Nirgends lassen sich immer aktuelle Streitfragen besser anschaulich darstellen als mit Beispielen aus Portugal und seiner Kultur- und Rechtsgeschichte.
Beispiel:
Das Trinkwasser in Lissabon
Koenig João V. , der Sonnenkoenig Portugals, beschaeftigt 50.000 Arbeiter, um einen vollkommen unsinnigen Palast in Mafra zu bauen.
Auch fuer Kirchen, Kloester und Konvente mit unvorstellbarem Prunk in allen Details...fuer dergleichen ist mehr als genuegend Kapital vorhanden.
Mit dem Gold Brasiliens finanzieren Adel & Pfaffen sich ein Leben sorglos wie Maden im Speck !
Aber in Lissabon muss sich das Volk um das wenige Trinkwasser pruegeln.
Es heisst im Volksmund:
Der Tejo, nach 875km Lauf, ist vor Lissabon bereits mit Meerwasser vermengt und salzig.
Zwar finden sich im engeren Stadtbild Quellen, sogar mit Wassern, die bis zu 27º warm sind, aber eine Belagerung und Verteidigung Lissabons haengt an der Frage, wie lange das Trinkwasser reicht und wann die ersten Seuchen (oft irrtuemlich "peste" genannt) ausbrechen.
Doch die Roemer und ihr Wirtschaftssystem, durch Goldverschwendung und ausbleibender Goldproduktion in Portugal und anderswo -trotz modernster BergbauTechnik- erkranken an den Folgen der daraufhin eintretenden Deflation, die Wasserleitungen sind bald "zu teuer".
Die Araber bauen zwar Wasserleitungen in Portugal allenthalben aber in Lissabon sehen sie keine Notwendigkeit.
Sie werden dieses Versaeumnis anlaesslich ihrer Niederlage im Jahr 1147, als sie von christlichen Heeren belagert werden und wegen Wassermangels nicht laenger standhalten koennen, sicherlich bereut haben.
Anmerkung: DieTrinkwasserversorgung bleibt privatisiert -wie wir heute sagen wuerden.
Erst Francisco de Hollanda (1517 - 1585) - port.: d´Ollanda- erinnert die Portugiesen daran, woran Gott dachte, als Er die Welt erschuf.
Francisco de Holanda als Maler und Autor wird der Wortfuehrer und Bildner der Renaissance in Portugal:
"diese Seite enthaelt die Erschaffung der Fische der Meere und
Ueber den himmelschreienden Zustand der Trinkwasserversorgung laestert Francisco de Hollanda in seiner Schrift: Ueber das Fleisswerk, an dem Lissabon Mangel hat (org.: da fábrica que falece a Cidade de Lisboa) im Jahr 1571 spoettisch:
"wo alle Wasser trinken hat es nicht mehr als ein Rinnsal fuer soviele Leute und ein anderes fuer Pferde.....man muss freies Wasser nach Lissabon bringen wie die Roemer bis zwei Meilen an die Stadt es holten mit unterirdischen Kanaelen, die viele Berge durchbohren und mit viel Aufwand und Arbeit"
Aber die Renaissance findet in Portugal nicht statt.
Kirche und Adel sitzen fest im Sattel.
Was braucht das Volk auch Wasser ?
Was machen die Waschweiber von Lissabon, im Stadtteil Alfama ?
(uebrigens nebenher zur Abendzeit und nachts den Beruf einer Liebesdienerin ausfuehrend , was man heute dort noch antrifft, wenn man bei VW im Vorstand sitzt)
Sie schlagen Loecher in die Stadtmauern, um vor den Stadttoren in Baechen die Waesche zu waschen:
Erst etwa 1.200 Jahre nach den Romern, naemlich im Jahr 1748 fliesst in Lissabon erstmals wieder Wasser aus einem Brunnen !
Freiwillig hat man Steuern auf Fleisch, Wein und Olivenoel bezahlt.
Das Volk sagt zurecht: Das haben wir und nicht der Koenig geschaffen.
"Der Koenig hat allergnaedigst diese Wasserleitung erbaut"
Bald haben galicische Einwanderer das Wassertragen und Wasserverkaufen als Geschaefstaetigkeit und die Stadtverwaltung die Lizenzen dafuer, die Vergabe von behoerdlichen Plaketten etc. als Einnahmequelle entdeckt.
Bald hatte man 76 Mordopfer zu beklagen !
Als der Taeter, ein gewisser Diogo Alves endlich gefasst war, vollstreckte der Henker an ihm 1841 das letzte Todesurteil durch Erhaengen der bisherigen Geschichte Portugals.
Die Aerzte jauchzten vor Freude !
Man wollte den Kopf des Serienkillers auf etwaige Auffaelligkeiten hin untersuchen, um wie Scotland Yard in unseren Tagen, kuenftige Taeterprofile zu erstellen.
Leider hat der Kopf von Diogo sein Geheimnis noch nicht gelueftet
Stell Dich in die Viecherschlange, denn jetzt ist die Reihe an mir !