Eigentlich war der in Oesterreich geborene Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha (1816 - 1885) nur die 3. Wahl.
Aber weil Maria II (1819 - 1853) als Koenigin Portugals das Kinderkriegen als ihre Pflicht ansah, heiratete sie eben nach zwei erfolglosen Ehen diesen Ferdi.
Seine Mutter, eine Kohari, war bekanntermassen steinreich.
Und fleissig war er , fuerwahr !
Die Aerzte warnten die Koenigin, dass ihre alljaehrlichen Geburten ihrer Gesundheit ernsthaft schaden wuerden, aber was soll´s, sie gab trotzig zur Antwort:
"Dann sterbe ich eben auf meinem Posten".
Das tat sie bei der Geburt ihres 11. Kindes.
Im Jahr 1853, und erst 34 Jahre jung.
Zurueckblieb ihr Ferdi, der ja nur Prinzgemahl war, obwohl er sich Koenig nennen durfte, dank seines Erfolges, einen Thronfolger gezeugt zu haben.
Statt sein Land zu regieren (d.h. als Regent fuer seinen minderjaehrigen Sohn, den Thronerben) beschaeftigte sich Ferdinand mit Kunst !
Und mit den huebschen jungen Kuenstlerinnen, versteht sich....
Eines Tages sieht Ferdinand auf der Buehne, vermutlich in Porto, eine kecke Schweizerin und hoert , wie sie mit reizender Sopranstimme die Rolle des Oscar in der Verdi Oper Der Maskenball singt .......und ist hingerissen.
Elise stammt aus La Chaux-de-Fonds (Schweiz) hat schon die Mailaender Scala gesehen, tritt mit einer Truppe auf, die sich Laneuville nennt, und ihren Musiklehrer, den Polen Gustavo Romanoff Salvini (1825 - 1858) hat sie gleich mit nach Portugal mitgebracht.
Ferdinand liebestrunken (und was besseres kann er garnicht) stoert das nicht, er zeugt sofort eine Tochter, die Alice (1855 - 1941) und will nur noch Spass & Lust & Freude.
Der Name "Ferdinand" heisst entweder "fardi" (Reise) "nand" (bereit)
oder der Name kommt von "firthu" (Frieden) "nands" (mutig)
Aber Ferdinand will weder das eine noch das andere.
Mit seiner Opernsaengerin will er in seiner -mit eigenem ererbten Privatgeld errichteten- Disneyland Kitschburg Palacio Pena hausen und die Flora drumherum -einzigartig wegen des eigentuemlichen Klimas in Sintra- fuer seine Maerchentraeumereien....... zu einem Maerchenwald ausbauen.
Ueber Sintra hat schon einst Plinius der Aeltere geschwaermt:
"Eine Mondlandschaft"
Auch Lord Byron war begeistert und entzueckt.
Der Name ist zurecht gewaehlt:
Sintra ist ein Name aus der griechischen Mythologie
Halb-Goettin der Jagd, des Mondes, des Waldes.
Um Elisa Hensler heiraten zu koennen, obwohl die Portugiesen protestieren und solch eine morganatische Ehe ablehnen -vollkommen zurecht- laesst er seinen Verwandten, den Opernfreund Ernst II. (1818 - 1893) die Strippen ziehen, und so wird aus der Opernsaengerin Elise am Hochzeitstag im Jahre 1869 die Condessa d´Edla, Elise Graefin von Edla.
Richtig echt, wie im Theater auf der Buehne !
Was noch fehlt.....ein Wappen mit Grafenkrone und Unterschrift:
Die beiden Turteltaeubchen bauen sich sogleich ein Nest.
Ein "Chalet" mitten im Wald soll es sein, mit viel Holz nach Nordamerika-Stil und tromp l´oeil Bemalung drinnen, mit viel Kork, dem Kunststoff von damals, wie eine Studio Pappfassade, eben wie es eine Schauspielerin/Fernsehansagerin richtig heimelig schoen findet, wenn man von ihr verlangt, Koenigin bzw. First Lady einer Weltmacht zu sein.
verwahrlost, als Satanskult-Treff genutzt, inzwischen abgebrannt
(obrigado Fernando Morais Gomes)
neue Fotos aus Februar ´07 hier:
Alagablogue
Die Denkmalverwaltung hat aber -lobeswuerdig- : não gesagt.
Was noch fehlt ist ein richtiger Maerchenwald wie im Bilderbuch, naemlich ein Farnkrautgarten.
Auch bald fertig und schoen wild geworden:
Die Krone Spaniens, die man ihm antraegt, lehnt er dankend ab.
Die Regierung wechselt -so sieht es die Verfassung vor- regelmaessig, jeder wer will, darf auch mal an die Honigtoepfe.
Die Kirchengueter hat man verstaatlicht, die Party dauert, bis in wenigen Jjahren das ganze Geld verjubelt und bis zur Obergrenze Hypothek die Sachwerte des Staates verpfaendet sind.
Noch ist es nicht soweit, wer turnusmaessig an den Schalthebeln sitzt raubt dem Land was er zu fassen kriegt.
Sieht so ein tatkraeftiger Koenig , Schutzherr seiner Untertanen, aus ?
Jemand, der das nahende Unheil, den Staatsbankrott, erkennt und abzuwenden vermag ?
Nein, so sieht ein netter Onkel von nebenan aus, brav, bieder und vielleicht Vorstand des doerflichen Kulturvereins e.V., welcher den Poebel daran hindert, aus den roemischen Ruinen der Tempel in Evora Steine zu klauen oder in Alcobaça ehrwuerdige Koenigsgraeber zu schaenden.
Und nagt ein begabter Kuenstler am Hungertuch, zahlt Ferdinand aus seiner Pivatschatulle ein Stipendium.
Aber Ferdinand ist kein Staatsmann, kein Pombal, und kein Salazar.
Er ist "o rei artista". (Was sich auch als Koenig Hampelmann uebersetzen laesst).
Als Ferdinand stirbt erbt die Opersaengerin das ganze Privateigentum allein.
Jetzt reisst sogar den geduldigen Portugiesen der Geduldsfaden.
Mit solchen Vorbildern laesst sich kein Staat machen.
Dort gibt es aber eine "CITY".
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Nachtrag:
Henrique Salles da Fonseca hat ein Buch von Marion Ehrhard ueber diesen Ferdinand II. mit Interesse gelesen :
Lido com interesse