Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
« November 2006 »
S M T W T F S
1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16 17 18
19 20 21 22 23 24 25
26 27 28 29 30
You are not logged in. Log in
Entries by Topic
All topics  «
Blog Tools
Edit your Blog
Build a Blog
RSS Feed
View Profile
Saturday, 25 November 2006
Luisa Todi - Eine Portugiesin singt mezzosopran und Europa ist begeistert

Es sind schon ueber 250 Jahre her.

Eine Portugiesin wird in Setubal, jener phoenizischen Stadtgruendung zu Ehren des Gottes Bal (vgl. "Hannibal") als Tochter eines musikkundigen und schriftgelehrten Kopisten geboren.

Der Vater zieht nach Lissabon und nimmt seine Familie mit.
Alle seine vier Toechter zeigen eine Begabung fuer die Schauspielerei, treten auf in Molièr Lustspielen und eine seiner Toechter kann sogar gut singen

Luisa Rosa de Aguiar Todi (1753 - 1833)

In Portugal, besonders katastrophal in Lissabon, hat ein Erdbeben 1755 nicht nur Menschenleben gefordert, sondern den Glauben an Gut und Boese erschuettert.

Beinahe waere Portugal, durch die Weisheit, Staerke und Weitsicht seines Regierungschefs Marques de Pombal ein moderner Staat geworden.

Aber mit Beginn der Amtszeit von Koenigin Maria I. (1734 - 1816)  faellt Portugal wieder zurueck in katholische Finsternis und Rueckstaendigkeit.
Das Gold, das man seit 1711 in Brasilien gewinnt, gestattet eine vollstaendige Missachtung der Regeln und Gesetzmaessigkeiten von Soll & Haben, von Vernunft & Gewissen.

Fuer Musiker in Portugal bedeutete diese Politik gleichwohl eine goldene Zeit.
Um die Kirchen zu fuellen, spielt man nun Musik auf und singt schoene Lieder.
Dafuer liessen die beiden portugiesischen Koenige -auch Marias Mann war einer-  die besten Musiker Europas, vornehmlich Italiens, ins Land kommen.

Luisa bekam somit den besten Musiklehrer und erhielt Gesangsunterricht.

Ihr Lehrer war ein europaweit hochgeruehmter Komponist aus Neapel -wenngleich spanischer Abstamung-, welcher noch heute fuer seine Kirchenmusik bekannt ist, insbesondere zu Trauer Anlaessen, aber auch -wie Mozart- die damalige Mode mitmachte und Opern schrieb, womit Europa sich die voruebergegangene Angst vor Tuerken, Allah und Muslime teils spottend, teils ehrfuerchtig von der Seele spuelte.
Beispiel Solimano (1768).
Von seinen 38 Opern hat David Perez 14 Opern fuer Lissabon geschrieben....
(Niemand in Lissabon haelt es fuer noetig, sich um solche "Attraktionen" zum Ruhme und zur Ehre aller Portugiesen oder zum Wohlgefallen auslaendischer Bildungsreisender zu kuemmern, ich wage sogar die Behauptung: Keiner der Tourismus Autoritaeten hier hat persoenlich irgendwelche kulturellen Interessen oder Ahnung, was ausser Golf & Algarve noch von Interesse sein koennte !)

David Perez (1711 - 1778)

Und es wundert nicht, dass David -Musikdirektor der koeniglichen Hofkapelle in Porto-  einem Landsmann aus seiner Heimatstadt, der im koeniglichen und bischoeflichen Orchester die erste Geige spielt, diese portugiesische Menina (port.: Fraeulein) vorstellt.

Luisa heiratet 1769 den Francisco Xavier Todi und -wie es noch heute im Namensrecht Portugals ueblich ist- haengt den Namen des Gatten ihrem hintendran. 

Luisa unternimmt Reisen in die Metropoelen ganz Europas, wird huldigst empfangen von Koenigen und Aristokraten, der 20 jaehrige Beethoven hoert sie in Bonn, die Zarin Russlands Katharina II., entzueckt, schenkt ihr wertvollen Schmuck, und Vendig im Toditaumel erklaert das Jahr 1790/1791 gleich zum Ano Todi.

Gertrud Elisabeth Mara (1749 - 1833), die beruehmteste Saengerin Deutschlands, kocht vor Wut und Eifersucht.

Aber die Mara war eine Sopranistin !
Und die Todi sang mezzosopran !
Man kann diese beiden Stimmlagen nicht miteinander vergleichen !

Das rauchig-seiden-traurige Timbre einer portugiesischen Frauenstimme koennen meine werten Leser vielleicht einmal in Fadogesaengen kennenlernen.

Man stelle sich Luisa Todi vor, wie sie auf der Buehne das (schuldbewusste) Klagen der Koenigin Dido  , in heisser Liebe zu Aeneas erglueht, den sie in einer finsteren Hoehle liebeshungrig vergewaltigt hat und nun, da er weiss, dass sie einen Treueschwur als Witwe vor den Goettern gebrochen hat,  sein sofortiges Verlassen erleben muss...wie sie diesen tragischen Stoff (eben wie eine Fadosaengerin ) mit schoener kehlschlundtiefer grubendunkler Stimme dramatisiert !!

Die Zuhoerer in ganz Europa muessen wahnsinnig geworden sein vor Begeisterung (wie zur Beatle-Mania in unserer Zeit)

Didone Abbandonata (die verlassene Dido) von Librettist Pietro Metastasio (1698 - 1782) wird einer ihrer groessten Erfolge.
Anmerkung: Leider haben etwa zehn Musiker diesen Text vertont, so dass ich nicht herausfinden konnte, wessen Fassung die Toldi sang....

Als Luisa Todi zurueck nach Portugal kommt und in Porto Unterricht erteilt, so erzaehlt man, verlor sie bei der Flucht vor Napoleons Truppen all ihren Schmuck, den ihr Zarin Katharina einst geschenkt hatte, wurde aber von den Franzosen, die sie erkannten, ansonsten unbehelligt gelassen.

Luisa erkrankte an einer Augenkrankheit und erblindete.
Sie verstarb  im Jahr 1833.

Sie liegt begraben in Lissabon im ehemaligen Friedhof der ehemaligen Kirche der Encarnação.
Die beruehmteste Saengerin der Welt (zu ihrer Zeit) liegt dort heute noch immer und zwar unter dem Kopfsteinpflaster der Strasse Rua do Alecrim

In Porto steht neuerdings eine Casa da Musica.
Oder besuchen wir die Web Seite ihrer Heimatstadt Setubal 

Erinnert sich ein Portugiese an Luisa Todi ?

Und die musikalischen Talente Portugals von heute singen in Fernsehshows, weil man ihnen dafuer keine Ausbildung zu geben braucht....

------------ 

Hoeren wir in Erinnerung an Luise Todi :

Mon Coeur s´ouvre a ta voix (Saint-Saens)
gesungen von Shirley Verrett  

o sorry, out of order.....

--------------

Veja tambem:
Luisa Todi  im Blog Guilhermina Suggia


Posted by Ralf at 3:41 PM GMT
Updated: Sunday, 16 September 2007 11:09 PM BST
Post Comment | Permalink

View Latest Entries