
Portugal gab ihm andere, insgesamt 32 Brueckenprojekte zum Bau.

Das Brueckenprojekt  Maria Pia war indes ein wirklich kolossales Unterfangen:
1. 600 tonnen Stahl mussten ja erstmal nach Portugal geschafft werden.
150 Arbeiter mussten unterwiesen werden.
Man hatte nur 22 Monate Zeit.
Wollen wir auch an einige andere beteiligte Ingenieure erinnern:
H. Dion, Emile Noguier, J. Compagnon

Wohlgemerkt: Das ist Bruecke Maria Pia !

Heute, am 4. 11. 1877 wurde die Bruecke fertig und durch Hoheit D. Luis, Koenig von Portugal, und seiner Ehefrau Maria Pia mit Pomp & Getoese auf den Namen der Dame (port: Donna oder Dª) getauft.

Was aus der Bruecke geworden ist ?
Ein Spielplatz fuer Mutproben und weithin bekannter zumeist jugendlicher Ersteiger.
Eine Bruecke, wo die Sicherheitsfrage mit der Einfuehrung eines Systems "Standarten-Pilot" (Bastao-piloto) geregelt wurde....nur  wenn der Lokfuehrer, in Portugal auch Pilot genannt, diese Standarte in der Hand hielt, durfte er seinen Zug ueber die Bruecke fahren.....

Heute faehrt kein Zug mehr ueber sie hinweg....sie rostet vor sich hin.
Die Portugiesen hoffen vermutlich auf ein Geldwunder.
Abriss, Renovierung...nichts will man..Augen zu und abwarten
(Ersatzweise : moeglichst ein schreckliches Unglueck, damit irgendein Finanztopf Europas abgegriffen werden kann)
Sicherheitsueberwachungen gibt es naemlich deshalb(?) auch schon lange nicht mehr.
 
Und Gustave ?
Hat gleichfalls seinen naechsten Mitarbeiter , den Maurice Koechlin (1856 - 1946)   um den Ruhm betrogen:
Der Eiffelturm war NICHT die Idee von Monsieur Eiffel...

Weil ich etwas gegen Finanzbetrueger habe, und Eiffel in der Skandalgeschichte des Panamakanals sich als solcher besonders kriminell hervorgetan hat, habe ich fuer diesen Herrn Eiffel keinerlei Respekt, vielmehr abgrundtiefe Verachtung.

Ehre nur wem Ehre gebuehrt !

Posted by Ralf at 11:44 PM GMT
Updated: Sunday, 5 November 2006 10:38 AM GMT
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