Als Porto in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts neue Strassen baute, auch die ersten Fabriken entstanden, da kamen aus den laendlichen Gegenden Portugals die Arbeiter in die Stadt, um Arbeit zu finden.
Wie in Deutschland die armseligen Eifelbauern ins ferne Ruhrgebiet zogen.....
Wurde in Porto aus einer Quinta (Bauernhof) ein neues Wohngebiet galt folgende Regelung bei der Parzellierung :
- Die Hausfront darf 25 palmadas (Handbreit) , etwa 5,5, - 6 meter an Breite nicht ueberschreiten.
- Die Tiefe des Grundstuecks darf bis 100 m Laenge weit sein.
- Wasserleitungen gibt es keine (seit 1887 nur erste Versuche)
- Bis 1901 brauchen die Haeuser noch nichteinmal das Vorhandenseins eines eigenen Brunnen nachzuweisen
- Abwasserkanaele gibt es in Porto noch bis 1904 nicht
- Nur das Gebaeude an der Strassenfront muss baulich den Gegenbenheiten entsprechen.
- Bauten jenseits von 5 metern entfernt von der Strassenfront unterliegen keinerlei Regelung, Kontrolle seitens der Stadt.
Diese Wohnslums heissen in Porto, und es gibt sie noch heute:
(sprich: iljas- Inseln)
(Many thanks !)
63 % der gesamten Bautaetigkeit in Porto entfaellt auf die Errichtung solcher Mietbuden.
Bauherren, die aus sozialer Verantwortung heraus die Lebensqualitaet ihrer Mieter aufbessern moechten, erleben den eigenen Zusammenbruch.... durch eigene Verschuldung wegen steigender Baukosten und fehlender Mieteinnahmen waehrend allgemeiner Staats- und Wirtschfatskrise und Versteigerung ihres Grundbesitzes.
1.048 Ilhas
Das Kuendigungsrecht der Inhaber gegen Mieter und heimlich miteigenzogene Neuankoemmlinge ist in Portugal ein Novum.
Erst ein Ausbruch der Beulenpest in Porto im Jahr 1899 laesst die Stadtvaeter auf das Problem der Ilhas aufmerksam werden.
Slums oder Hinterhoefe....in Porto leben die Menschen in Inseln.
Inseln der Glueckseligkeit...wie in Indien.
Kurios: Oft sind die Eigentuemer der Strassenfronthaeuser, die ehemaligen Grundstueckseigentuemer, schon seit Jahrzehnten verstorben, verschollen, unbekannt.
Da die Bewohner ein Ersitzungsrecht wahrnehmen koennen und auch vererben koennen, man denke auch an vor Jahrzehnten geschiedene Ehepartner, und deren Kinder und Kindeskinder, alle mit Besitz- bzw. Eigentumsrechten am Bruchteil im Wege von sog. usucapião (Usurpieren kraft 20jaehrigen Ersitzens).....da kann man sich schon erklaeren, wie es dazu gekommen ist, dass die Innenstadt von Porto ein gespenstisch romantisch morbide verfallenes Stadtzentrum ist, wo Maus & Ratte sich gute Nacht sagen......und was Reisefuehrer den "Charme Portos" nennen
Wenn alle Mieter oder Bruchteileigentuemer nur "Nein" sagen und Mitspracherechte halten, waehrenddessen lebende Eigentuemer keinerlei Rechte geltend machen koennen,es sei denn sie sind finanziell in der Lage, die gekuendigten Bewohner schadlos zu stellen, dann ist das nichts anderes als geltendes Recht in Portugal, ein ruinoeses Mietrecht, insbesondere fuer alle Vertraege vor 1990, marxistisch wie alles seit 1974.
Und wenn ich in die nahe Zukunft blicke und an Hartz XXII. denke, kann ich mir schon vorstellen, wo unsere Arbeiterklasse bald landen wird......
aber einen modernen Vorteil haben die Inseln:
Der Stadtkern wurde verdichtet, es kam nicht zu Arbeitervierteln, da diese ja gut sozial untergemischt in buergerlichen Zonen liegen, lange Transportwege wurden ueberfluessig.......
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Quelle:
Porto