Ein Erdbeben zerstoert Lissabon an einem Samstagmorgen, Tag der Allerheiligen:
Das Erdbeben von Lissabon zerstoert insbesondere die "Unterstadt" (port: Baixa), jenen Stadtteil an den flachen Uferzonen des Flusses Tejo, der indes breit und weit ist wie ein Haff, und welcher auf Schwemmland gebaut ist.
Man muss sich Alt-Lissabon vorstellen wie eine arabische Bilderbuchstadt mit verwinkelten Gassen und Gaengen, mit stinkenden Abwaessern allenthalben und schummrigem Tageslicht zwischen altverfallenen Mauern.
Stadtplan Lissabons vor 1755
Die Priester haben sogleich kuriose Erklaerungen parat.
Nur ein Staatssekretaer , Sebastião José de Carvalho e Mello, findet heraus, dass der Grund hierfuer in der Verwendung von Holzbalken im Grundgeruest der Gebaeudekonstruktionen zu suchen ist.
Die Huren in ihren billigen Holzbarracken hatten besser gebaut.
15 Jahre spaeter wird jener Staatssekretaer zum Markgrafen (Marques) nobilitiert und erlangt seine Beruehmtheit unter seinem Titel: Marques de Pombal
In Neu-Lissabon wurden jetzt erstmals systematisch Kanaele angelegt.
Und Steinplatten statt Erdboden findet man auf Strassen & Wegen sogar in Geschaeften auf den Fussboeden muessen jetzt Steinplatten verlegt werden.
Die Eigentuemer der ehemaligen eingestuerzten Haeuser werden entschaedigt.
Die Eigentuemer der Neubauten muessen sich exakt an die Bauvorschriften halten, individuelle Sonderwuensche gibt es nicht.
Eugenio dos Santos, ("Leiter der Bauaufsicht"),
Mardel ist verantwortlich dafuer, dass man als Fundament in die Boeden ein Pfahlwerk aus Stieleichen- und Steineichen-Staemmen rammte.
Ludovico war fuer die Schoenheit, das Mass, den Goldenen Schnitt der neuen Bauprojekte verantwortlich.
Schnoerkel manirierte Manuelik war vorbei.
Jetzt wurde nach Vernunft als Gesetz und mit Schonheit als Zierde gebaut.
Der neue Baustil erhaelt den gebuehrenden Namen:
Pombalino
Der Pombalismus ist die Zeit der Aufklaerung in Portugal.
Erdbebensicheres Bauen sah folgendermassen aus:
Schnell, praktisch, erdbebensicher, Pferdegetrampel getestet: gut.
Zur Finanzierung der neuen Polizeibehoerde erhob er eine Steuer von 4 %.
Mieten und Preise fuer Baumaterialien wurden festgelgt und kontrolliert.
Landflucht wurde verboten.
Portugal waere beinahe ein hochmodernes Land geworden.
Doch hatte Pombal die Rechnung ohne den langen Arm der Kirche gemacht.
Gravur, England, 1756
Koenig Luis I. von Portugal -rechts- fragt einen anglikanischen Priester -links- nach der Ursache des Erdbebens
Der Priester zeigt auf eine Autodafe und sagt:
"Wer Menschen verbrennt provoziert den Goettlichen Zorn"
(Obrigado Nuno Guerreiro)
Die Uebersetzungsfunktion ins englische klappt zufriedenstellend.
Nunos Beitraege, wie hier ueber das Erdbeben Lissabons aus Sicht der juedischen Mitmenschen, sind schlichtweg lesens- und bedenkenswert.
Und auf seine Portugiesen war auch kein Verlass:
Pombal gilt noch heute -wie koennte es auch anders sein- als "umstritten"...
Die guten Architekten Portugals heutzutage...?... arbeiten sowieso im Ausland.
Die im Land verblieben, krallen sich und kleben fest an den Honigtoepfen der Politik, des Fussballs... sind wahre Meister im Integrieren, Erheischen von Enteignungsrechten von oeffentlichen oder privaten Filetgrundstuecken, schreren sich nie um ihre finanziellen Fehlplanungen, lassen sich vom Staat vorsorglich jegliche Haftung schriftlich ausschliessen, ihre eigenen hochgelobten Leistungen sind die Abschaffung von Blumenbeeten, das Zuplanieren wunderschoenen port. Kopfsteinpflaster s, einzigartige Mosaiken, Sitzbaenke fehlen, Spielflaechen fuer Kinder und vormals elegante Kuestenpromenaden werden zu oeden Beton & Asphalt- rennwege, wo keine Pflanze die Eintoenigkeit stoert.
"Markgraf vom Taubenhaus"
Bildnachweis (mit vielen weiteren Ansichten des Erdbebens):
Earthquake Engeneering Online Archive