Heute im Jahr 1497 verlaesst nach pompoesem Theater, Kniefall, Schwur und Handkuss ein gewisser BASKE VON DER HIRSCHKUH (port.: "Vasco da Gama")mit seinem Bruder Paulo und weiteren etwa 170 Mann in 4 Schiffen den Hafen von Lissabon.
Vasco hat den Seeweg nach Indien nicht "entdeckt".
Die Existenz eines Seewegs war jedermann in Portugals Elite bekannt.
(Wir sagen ja auch nicht: "den Luftweg zum Mond entdeckt"..)
Vasco sollte ihn endlich befahren und in Besitz nehmen.
Die Unternehmung war bestens und seit langer Zeit geplant.
Zur Durchfuehrung standen dem Koenig Portugals die besten Berater (vorallem sefardische Mathematiker und Astronomen) und Seekapitaene zu Seite.
Koenig Manuel I. (1469 -1521) von Portugal hat schliesslich Vasco mit der Leitung beauftragt, weil nur ein Christusritter die paepstliche Legitimation besass, im Namen des Christusordens zu rauben, morden und erobern.
Vasco galt wohl den Ordensleuten als besonders zuverlaessig.
Dass Vasco ein Portugiese war ist dagegen eher nebensaechlich, denn Portugal der Staat hatte keinerlei Eroberungsrechte oder was auch immer...
Die Planung:
Der schillerndste Spion der portugiesischen Koenige war Pero aus Covilha(1460 - 1526), der Weberstadt im "Gebirge der Sterne" Portugals (port.: "Serra da Estrela"), sprachbegabt, weltgewandt, abenteuerlustig.
Auf Anordnung von Koenig Manuels Vorgaenger, Koenig Joao II. (1455 - 1495) war Pero im Jahr 1489 auf dem Landweg und getarnt als Haendler, mit einer "Kreditkarte" des florentinischen Bankers Bartolomeu Marchioni, bis nach Indien ins Handelszentrum (auf malayalam:)Kozhikode (auf englisch: CALICUT) gekommen.
Zurueckgekehrt nach Kairo uebergab Pero seine Berichte an Rabbi Abraham aus Beja und den Jose dem Schuhmacher aus Lamego, Abraham de Beja e Jose Sapateiro, die vom portugiesischen Koenig auf die Suche nach ihm geschickt worden waren, und die ihn nachts am Tor der Stadtfestung von Kairo trafen, so wie man es in Portugal zwei Jahre vorher in Santarem vereinbart hatte.
Pero waere selbst gern in die Heimat zurueckgekehrt, doch hat der Tod des Herrschers in Kairo fuer alle Auslaender ein Verbot der Ausreise zur Folge gehabt, so zog Pero es vor, in Kairo zu Amt und Wuerden zu gelangen....
Durch Peros Berichte wussten die Portugiesen genau, dass in Calicut nicht die Gewuerze wuchsen, nach denen man suchte.
Dass aber Calicut der wichtigste Handelsplatz saemtlicher Gewuerze sei und das erste Ziel einer portugiesischen Eroberung sein muesste.
Vasco benoetigte allerdings in Ostafrika angekommen noch jemanden, der die Seefahrergedichte des Ahmad Ibn Majid im Kopf hatte und aufsagen konnte.
Dieser Araber gilt und galt als der Nestor der arabischen Navigation und wurde von den arabischen Seeleuten geradezu wie ein Heiliger verehrt.
Er war in dem Jahr (im heutigen Vereinte Arabische Emirate)geboren, als der chinesische Grossadmiral Zheng He waehrend seiner Weltreisen zwischen 1404 und 1433 in Ahmads Geburtsstadt Julfar (Ras Al Khaimah)anlegte.
Das geballte Wissen hatte jeder Seefahrer auf dem Indischen Ozean im Kopf weil Ahmad Ibn Majid die Genialitaet besass, sein Wissen und das Wissen seiner hochgebildeten Vorfahren in Poesie und Reimen zu lehren !
Und ein solcher Seemann (ob Muslime oder Inder - da streiten die Gelehrten) -und nicht etwa der Meister selber- half Vasco bei der letzten Wegstrecke direkt nach Calicut.
Dabei sah Vasco wohl das erstemal wie man einen Kamal zur Positionsbestimmung anwendet.
Was geschah als Vasco mit seiner Flotte endlich in Indien am wunderschoenen Strand von Kappad
am 23. September 1498 an Land ging ?
Nun ja, er ging vielleicht in ein Fischerhaus, um "Ola gente, como esta ?" (port.: Hallo Leute, wie geht's) zu sagen.
Das Fischerhaus steht noch heute und eine Steintafel erinnert an jenen denkwuerdigen Moment:
Als Vasco jedoch beim Herrscher des Landes, dem Samorim,im etwas weiter suedlich gelegenen Kozhikode/Calicut vorsprach und seinen Sack voller Nippes aus Portugal ausschuettete und typisch Portugiese glaubte, damit einen auslaendischen Kaufmann zu beeindrucken, kam bereits jetzt das ganze Unternehmen in bedenkliche Schieflage.
Der Samorim wollte Gold und keinen lusitanischen Kitsch und war zutiefst verstimmt.....
Von so viel Unbill und Missgeschick eines eingebildeten Christusritters hatte wohl auch ein polnischer Jude gehoert und beschlossen, dem Vasco auf seinem Schiff Heiliger Gabriel einen Besuch abzustatten.
Ein portugiesischer Adliger kann naemlich grundsaetzlich aus Einbildung, Bequemlichkeit und Ueberheblichkeit keinerlei Sprachen !
Von Diplomatie erst recht keinen blassen Schimmer !
Vasco war ueberhaupt eher ein "Politkommissar", ein Aufpasser, ein Vertreter von Macht und Gesetz mit seemaennsichen Vorkenntnissen zwar, aber keineswegs zu vergleichen mit einem Francis Drake, der tatsaechlich von Seefahrt etwas verstand.
Batolomeu Dias, der Entdecker/Bezwinger des Kap der Guten Hoffnung, haette deshalb anstelle von Vasco die Leitung bekommen muessen.
Seine Seereise unter unbekannten Sternen war ein wirkliches Wagnis, mit richtigen Gefahren wo seemaennisches Koennen gefragt war.
Aber jetzt kam es wie schon gesagt auf Koennen nicht an sondern auf Legitimitaet !
Diejenigen (zahlreichen) Portugiesen, uebrigens, welche bewunderungswuerdige Diplomaten waren, waren entweder Juden oder ehemalige Kriegsgefangene/Geiseln/Sklaven aus den niederen Volksschichten, die im Laufe ihrer unfreiwilligen Kerkerhaft aus Sympathie mit Aufpassern und Miteinsassen die Landessprache erlernt hatten oder selbstredend: portugiesische Jesuiten.
Sehr zum Aerger der neidischen Adligen, versteht sich, welche die Fachleute als Emporkoemmlinge verachteten.
Als in Indien da ein Typ an Bord kam, wie ein Inder gekleidet, und sagte, er kaeme aus Posen, dem huebschen Polenstaedtchen (polnisch: POZNAN), und beherrsche alle Handelssprachen des Landwegs perfekt und kenne Land und Leute, da liess Vasco ihn an Bord festhalten und brachte ihn wie eine Beute nach Portugal
Der eigentliche Name dieses gefangenen Juden ist uns heute leider unbekannt.
Daheim in Portugal nahm ihn Vasco in eine Kirche und befahl, dass man ihn auf den Namen "Gaspar" zu taufen habe.
Taufpate sei selbstverstaendlich er selber.
Gaspar ! Einer der Drei Heiligen Koenige, der Mohr, Koenig Indiens !
So kennt man ihn seither als Gaspar da Gama (aka: Gaspar da India) und viel gaebe es noch ueber ihn zu erzaehlen......
Gaspar war die einzig wirkliche, jedenfalls die wichtigste Entdeckung von Vasco da Gama und fuer die weiteren Eroberungen Portugals in Indien und Hinterindien von unschaetzbarem Wert.
Leider kennt ihn niemand.