Beginnen wir die Erzaehlung mit erstgenanntem.
Es war einmal ein Diamant, hell und klar wie das Wasser, von unbekannter Herkunft, vermutlich aus dem fernen Indien, ein Baguette Schliff, von 30 Cilat Groesse, nie hatte die Welt einen groesseren Klunker gesehen.
Dieser riesige Diamant -genannt ESPELHO DE PORTUGAL (sprich: espeljo) zu deutsch: Der Spiegel aus Portugal - war verstaendlicherweise im Lauf der europaeischen Geschichte bei den Reichen und Maechtigen auesserst beliebt und begehrt und wurde auch von deren Kreditgebern stets mit besonderer Vorfreude ins Visier genommen.
Der Stein sah etwa vielleicht so aus:
Phantom Nachbildung angefertigt vom Juwelier Germain Bapst (1889)
Gemaelde von Peter Paul Rubens, 1618 (!!)
Nachweislich hinterliess er dem Manuel zumindest ein Schmuckstueck.
Und dieser Manuel I. hatte eine bildhuebsche Tochter, welche auf den Namen ihrer Oma getauft war !
Und Vater Manuel I. hatte einen Traum:
Portugal uebernimmt Spanien durch Ehevertrag.
Also bekam Toechterlein zu ihrer Schoenheit das (damals) groesste Juwel der Welt genau zwischen ihren beiden Bruesten anhaengt.....die Botschaft wurde verstanden und die Hochzeit war perfekt !
(Anmerkung: Die Portugiesen sagen genauuebersetzt: gab ans Licht eine Tochter - romantisch, nicht wahr ?)
Gemaelde von Cristovão de Morais (1551 - 1511)
Im Haar ueberm linken Ohr, welch ein understatement......
Sie heiratet den Thronfolger von Portugal !
Johann Manuel (1537 - 1554) , so heisst der pubertierende Jugendliche, der mit ihr -und selbst erst 15 Jahre alt- seinen Thronfolger zeugt.
Die Geburt erlebt er nicht mehr, wenige Tage zuvor verstirbt der Vater.
Der Sohn und Thronerbe wird jener Sebastian sein, den alle Welt in Portugal wegen der Angst dem gehassten Nachbarn Spanien anheimzufallen herbeigesehnt hat, welcher von Jesuiten zu religioesen Wahnvorstellungen und von seinem Beichvater schon als Kind sexuell missbraucht wird, zehnjaehrig an Tripper erkrankt und sein Land Portugal ins Unglueck stuerzt in einer katastrophalen militaerischen Niederlage in Nordafrika,...... und seither verschollen ist.
Philipp II. (Spanien) macht sich zugleich zum Philipp I. (Portugal)
Doch gibts darueber im Volk grosstes Missfallen.
Da denkt sich Dom Antonio (1531 - 1595), Prior von Crato (weil er eigentlich im Malteserorden Karriere machen wollte) seine Stunde sei gekommen und laesst sich zum Koenig ausrufen.
Philipp macht kurze Zeit spaeter diesem (unberechtigten) Spuk ein Portugal in gewaltsames Ende und Portugal hoert auf, eigenstaendig zu existieren.
D. Antonio hat gerade noch Zeit den Klunker in seine Tasche zu stecken und nach England abzulegen.
Dort bittet er Koenigin Elisabeth I. um Hilfe.
Das Unterfangen geht schief, Portugal bleibt spanisch aber der Klunker ist weg aus D. Antonios Hosentasche.
O ESPELHO DE PORTUGAL - Der Spiegel aus Portugal
Er macht sich viele Jahre spaeter noch immer gut in der Krone von Henrietta Maria (1609 - 1669) , aus Frankreich stammt sie, katholisch ist sie, aber sie hat Carlos I. geheiratet und darf sich Koenigin von England, Schottland und Irland nennen und sich an dem Klunker erfreuen.
Zeichnung von Thomas Cletcher
Henrietta muss in ihrer Heimat um Waffenhilfe fuer ihren Mann betteln und versetzt 1644 ihren sicherlich heissgeliebten Lieblingsklunker.
Als der treue Untertan im Jahr 1661 verstirbt, vermacht er den Klunker dem franzoesischen Koenigshaus -nicht etwa der Kirche....
Darueber freut sich Maria Theresia von Spanien (1638 - 1683) , denn eigentlich war sie -und ihr Spanien- finanziell ueberhaupt nicht in der Lage, die vereinbarte Mitgift zu bezahlen, Spanien keine Weltmacht mehr......
Der alte Fuchs Mazarin hatte da -wie wir wissen- seine Haende im Spiel....und hatte -wie ich vermute- diesen Klunker als Joker. aus dem Aermel gezogen.....und so kann ich mir denken, wie der deal mit Ludwig aussah....
Eines Ttages also prangt der Klunker bei Majestaet ganz oben im Haarbau:
in Portugal/Spanien: Maria Teresa da Austria genannt
Gemaelde (Ausschnitt) von Pierre Mignard
Und so bleibt der Stein in Frankreich.
Ludwig XV. (1710 - 1774), der Vielgeliebte, traegt ihn bereits als Knabe in seinem Halsband, das mich an ein pompoeses Kropfband erinnert.
Gemaelde von Hiacynthe Rigaud
1795 ist Frankreich pleite !
Der Stein wird an die Tuerkei verkauft !
Und wo ist er heute ?
Das ist noch immer die Frage !
Es gibt einen Stein, mit ungeloestem Aktenzeichen, in der Smithsonian Collection in den USA:
Denn der war hart und schoen, besonders das (in England erfundene) Bleiglas, welches in Schmelze und in erstarrtem Zustand "weicher" ist, und sich deshalb besser gravieren und schleifen laesst, liess sich mit ihm beeindruckend leicht ritzen.....
Welch ein peinlicher Irrtum der Koenige Portugals !
Oder ein vorsaetzlicher Kreditbetrug, so ne Art Bilanzluege ?