Es muss eine wunderschöne Zeit gewesen sein in Portugal.
Überall entstanden Fabriken.
Pombal hatte gewagt, den portugiesisch-englischen "Vertrag von Methuen" von 1703 zu brechen.
In Portugal waren nämlich Neugründungen von Fabriken ausdrücklich verboten !
Dafür hatte Wein aus Portugal im Gegensatz zu Wein aus Frankreich in England nur ein Drittel der üblichen Importzölle auferlegt bekommen.
Wegen dieses Vertrages wird das englische Armenhaus ein Weltreich.
Und aus dem portugiesischen Weltreich wird ein Armenhaus.
Der Weinanbau in Portugal hatte nur anfangs in Portgal zu einer Goldgräberstimmung geführt, überall in Portugal wurde nur Wein angebaut, nun 50 Jahre später waren die Preise im Keller, die Portugiesen sitzen auf Bergen von Wein und hungern....die Regierung muss Lebensmittel und Textil -und alles andere auch- aus England importieren ...und mit dem Gold aus Brasilien bezahlen.
Pombal befiehlt, Fabriken zu bauen.
Der Weinanbau wird gesetzlich nur auf begrenzte Gebiete beschränkt.
So ensteht die erste "geschützte" Herkunftsbezeichnung der Wirtschaftsgeschichte...
Aus ganz Europa werden Fachkräfte angeworben !
Ganz Portugal wird zu einer Baustelle.
Auch die Lehre in Portugal ist haarstraeubend unterentwickelt -in wissenschaftlicher Hinsicht- aus dem katholischen Blinkwinkel müßte man sagen, die Lehre Portugals steht auf
Europas höchstem katholischen Niveau.
Nichts wird gelehrt außer:
Theologie, Rechtswissenschaft (ius utriusque) und Medizin.
und immer nach jesuitischen Grundsätzen:
(ich glaube, damit ichs verstehe)
(ich glaube, obwohl es Unfug ist)
Wer sich in Chemie (Verschmelzen von Stoffen) versucht, gilt bereits als Herätiker (Jemand der seinen Glauben auswaehlt).
Wer sich für Alchemie interessiert, gilt als Hexer und wird von der Inquisition erbarmungslos angeklagt (weil er mit arabischer Magie verbotenerweise nach höheren Prinzipien sucht).
Ein bedeutender Wissenschaftler, den Pombal aus Italien nach Coimbra, Portugals Universitätsstadt, gerufen hatte war:
So gewinnt Pombal einen weiteren grossen Verehrer:
"unglücklich die Staaten, welche keine exotischen Laender besitzen.
Portugal, das Indien Europas, dieses aller glücklichste Land"
Dem Landadel und der Kirche sind die humanistischen Umwälzungen in Portugal und in Brasilien ein grosser Dorn im Auge !
Wissenschaftler in Portugal müssen in den Untergrund.
Die Geheimgesellschaften, namentlich die Logen der Freimaurer, die aus England kommend sich auch in Portugal etablieren, bilden solche Fluchträume.
Ihre Unvorsichtigkeit war, die naturwissenschaftlichen Vortraege und Versuche nicht im Rahmen (unter dem Deckmantel) der Philosophischen Fakultät oder heimlich vorgenommen zu haben.
Porzellan kam bisher aus China.
Dank Pombal und u.a. Vandelli entstehen in Portugal Manufakturen und werden Rezepturen für Gemenge bzw. Gießverfahren entwickelt.
Was in Portugal dank Pombal so hoffnungsvoll begonnen hat, nimmt ein jähes Ende.
Mit dem Einmarsch der Franzosen im Jahr 1807 gewinnen die inneren Feinde Portugals wieder die Oberhand, indem Kirche und Adel alle diejenigen Ausländer, die einst Pombal nach Portugal rief, und die inzwischen Portugal als ihre Heimat betrachten, zur Ausreise zwingen.
Ausserdem hatten die Unternehmer die Wissenschaft als "nationale Aufgabe" definiert.
Und "national" denken Portugiesen grundsätzlich nicht.
Ein Katholik (katha-holos für den ganzen Weltkreis) darf nicht einmal familiäre Bindungen kennen, denn der wahre Vater ist für ihn nur der himmlische.....
(Anmerkung: Der beklagenswerte Individualismus der Portugiesen ist das Ergebnis katholischer Entzweiung und Vereinzelung)
Die Wissenschaftler und Unternehmer waren -und das wog besonders schwer- beinahe ausschliesslich Protestanten oder Juden.
Auch England hat noch offene Rechnungen:
Einerseits laeßt man sich scheinheilig als Befreier Portugals (vom französichen Joch) bejubeln und Danke sagen.....andererseits -so wird die Zukunft zeigen- liegt England besonders daran, die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolge Portugals unter Pombal rückgängig zu machen.
Portugal wird nach Waterloo wieder eine englische de-facto Kolonie.
Portugals Nationalhymne ist noch heute eine (möchte-gern) Kriegserklaerung gegen die Briten.
Das selbe Schicksal erleidet der bedeutende Grossunternehmer und Naturliebhaber, der nichtsahnend ueber dessen fuer Boden und Umwelt giftige Substanzen, den ersten Eukalyptusbaum in Portugal pflanzt, ein ehemaliger Franzose, jetzt Portugiese,
Jácome Ratton (1736 - 1822),
Ratton und Vandelli werden kurzerhand des Hochverrates (zugunsten der Franzosen) angeklagt und müssen ins Ausland flüchten.
Das ist das Ende der glücklichen Epoche Portugals.
Im Jahr 1827 bringt ein anarchischer Pater namens
José Agostinho de Macedo (1761 - 1831 )- ein Augustiner Eremit-
den gesamten Hass der katholischen gesichtslosen Macht gegen den Wohlstand-fuer-alle Gedanken Pombals in Portugal auf den Punkt.
Os Burros ou O Reinado da Sandice
Die Esel oder die Regierungszeit des Unsinns
-Hetzschrift in Spott Gedichten, Paris 1827
unter dem Pseudonym Elmiro Tangideu veroeffentlicht-
Vergegenwärtigen wir uns heute, wie es einem eingeweihten Portugiesen damals und heute wieder zumute sein muss, wenn er an seine Heimat denkt, und wie aus einem Land von Weltrang eine unbedeutende Provinz von gedemütigten und ins Ausland ziehenden Hilfsarbeitern wurde, dann wollen wir nicht verkennen, wie gross wieder zur Zeit von Salazar die Gefahr eines Bürgerkriegs in Portugal war.
Die Kirche holt zum grossen Coup aus und verstaerkt die Marienverehrung-
die Freimaurer legen in Fatima Bomben und lassen sie heimtueckisch explodieren.
Salazar musste mit der Kirche Frieden schliessen.
Ob er wollte oder nicht.
Sein Erfolg des friedlichen Mittelwegs:
Welch eine Glanzleistung an Menschenkenntnis und Menschenführung !
Kurios:
Bis nach Brasilien kamen die Franzosen nicht.
In Portugal-Brasilien waren -selbst unter Pombal- Universitaeten verboten !
Wer studieren wollte musste nach Portugal-Kontinent.
Aus Portugal flüchten die Studenten und Wissenschaftler zurück in ihre brasilianische Heimat........
Und der port. Koenig João VI (1767 - 1826) mit ihnen.
In Brasilien leben deshalb Pombals segensreiche Reformen weiter.
Brasilien blühen seit 1800 -anders als Portugal-
Mit dem Dritteweltland Portugal wollen die Brasilianer nichts länger zu schaffen haben.