Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Monday, 22 January 2007
Kapriolen & Lebenslust - Die Geschichte des portugiesischen Botschafters Soto Maior in Schweden 1856

Portugal und Schweden waren seit jeher wie ungleiche Brueder :
vereint und zerstritten zu gleicher Zeit.

Portugal brauchte die unvergleichlichen Schwedischen Kanonen (schiessen 4 Pfund !) und Schiesspulver und wollte Schweden unbedingt -aber vergebens-  zum Katholizismus bekehren.
Schweden brauchte Portugals Salz und Orangen und wollte unbedingt und direkt Portugals Haefen in aller Welt anlaufen koennen- was England als exclusives Vorrecht genoss und untersagte .

Das aenderte sich allerdings, als zwei Schwestern Leuchtenberg , naemlich die Amelie  (1812 - 1876) Kaiserin von Brasilien und ihre aeltere Schwester, naemlich die Josefina (1807 - 1876) , Koenigin von Schweden werden.

Politisch hat sich dadurch zwar nichts -wesentliches- geaendert.
Aber der Klatsch & Tratsch in Schweden sollte fortan durch einen Portugiesen bestimmt werden.

1856 wird der Portugiese Visconde (Vizegraf) António da Cunha Soto Maior Botschafter am schwedischen Hof in Stockholm von Koenig Oscar I. (1799 - 1859).

Die Schweden haben seine Kapriolen heute noch immer nicht vergessen !

Visconde de Soto Maior (1812 - 1894) 

Betrachten wir die portugiesisch-schwedischen Gegensaetze einmal mit den Augen einer Frau: 

Der Schwede:
Ein Mannskerl, baerenstark,  ungestuem wie ein Wikinger eben, dem Saufen mit Freund und Feind engstens zugetan, daheim ein liebevoller Hausmann, ein geschickter Heimwerker, der seine Geraetschaft und Moebel selber schnitzt und zusammenbaut (das typische praktische und formschoene Schwedendesign und last-not least die Geschaeftsidee hinter IKEA finden ihren Ursprung in dieser Eigenart).

Der Portugiese:
Ein Feudalherr von Gottes Gnaden, Herrscher ueber Voelker in aller Welt, ein Aristokrat in dessen Augen jeder Englaender ein dahergelaufener Seeraeuber ist, jeder Franzose nach Napoleon ein Prolet und Schmutzfink, Portugiese sein bedeutet ein Leben als Playboy im ureigenen Wortsinn, ein Urgestein des gepflegten Lebemannes, nur in allerfeinstem Tuch gekleidet, ein Bonvivant mit Diamanten und Edelstein behangen, keine Zeichen koerperlicher Anstrengung oder Arbeit gleich welcher Art, Connaisseur guten Weins und guten Geschmacks, ein Gourmet und Charmeur mit atlantisch portugiesischer, ruhiger galanten Eleganz und Diplomatie... mit rauchiger Taschenfaltenstimme in der Sprache der Lyriker: Portugiesich -Erzfeind Spanien redet dagegen eine polternde Sprache von Buehnen Dramaturgen-.... obendrein gilt ein Portugiese als Frauenversteher.....

Die Gegensaetze konnten groesser garnicht sein !

Man stelle sich vor:
Da hatte doch Mr. Baker, ein impertinentes Individuum der englischen Krone, vor einer allervornehmsten Dame hoechst despektierliche Bemerkungen fallengelassen und gewagt, diesen Skandal in Gegenwart von Sotomaior geschehen zu lassen.

Zuerst flogen dem Englaender portugiesische Handschuhe um die Ohren...


dann Sotomaiors Kugel !
so geschehen am 5.12.1857

Das englische Ohr war getroffen !
Nur der Diplomatenstatus schuetze die beiden vor laengerem Zwangsaufentahlt hinter Schwedischen Gardinen
Gemaelde von dem bekannten schweizer Komikzeichner in Schweden
Fritz v. Dardel (1817 - 1901)

Wo speist ein Portugiese, wenn er was auf sich haelt, noch heute ?
Selbstverstaendlich im altehrwuerdigen Gourmet Tempel
Stallmastergarden !

Nur wer die Portugiesen kennt, weiss sie im Ausland leiden !
Das Essen ist immer eine scheussliche Qual fuer sie....

Was macht unser Sotomaior ?
Na klar, er erfindet eine Speise, die fortan -und noch immer heute- nach ihm benannt ist, das beruehmte :

GOESFILÉ SOTO MAIOR

 1 Hecht oder Barsch (Goes) von 1,25 kg
1 Zwiebel
1/4 Zintrone in Scheiben
Salz
Pfeffer
5 cl Sahne
Mehl
Olivenoel fuer die Fritteuse
Petersilie
Saft des Fisches 
 
Zubereitung:
Fisch an den Seiten oeffnen ausnehmen
Ruckgraeten entfernen
Kopf und Schwanzflosse aufbewahren
Fisch fuer mehrere Stunden in Olivenoelbeize legen
anschliessend mit Sahne feuchten, mit Mehl bestaeuben und frittieren
Sodann auf Papier legen zum Oelabgeben

Servieren
auf geroestetem Brot mit geroesteterPetersilie
der Fisch muss sehr heiss sein
neben Tomatensosse
oder wahlweise mit Pilzsosse


Wer portugiesische Kueche kennt, weiss, wie typisch portugiesisch dieses Rezept ist:
Beizen in Weisswein/Rotwein von Fisch oder Fleisch, frittieren in Olivenoel....

Sotomaior war in Brasilien geboren.
Gewiss rauchte er braslianische Zigarren aus edelsten Blaettern, Stueck fuer Stueck zu Zigarren gerollt auf den jugendlichen samtfeuchten Oberschenkeln bildhuebscher heissgetanzter Mestizinnen.....

Welcher Schwede fand nicht Genuss an solchen Zigarren ?
Marke: Vicomte de Soto Maior
(Herstellung in Malmoe)

Selbstverstaendlich war Seine Excellenz Mitglied des erlauchten Clubs Saellskapet

Zeichnung von Soto Maior im Club Buch der Mitglieder
wie man sieht, der Vizegraf verstand es, ueber sich  scherzen zu lassen


Einschub:
In Portugal trafen (und treffen sich die oberen Society Familien) regelamessig im piekfeinen GREMIO LITERARIO
Ich sehe sie da sitzen die Senhoren -ganz unter sich- auf uraltem Leder, mit laessig ueberlangem Nackenhaar, rauchend, parlieren, schwaermen, traeumen und Stockfisch essen.....
allerdings bezweifle ich stark, dass man sich gegenseitig mit Scherzen ueber persoenliche Attitueden unterhaelt.
Wir sind immerhin Portugal, Land der scherzfreien Zone, dafuer voller banaler Witze aus der Unterhose !------

In Schweden damals....sogar die Lausbuben auf den Gassen in Schweden wussten bald, sich einen Reim auf ihren Portugiesen zu machen.
Das Spottlied wurde nach Melodie eines bekannten schwedischen Liedes gesungen:

ich weiss was von einem alten Diplomaten Soto Maior
Botschafter eines alten Staates
und keinesfalls bloss Obertrommler
mit allen Maedchen aus dem Varieté Theater
war er vertraut und intim
stets ein autentisches Musterbeispiel
des alten Regims

Soto Maior
Du bist der Doyen von uns allen
Soto Maior das ist ein schoener Reim
Ihr seid - wie es bei uns Jugendlichen ueblich ist-
bei kleinen Abendessen gesehen worden
einen Marquis von solcher Art
und Portugiese
wird man keinen finden in Paris
 
 
Dieser perfekte Diplomat hat mit seiner Eigenart dem Ansehen Portugals mit Sicherheit weit viel mehr gedient als manch ein anderer.
 
Soto Maior war ein Typ !
Er hatte den Mut, in  einer Zeit der Veraenderungen sich selbst treu zu bleiben.
Allein dafuer verdient er meine Anerkennung.
 
Wie gross seine Freundschaft zu Schweden war zeigt sein Wunsch nach seiner letzten Ruhestaette.
 
Stoto Maior liegt auf dem Waldfriedhof von Stockholm dem Thanatorium Kyrkogards begraben. 

--------------

Quellen:

1. Schwedische Botschaft in Portugal 



Posted by Ralf at 3:52 PM GMT
Updated: Tuesday, 23 January 2007 8:05 AM GMT
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