Mir fehlen Zeit und Worte, um die Zwickmuehle der Portugiesen zu beschrieben.
Einen Eindruck, einen Vorgeschmack kann ich liefern.
Man stelle sich vor:
Auf dem Land in Portugal herrschen im Jahr 1800 die Steinzeit, der Adel und die Kirche.
Das Volk der Portugiesen dient und schuftet als billige Arbeitskraft fuer den Export von Wein und Rohstoffen.
Das "taegliche Brot" , Kleidung, Werkzeuge usw. muessen importiert werden, Korn aus Nordamerika, Textil und Werkzeuge aus England usw.
Auslaendische Handelshaeuser sind steinreich, der Koenig freut sich ueber die Zolleinnahmen, der Adel ist dankbar, dass er nicht arbeiten muss, die Kirche ist gluecklich, dass sie die intelligenten Soehne des Landes abfischen und fuer die eigenen Ziele im Inland oder in die Missionen in aller Welt einsetzen kann, und keine Reformation den Frieden stoert.
Die Versuche jenes Ministers Pombal, in Portugal den Weinanbau zu beschraenken (um auch Felder fuer Getreide zu erhalten), Glasfabriken anzusiedeln und deutsche Glasblaeser (um den Import von Weinflaschen zu eruebrigen), Gerbereien (um den Export von Kanichenhaeuten fuer Huete zu beenden), die Jesuiten zu verbieten, dafuer aber vorallem juedische Fabrikanten ins Land zu rufen und Fabriken -oder auch nur bloss kleine Handwerksbetriebe- zu gruenden , das alles hatte nur die Wirkung gezeigt, wie der beruehmte Tropfen auf den heissen Stein.
Portugal war im Jahr 1800 wie ein Drogenkranker von den Englaendern abhaengig.
Der Botschafter Portugals in London, D. Lourenço José Xavier de Lima, 1º Conde de Mafra (1767 - 1839), bekommt zu schmecken, wieviel den Englaendern daran gelegen ist, Portugal beizustehen, einen Schutz vor Napoleon aufzubauen: naemlich garnicht.
Und es stoerte die Englaender mitnichten, dass sie in hoch & heilig beiderseitigen Vertraegen zum Schutz Portugals verpflichtet sind.
Je groesser die Armut in Portugal, je primitiver die Arbeitsteilung, der Handel, die Gewerbebetriebe, je ungebildeter die Bevoelkerung, kurzum: je katholischer das Volk, - desto groesser die Abhaengigkeit von englischen Produkten, desto gewaltiger die Schuldenlast Portugals und der Zwang, die Importe in purem Gold (aus Brasilien) zu bezahlen , umso groesser groesser die Handels- und Zinsgewinne, alles nur zum Vorteil Englands.
Die Priester in Portugal freuen sich indes nicht nur ueber garantiert volle Kirchen, wo sie den hilfesuchenden und ratlosen Portugiesen ihre abstrusen utopischen Illusionen und christlich-sozialistischen Versprechungen mit groesstem Erfolg einimpfen.
Ueber die protestantischen Franzosen sagen sie, sie haetten am Steissbein einen Schwanzstummel, weil sie alle Kinder des Teufels seien..
(Die Portugiesen werden spaeter die franzoesichen Gefallenen daraufhin untersuchen)
D. Lourenço de Lima verlaesst London, um sich sogleich als "Botschafter" Portugals in Frankreich an Napoleon anzunaehern.
Selbst noch als er infolge des Kriegsausbruchs in Frankreich inhaftiert wird steht er zu seiner Ueberzeugung, dass Napoleon jedenfalls nicht der Feind Portugals und der Portugiesen ist.
1804 trifft D. Lourenço erstmals Napoleon und zwar in Aachen.
In Portugal war einer der faehigsten Koepfe Napoleons als "Botschafter" eingesetzt, jener Sohn eines Stallknechts, ehemaliger Faerber, Jean Lannes (1769 - 1809)
Alles aenderte sich ploetzlich, als die Vertraege von Tilsit im Juli 1807 eine scheinbare Einigkeit und Frieden in Europa vereinbarten.
Denn Napoleon konnte rechnen und die Englaender auch.
Es ging um die Schiffe - um Zahlen, sonst nichts:
England.........................................................................................103
Frankreich-37, Spanien-24, Holland-6, Russland-36......................103
(Neutrale Laender)Schweden-12, Daenemark-20, Portugal-13.....45
Quelle
Was macht England ?
(Eben das was ein Stratege unternimmt, wenn er siegreich sein moechte)
Ueberfall auf das neutrale Daenemark ... Raub der Flotte !
Jetzt heisst es in Lissabon aufpassen, dass es einem nicht ebenso passiert.
Die Lage ist im September 1807 verzweifelt
Es ist kein Zeichen weder von Feigheit noch von Gaunerseele, weder von Scheinheiligkeit und schon garnicht ein Zeichen von Wankelmut oder Charakterlosigkeit:
Im September 1807 erklaert Portugal oeffentlich seinen Beitritt zur Kontinentalsprerre.
Nur der Verlierer steht schon fest.
So schnell ihn seine Fuesse tragen kommt Junot mit 1.500 Soldaten, die den Gewaltmarsch ueberlebt haben (1.700 sind umgekommen- die restlichen 24.000 waren das Rennen nicht gewohnt und sind noch immer unterwegs) in Lissabon an !
Zu spaet.
Der Koenig, der Hofstaat, insgesamt 15.000 Portugiesen der Elite Portugals, aber leider vor allem die Flotte ...sind laengst auf hoher See und Richtung Brasilien !
Auch einige Adligen, der Grossinquisitor, Bischoefe und sonstige Hofschranzen bitten Napoleon unterwuerfigst aber vergeblich, die erdrueckenden Abgaben zu mildern.
3º Marques de Alorna, 6º Conde de Assumar
Felix Dumuy schreibt seinem Kriegsminister:
"Ich bin hochzufrieden; es sind zwoelf erhabene Kompanien, alles robuste Maenner, bereits gut ausgebildet und einsatzfaehig fuers Feld"
Nur wenige tausend werden ihre Heimat wiedersehen.
Zuerst Strassburg, weiter bis vor die Tore Wiens.
Die Portugiesen haben sich bereits jetzt die Achtung von General Oudinot erworben.
(Ich bin mir sicher, ab da an haben die Portugiesen ihn vergoettert)
"Zwei Bataillone der Portugiesen haben sich am Nachmittag am Tag der Schlacht von Wagram mit Ruhm bedeckt"
Die Portugiesen hatten todesmutig ihren Angriffs-Befehl befolgt und damit einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des gesamten Schlachtplans Napoleons Wirklichkeit werden lassen und ihm zum Sieg verholfen. (Die wankende Front hatte sich angesichts der Zuversicht der Portugiesen gesammelt und neu zum Kampf aufgestellt)
Napoleon bemerkt in Anerkennung und Freude:
"Schont mir die Portugiesen"
Geschont werden die Portugiesen allerdings im weiteren Verlauf der Schlacht nicht.
20 Offiziere Portugals, Namen, die zeigen, dass sie aus alteingesessenen Familien entstammten, und 500 Soldaten haben ihr Leben verloren bisher auf deutschem Boden..
Napoleon sagt:
"Ich bin mit euch zufrieden, ein Teil am Sieg bei Wagram ist man euch schuldig"
Die Portugiesen und alle anderen werden neu ausgeruestet und nach verschiedenen Orten abkommandiert.
Major Cathelin klagt beim Kriegsminister:
"Der Tornister eines Spaniers und eines Portugiesen gleicht dem Fass der Danaiden, da helfen die Bestrafungen garnichts.
Im Kampf schlagen sie sich praechtig, aber im Umgang mit der Ausruestung sind sie abscheulich.
Die Portugiesen versilbern noch heute alles was sie zu fassen kriegen-
und wedeln dann mit den Haenden und jammern mit Unschuldsmine:
"Man hat uns bestohlen.... es war schrecklich"
Gelegenheit macht Diebe ?
Solche Gelegenheiten in Portugal gelten als Glueckstreffer !
(Ergebnis jahrhundertelanger Armut und "Hilf Dir selbst"-Ethik)
Portugiesen schlugen die Tiroler in Tirol.
In Braunau am Inn waren sie auch und zwar unter Prinz Eckmuehl.
Dort gab man ihnen einmal die Eskorte der Prinzessin Maria Luise auf ihrem Weg nach Paris.
Bis nach Neu Oettingen wurde sie von portugiesischen Reitern begleitet.
Und Hoheit waren -erwartungsgemaess- entzueckt !
In Regensburg (Ratisbona) trafen die Portugiesen ein andermal dort einquartiert auf einen portugiesischen Priester und der freut sich, mal wieder in seiner Heimatsprache sprechen zu koennen.
Die Graefin von Bingen liess es sich nicht nehmen, bei sich zu Hause eine grosse Portugiesen-Party zu feiern.
Unmittelbarer Anlass war die (letztlich dann doch nicht) erfolgte Verlobung ihrer Tochter mit dem Marques de Loulé (Algarve).
Wohingegen die Englaender durch ihre Handelsbeziehungen, allgemeines Interesse und Neugierde das Land Portugal so gut wie ihre Westentasche kennen.
Das Desinteresse ihrer Fuehrungselite an den Geschehnissen jenseits der Kirchtumsspitze ihrer Dorfkirche.
Ein "Marketing" kommt ihm wie ein unwuerdiges Klinkenputzen vor und lehnt es kategorisch ab.
Was ihm gefaellt ist das Hoffen auf ein Wunder oder ein Protest wegen seines eingebildeten Anspruchs auf finanzielle Hilfe aus Europa oder von seiner Regierung.
nur Hilfsarbeiter sind willkommen, und "jung" muessen sie sein, am besten hungernde Gastarbeiter aus der Ukraine, dort bestens qualifiziert und hochintelligent aber in Armut lebend, damit man in Portugal sagen kann, man sei imstande, "billig" zu produzieren.
Sogar Ukrainer lehnen es ab, ihre Kinder dorthin zu geben.
Homeschooling ist in Portugal legal !
Die einen, wo man Allgemeinplaetze lehrt, nehmen Schueler sogar ohne Hauptschulabschluss auf, um nicht schliessen zu muessen oder Planstellen zu verlieren.
Die anderen, dort wo man wirklich etwas Messbares/Pruefbares/Koennen erlernt, stehen leer, "leer fuer die Fliegen" (port. Redensart)
Verstaendlich, denn ein Absolvent einer technischen Uni faende in Portugal keine Anstellung, waere ja vielleicht nicht nur teuer, sondern koennte auch Widerworte geben.
In Portugal herrschen noch heute "byzantinische Hierarchien".
Ich kann es nicht sagen.
Ihrem Andenken gilt dieser Beitrag.