Wer war der Portugiese Felipe Rodrigues de Castelo Branco, Elija de Montalto ?
Er wurde Mitte des 16. Jahrhunderts in Castelo de Branco (Portugal) geboren.
Um ihn vor der Inquisition zu schuetzen nannten ihn seine Eltern:
Felipe Rodrigues de Castelo Branco
Portugal´s Zustaende:
Seit 1540 waren die Jesuiten im Land.
Ganz im Sinne seiner streng katholischen Erziehung und von Jesuiten anerzogenem Fremdenhass wagt Koenig Sebastian I. (1554 - 1578) die Eroberung Nordafrikas und erleidet im Jahr 1578 eine katastrophale Niederlage.
Portugal muss an den Sieger der Schlacht von Alcazarquivir Loesegeld und Tribut bezahlen.
Portugal trotz Weltreich ist heillos pleite.
Die Katastrophe betrifft auch die Juden in Portugal:
Manch ein Jude hat nach ueber 100 jaehriger Judenverfolgung und Zwangstaufen seine juedische Herkunft "abgelegt" und fuehrt ein respektiertes Leben, arbeitet in der koeniglichen oder sogar kirchlichen Verwaltung.
Diese denken nicht ans Auswandern.
Viele Juden, gleichfalls katholisch dem Anschein nach, jedoch mit klarem Bewusstsein ihrer Juedischkeit leiden unter der drueckenden Steuerlast und erkennen den drohenden Staatsbankrott.
Viele von diesen denken bereits ans Auswandern, warten allerdings ab.
Wenige Juden, wie alle anderen katholisch zum Schein, empfinden bei aller Gelehrtsamkeit und Reichtum, den sie sich bisher in Portugal erabeiten konnten, eine Unruhe, eine geistige Leere, eine Sehnsucht nach spirituellem Leben, nach einem Leben in persoenlicher Freiheit, als Jude als Mensch.
Einer von ihnen war der Augenarzt Felipe Rodrigues de Castelo Branco.
Als Felipe in Antwerpen eintrifft muss er (vermutlich) feststellen, dass seine Glaubensbrueder in Holland die besondere, naemlich portugiesische Juedischkeit, die sich eben durch die Zwangstaufen und das Zusammenleben mit dem Katholizismus veraendert hat, ablehnen.
Kein Wunder also, dass Felipe gern der Einladung von Grossfuerst Ferdinando I. de Medici (1549 - 1609) folgte und sich in der Toscana im Freihafen von Livorno niederliess.
Doch auch hier, trotz der toleranten Leggi Livornine ("Gesetze von Livorno") empfand Felipe nicht die spirituelle Erfuellung, eben das Umfeld, um seine Thorastudien erfogreich durchfuehren und leben, erleben und begreifen zu koennen.
Felipe flieht vor dem angepassten Leben heimlich nach Venedig.
Dort zieht er in ein Ghetto, traegt den juedischen Gelben Hut, und nennt sich fortan nicht laenger "Pferdefreund" ("Phil-Hipp") sondern stattdessen "Gottesfreund" ("Philo-teus") und traegt den Namen:
Philoteus Elija de Luna Montalto
Fuerst Ferdinand erschrak !
War ihm doch daran gelegen, moeglichst viele Juden in seinem Fuerstentum anzusiedeln.
Und jetzt sowas:
ein namhafter Jude wie Felipe/Philoteus sollte all seine Grosszuegkeit verschmaehen und lieber nach Venedig in ein Ghetto verschwunden sein ?
Das war ihm aber garnicht recht !!
Er schickte einen Boten, um nach ihm zu suchen, zu treffen und auszufragen.
Meinen werten Lesern empfehle ich das Lesen seines Berichtes dringend !
MEDICI ARCIVE PROJECT
Derweil hatte Maria de Medici (1573 - 1642) Koenigin von Frankreich seit dem Tag ihrer Kroenung und tagsdrauf erfolgter Ermordung des Koenigs Heinrich IV inzwischen Zeit genug und Anlass gehabt, sich mit Sinn und Zweck von Menschlichkeit naeher zu befassen.
Sie war Tochter von Fuerst Ferdinands Vorgaenger und aelterem Bruder, jenem Frauenhelden, jenem Wirrkopf.
Sie erkannte wohl in ihrer Not mit Gott & Vaterland & ihrem Sohn & Richelieu den Wert und Unwert religioeser Erziehung, menschlicher Freiheit, Disziplin und Schaffens mit Muehe, statt Verprassens im religioesen Jubel, Schwaermerei und Kurzsichtigkeit.
Ihr eigener Jammer, ihr Versagen, ihre Einsamkeit und ihre staendigen Migraeneanfaelle liessen sie an jenen wunderbaren, wundersamen Portugiesen denken, der in einem Ghetto in Venedig lebte, der ein hochgeruehmter Arzt war, Kenner der neuartigen Kraeuter aus aller Welt, insbesondere des "Tabakpuders", ein besonderer Ratgeber fuer Lebensfragen, und den sie 1610 zu sich rief.
Ihr eigener Sohn, katholisch verdummt, Koenig Louis XIII. (1601 - 1643), hat 1615 einen Befehl zur Judenvertreibung aus Frankreich erlassen.
Die "eingeschworenen Feinde der christlichen Religion" , wie er es nannte, sollten das Land verlassen.
Als Montalto im Jahr 1616 ploetzlich waehrend einer Reise -in ihrem Gefolge- starb, uebernahm Maria d´Medici liebevoll, so koennte man sagen, die Ueberfuehrung des auf ihre Anordnung hin einbalsamierten Leichnams nach Antwerpen, wo unweit genaugesagt in Ouderkerk im Jahre 1614 Juden erstmals ein Grundstueck hatten kaufen duerfen (heute in Privatbesitz einer nicht oeffentlich bekannten Person)
Das weisse Grabmal in (schlichter) portugiesischer (!) Tradition:
Jakob Izaaksoon van Ruisdael (1628 - 1682) : Portugiesisch Juedischer Friedhof
Maria d´Medici starb im Jahr 1642 in Koeln, verarmt, im Exil, traurig und verlassen, aufgenommen bei ihrem Freund, dem Maler Peter Paul Rubens (1577 - 1640), ihr Herz ist noch immer im Koelner Dom.
Nicht anders war es dem Maler Jakob van Ruisdael ergangen, ein Leben in Suche nach Wahrheit, nach Gott und Gottes Wort, das uns das Leben auf Erden mit unserem Sein in Ewigkeit verbindet und deshalb nicht katholisch sein kann.
Ruisdael wollte seinen Zeitgenossen malen, woran Gott dachte, als Er die Welt erschuf:
Ein Leben in Armut war seiner hehren Muehe Lohn.
Gleich zwei Gemaelde hat Jakob van Ruisdael dem Grabmal von Montalto gewidmet:
Ich meine, aus einem offensichtlichem Grund:
Beth Chaim, so heisst der Friedhof, bedeutet: Haus der Lebenden
Dem habe ich nichts hinzuzufuegen...
Posted by Ralf
at 3:23 PM BST
Updated: Tuesday, 15 August 2006 6:00 PM BST