Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Thursday, 30 November 2006
Rauch aus Brasilien, Monsieur Nicot & die Portugiesen

Schon immer hatten die Ureinwohner Brasiliens den Genuss eines Tabaks von ganz besonderem Geschmack genossen.

Das war kein wuerzig duftender Virginia.
Das war eine Sorte, die Rundblatt Variante, bei uns Bauerntabak (nicotiana rustica) genannt, ein Kraut, das in unserer Zeit nur noch hartgesottene Russen als Machorka verkraften koennen.

Immer wenn ein Ureinwohner Brasiliens Sorgen oder Leibschmerzen hatte,  musste ein Gesundbetenheiler, port.: paje, herbeieilen und heiligen Rauch machen.

Rauch erinnerte an Wolken, an Regenmacher, an himmlische Geister und Kraefte und im Rauch lag die ganze Magie.
Der nackte gebuehrend bemalte Paje kam mit einer Tabakkugel und musste den Kranken anpusten oder die Wunden bespucken

Folglich nannten die Tupi "Brasilianer" damals ihren Tabak: petum , was Rauch bedeutet.

Fuer besondere Indikationen hatte der Paje auch immer eine bunte Sortenvielfalt an Pfeifen einstecken, die er auf Wunsch rauchte: 

links ein Phallus - rechts eine Weibsfigur Pfeife
(Quelle) 

Der Genuss (und die Folgen) von  Petum waren bald auch bei den Portugiesen bekannt und beliebt.

Der Sekretaer der Inquisition, ein Jesuit namens Fernão Cardim (1549 - 1625), muss ueber das Petum-rauchen berichten:

...sogar die Portugiesen vergessen sich seinetwegen und liegen Tag und Nacht in den Seilen und trinken den Rauch und betrinken sich damit als waere es Wein.....
 
Das muss man sich mal vorstellen:
Die Ureinwohner arbeiten nur solange es unbedingt noetig ist und die Portugiesen sind auch nicht zum Selber Schuften nach Brasilien gekommen.
 
Der portugiesische Koenig João III. (1502 - 1557) hatte von Volkswirtschaft keinen Schimmer einer Ahnung und sonnte sich in der Einbildung, der liebe Gott wuerde einem Portugiesen die Arbeit schon erledigen.

Er vergab daher bloss erbliche Lehen an verdiente Heerfuehrer seiner Verwaltung und diese wiederum glaubten, von nun an als unumschraekter Herrscher (nur verstuemmeln oder toeten durften sie als Richter nicht) und sorglos wie im Schlaraffenland leben zu koennen.
Alles was sie taten:
sie vergaben gegen Bares vererbliche Kapitanate (Unter-lehen) , und diese wieder ...
 
Die einzigen, die wirklich produktiv mit Verstand und Muehsal arbeiteten waren Jesuiten und vor der Inquisition geflohene Juden.
(Deutsche Jesuiten liessen Musikkapellen spielen, das gefiel den Einheimischen und sie erschienen freiwillig zur Arbeit)
 
Bester Exportartikel war (damals noch nur) Brasil-Holz, das man in Europa zum Faerben brauchte und teuer bezahlte.

Die Landkarte Brasiliens mit den "Donatarios" (Lehen) sah folgendermassen aus:

links der Name des Landes - rechts der Name des Inhabers
 
Wir schauen auf Pero de Gois, donatario de SAO TOME !
Weil er einen Bruder hat, den Luis de Gois.

Und weil er einen verzweifelten Brief an Koenig Joao III. schickt, in welchem er eindringlich warnt, dass wenn nicht bald etwas geschieht, die Kolonie von Franzosen erobert werden wuerde und ganz Brasilien verloren ginge.....

Dem Sachverstand dieser Brueder hat Portugal viel zu danken.....
Neben Zuckerrohr werden auch Pflanzen wie Tabak als Exportware ernsthaft in Erwaegung gezogen.......

Luis kommt mit Tabaksamen nach Lissabon und ruehrt gehoerig die Werbetrommel.
Tabaktee und Tabakrauchen sollen Wunder wirken.

Tatsaechlich wuerde jeder Ureinwohner Brasiliens schwoeren, dass ihm der Rauch geholfen hat.
Ein aufmerksamer Beobachter, wie ich es bei den Gebruedern Gois unterstelle, wird jedoch nicht uebersehen haben, dass in Brasilien dem Tabakgenuss eine laengere Zeit des Fastens folgte !!

Der Tabak war nur Brimborium.....

Was den Verkaeufern in Portugal fehlt ist noch ein Werbetraeger, der letzte Durchbruch !

Zum Glueck weilt Botschafter Jean Nicot (1530 - 1604) gerade in Lissabon, um dem (Enkel von João III.) Koenig der Grossmacht Portugal die kleine Tochter aus Frankreich als Eheweib zu empfehlen...doch Sebastian ist schwul und zeigt keine grosse Lust....

Jean Nicot
 
Als guter Diplomat griff er den Tabakverkaeufern ein bisschen unter die Arme.
Seine Lieblingsbeschaeftigung war ohnehin das Archivieren, Katalogisieren und als er den Tabak wohl als Heilpflanze mit Wunderwirkungen einstufte, und sich die Koenigin Frankreichs dazu hinreissen liess, den Tee aus Tabak als Mittelchen gegen ihre Migraene zu preisen, da kann man sich denken wie sich alle freuten.....
 
Zwar heiratete die kleine Franzoesin nicht den tripper-kranken Koenig Portugals, den Sebastian, aber der Preis fuer Tabak erreichte bald den hundertfachen Wert des Pfeffers.... 

Die Freude kann groesser nicht gewesen sein !
(und Monsieur Nicot wird Namensgeber)

Der einzige, der den Schwindel durchschaute, war Jakob I., der James VI u. I. (1566 - 1625) von England, und wagte die Heilwirkung von Tabak zu bezweifeln.....

Dass es den Portugiesen garnicht um die Heilwirkung ging, sondern nur um die Suchtwirkung, die den Suechtigen zum Nachkauf von weiteren Tabakpflanzen zwingt -und die Kolonie betriebswirtschaftlich regierbar macht-  also eine garantierte Nachfrage darstellt, haben viele Portugiesen bis heute nicht begriffen bzw. erst viele Jahre spaeter festgestellt.

Portugal war 1891 derart vermoegenslos, bankrott und am Boden, dass zur Finanzierung weiterer Kredite vonseiten Englands (der Barings Bank) von João de Sousa das Tabakmonopol in die Waagschale gelegt, als Kreditsicherung angeboten wurde.

Auf 35 Jahre -bis 1926 (wenn es 1910 die Revolution nicht gegeben haette)- sollten die ungeschuetzten Portugiesen der Droge Tabak ausgeliefert werden, um den Staatshaushalt und die ruinoes sozialistisch katholische Politik der Verantwortlichen zu finanzieren.

Gerne gibt jeder Kreditgeber bei solchen blendenden Garantien bereitwilligst sein Darlehn......

Darum gehoert Rauchen -angeblich- zur lusitanischen Lebenskultur......

Die aktuelle Regierung Portugals ziert sich noch mit einem generellen Rauchenverbot wie in anderen Laendern, -man kann sich denken weshalb- aber was soll´s ?
.....heute hat man andere, viel interessantere Drogen zur Hand, und eine ausgekluegelte Werbemaschinerie.
Die schlimmste von allen Drogen ist die Eitelkeit und Gier der Menschen und in Portugal sogar der von vielen eingebildete und verteidigte "Rechtsanspruch" auf Kredit.....

Geradewegs gegen den Eisberg !

Posted by Ralf at 7:07 PM GMT
Updated: Thursday, 30 November 2006 9:46 PM GMT
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