Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Friday, 8 December 2006
Agostinho da Silva & Portugals Lust am Untergang

Heute ist Feiertag in Portugal.

Frueher war heute auch der Muttertag Portugals.
Verblieben ist nur das Hochfest zu Ehren der Gottesmutter Maria und der Glaube, dass der Heilige Geist eine "unbefleckte Empfaengnis" in Annes und Marias Bauch moeglich gemacht hat.

Der Portugiese liebt solche Widersprueche, er denkt selber paradox.

Zwar ist ein Portugiese zu vernuenftigen Einsichten faehig, jedoch ausserstande, aus diesen Einsichten seine ureigenen Schlussfolgerungen zu ziehen und demenstsprechend Taten folgen zu lassen.
Selbstverstaendlich fehlt es ihm weder an Intelligenz noch an Rechtschaffenheit.
Sehr wohl aber an Eigeninitiative und Eigenverantwortung.

Der gefeierte hochgeruehmte "paradoxe Philosoph" des XX. Jahrhunderts Agostinho da Silva (1906 - 1996) urteilt ueber seine Landsleute folgendermassen:

...bei den Portugiesen gibt es keine irgendwelche Art von Empirismus, wie es auch keinen Skeptizismus gibt.
Der Portugiese funktioniert wie ein Buendel von Ueberzeugungen...

(Zitiert aus QUINTUS - obrigado Rui Martins)

Fuer einen in Portugal lebenden Beobachter, wie fuer mich, ist es unbegreiflich, mit welchem Leichtsinn solche "paradoxe Philosophen" wie  Agostinho zwar einerseits den Tatbestand vollkommen zutreffend erkennen und deutlich aussprechen.

Aber gleichzeitig und andererseits sich wehren -was ich zutiefst verabscheue- und sich vehement gegen jede Autoritaet wenden, die in der Lage waere, das Unglueck der Portugiesen aufzuhalten und die Lust der Portugiesen am eigenen Untergang in eine neue  Richtung zu weisen.

Agostinho tut naemlich so, als sei der Portugiese von Natur aus geistig anders geartet -als zum Beispiel Englaender.
Dem muss ich heftig und energisch widersprechen !

Die kultur-historischen Besonderheiten im Fuehlen, Denken und Handeln in Portugal sind naemlich einzig und allein das Ergebnis von unwidersprochener Gewalt kirchlicher Dogmen, zuegelloser Kontrolle und Bespitzelung des Gewissens jedes einzelnen durch staatliche Inquisition, durch den Dorfpfarrer, -der ausserdem Notar, Testamentsvollstrecker, Pate, Polizist, Beichtvater, Grundstuecksmakler, Seelsorger, schreibkundige Vertrauensperson und Versicherungsagent in einer Person ist- und eine Folge der Vertreibung saemtlicher aufmuepfiger Landessoehne in die Kolonien oder ins Ausland und sei es zum Kloputzen und Strassenkehren..... nicht zu vergessen die unverantwortliche Politik von Banken und Parteien, und ihren gewerkschaftlichen Helfeshelfern, in unseren angeblich demokratischen Tagen.

Heute feiert das Land Feiertag !

Agostinho sagt was Portugiesen denken und insgeheim -nach wie vor- hoffen:

Das V. Weltreich wird mit Hilfe Gottes und gleichfalls durch den Heiligen Geist aus der Hand der Portugiesen nach Europa gebracht und aufgerichtet werden.
Ohne Arbeitsschweiss und Muehsal sind Portugiesen der Chef und alle anderen muessen gehorchen.....

Was hier dem Land fehlt ist ein Buchhalter, der oeffentlich erklaert was Soll & Haben bedeutet, wo Oben & Unten sich befinden, woran Gott wirklich dachte, als Er die Welt und Portugiesen erschuf, was Gut & Boese ist und weshalb dieser "paradoxe Philosoph" Agostinho in Wirklichkeit ein ausgeschlafener dreister Kerl war, der sich zeitlebens ueber die Naivitaet seiner leichtglaeubigen Landsleute heimlich ins Faeustchen lachte und wie ueber Schildbuerger nur lustig machte.

Denn mit einer fuersorglichen Anleitung sind Portugiesen wesentlich produktiver als Luxemburger, aushaltender als Finnen, praeziser als deutsche Facharbeiter, "preiswerter" als Chinesen, angenehme Gastgeber (ohne nervoeses Getue -etwa wie Italiener-), und Portugiesen waeren treuer als die Nibelungen.....

Fuersorgliche Anleitung statt Heiliger Geist, Koenigin Maria, Heiliger deutscher Vater  oder am Tropf europaeischer Hilfsgelder

Ein Portugiese hat noch Ehrfurcht, die sich als Liebe aeussert.
Kein Wunder, dass sich Portugiesen verraten und verschaukelt vorkomen.

Sie sind es auch.......


Posted by Ralf at 1:50 PM GMT
Updated: Friday, 8 December 2006 4:55 PM GMT
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Wednesday, 6 December 2006
Krampus - Der Schrecken der Kinder wenn Nikolaus kommt

Sowas gibts in Portugal nicht !

Seht, da kommt er schon, der Nikolaus, habt Acht liebe Leute, jetzt geht´s den boesen Kindern schlecht !

Quelle (many thanks !)

Eine Inspektion der Haeuser und Familien durch einen "Nikolaus" war garnicht noetig, das regelte schon die Nachbarschaftsbespitzelung der Inquisition.

Ein Segen fuer Kinder !
Denn einen Krampus, diese garstige Gestalt mit Geissfuss, musste hier in Portugal niemand fuerchten.

Anders die Kinder in Oesterreich.

Wer sie -Nikolaus & Krampus- hereinlaesst in sein Haus
zahlt mit dem Kleingeld der Angst
seine laesslichen Suenden ab
wenn Himmel  und  Hoelle
sich auf das Bedrohlichste verbinden


(Zitat aus dem Film mpeg 6.6MB)

Welche Qualen fuer ein Kinderherz ! 

Krampus holt sich die unartigen Kinder
 

Man stelle sich diese Hoellenangst nur einmal vor:

Krampus will das Kind aus den Armen der Mutter reissen
(Quelle: VintagePostcards.com) 

Die Schreckensgestalt, in Begleitung des Nikolaus, hat ihren Ursprung moeglicherweise in den Lupercalien.

Wie gefuehlskalt und geistlos muessen Eltern sein, die ihren Kleinkinder Sproesslingen solch eine brutale Panik verpassen ?

Wo Hoelle und Teufel das Fuerchten lehren, statt Vernunft und Einsicht , Gehorsam und Gewissen einzufloessen ?
Satan ist -nota bene- nur der Staatsanwalt Gottes.

Doch die Kleinen sollen sich -anstelle ihrer Eltern- fuerchten:
SCARED OF  SANTA  (Gallery)

Anders auf der Insel Borkum:
hier schlaegt Klaasohm die Frauen (wohl wussten Walfischer warum...)
und in Finnland heisst der Gute Joulupukki

Nachzulesen bei Helges Webseite


Technorati Profile

Posted by Ralf at 12:25 PM GMT
Updated: Sunday, 17 December 2006 11:01 PM GMT
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Tuesday, 5 December 2006
Offener Brief der Ladina Vereinigung an Stadtdirektor (Mayor) von Lissabon

selbstredend hiermit auch meine Bitte um wohlwollende Pruefung dieses bescheidenen Hinweises auf eine bisher peinliche Unterlassung an den Mayor von Lissabon:

OBRIGDO
M. Lopes


Posted by Ralf at 4:01 PM GMT
Updated: Tuesday, 5 December 2006 4:15 PM GMT
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Monday, 4 December 2006
Garcia da Horta - Katholische Rache an seinen Knochen im Jahr 1580

Garcia (Avraham) da Orta (1500 - 1568) war Begruender der Tropenmedizin, bessergesagt er hat sie erfunden.
Zwar kannte man vor ihm Kraeuterhexen, Kraeutergaerten und allerlei Mittelchen, die von fernen Laendern kamen.

Aber niemand sah die Wirkstoffe in den Kraeutern und setzte sie in logischen und nachpruefbaren Bezug zu einer Krankheit oder ihrer Heilung.

Garcia da Orta entstammte einer aus Spanien vor der Judenverfolgung nach Portugal geflohenen Familie.
1497 erlebten die Juden nun auch in Portugal den Beginn von Zwangstaufen, Ausreiseverboten, Enteignungen und Verfolgungen.

Als "Auslaender" konnte Garcia in Salamanca (Spanien) studieren, als Professor fuer Logik anschliessend in Coimbra (Portugal) lehren.

Sein Interesse jedoch galt der Entdeckung neuer Erkenntnisse in fernen Laendern.

Garcia mitsamt seiner Familie reist nach portugiesisch Goa in Indien.
Dort studiert er die Heilkunst der Inder und experimentiert.

"Komm mir nicht mit den alten Weisheiten der Autoritaeten-
ich will nur wissen, was ich sehe"
 
Garcias Logik ist unbestechlich.
 
Nachdem die Domnikaner zum Missionieren nicht mehr richtig taugen und verbraucht sind entwickeln die neu gegruendeten Jesuiten neue Strategien.
"Cum ad Nihil Magis" (I) heisst die Bulle, mit welcher Papst Clemens VII. am 17. 12. 1531 auch in Portugal die Inquisition einfuehren moechte.
 
Nur dass der portugiesische Koenig unter einer Decke mit Adel und Pfaffen eine Inquisition "a espanhola" ("auf spanische Art") viel lieber haette.
 
"Cum ad Nihil Magis" (II) heisst im Jahr 1536 wieder eine Bulle, diesmal von dem -seit 1534-  neuen Papst Paul III, bei welchem die Portugiesen endlich ihren Kopf durchsetzen konnten:
 
Auf Spanische Art:
Das heisst anonyme Zeugen, Zeit- und Ort-ungebundene Verfahren nach Gutduenken der Richter, Einkerkerung ohne Anklage, und vorallem Beschlagnahme und Einzug des Vermoegens des Verurteilten zugunsten der Krone.

Der Erfolg der Inquisition, dank der Moeglichkeit, einen Gefangenen ohne Anklage beliebig lange einzukerkern, ist enorm.
Das Volk schaltet sich selber jeden freien Gedanken , jeden Anflug von kritischem Denken, sich selber freiwillig aus.
Angst regiert Portugal.
Und Angst formt den portugiesischen Charakter zu dem, wie wir ihn heute kennen.
 
Sogar dem Papst selber faellt spaeter auf, dass die Inquisition in Portugal von Korruption, bestochenen Richtern und Fehlurteilen strotzt.
Er versucht- vergeblich- im Jahr 1540 dem Juristenterror Einhalt zu gebieten.
 
Bald hat die Inquisition -nach Zeitzeugenberichten- wie eine Krake (port. polvo)  saemtliche Bereiche des Lebens, Denkens und Handelns in Portugal und bald auch in seinen Kolonien durchdrungen.
 
Garcia da Orta stellt in seinem Buch nicht nur seine Neuigkeiten vor .
Er beschreibt vielmehr wie jemand -mit europaeischen Vorurteilen beladen so wie er selbst- nach Indien kommt und anhand von Fragen und Antworten zu neuen Einsichten findet.
 
Der Titel seines Buches (eigentlich schon ein Resumee) ist folgender:

Einfache Unterhaltungen ueber Drogen und medizinische Dinge  aus Indien
und auch ueber Fruchtsorten die man dort anfindet
und wo sie die Belange einer praktischen Medizin beruehren
und andere nuetzliche Dinge fuer das Allgemeinwissen


 (Goa AD 1563)
 
Das Teuflische in den Augen der katholischen Autoritaeten war nicht etwa die Wissensvermittlung zum Thema Heilkraeuter.
 
Das Teuflische, das juedische, war -wie im Fall von Gallileo Gallilei- die Anleitung, wie man praepotenten Autoritaeten mit Aufmerksamkeit und Widerspruch entgegnen sollte...wie man seinen Verstand gebraucht.
 
12 Jahre nach seinem natuerlichen Tod wird Garcia da Orta von der Inquisition zum Verbrennen auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
 
Da Garcia schon 12 Jahre tot in der Erde liegt, graebt man seine Knochen aus und zuendet ein Feuer.
 
Was ist der Hintergrund einer derart schon krankhaften Furie von ansonsten gebildeten -wenngleich katholisch fanatisiert- portugiesischen Richtern ?
 
Die juedische Orthodoxie....
Das wussten offenbar die Richter genau:

Die juedische Tradition verbietet, an einem Leichnam irgendwelche Veraenderungen vorzunehmen.
Auch die Feuerbestattung wird insoweit als "Zerstoerung" eines Koerpers betrachtet.
 
Die spaete Rache der Inquisition unter Anleitung und Aufsicht eines erzkatholischen "Kardinalkoenigs" hatte folgende pefide Absicht:
 
Die Auferstehung des Garcia da Orta am Tage der Ankunft des Messias mit aller Gewalt zu verhindern.
 
Deshalb werden heute im Jahr 1580 Garcias Knochen verbrannt.
 
Armes Portugal.
Arme Menschheit.
 
--------
Quellen:
Vidas Lusofonas 
 
Os regimentos da Inquisição portuguesa 

Posted by Ralf at 12:58 PM GMT
Updated: Tuesday, 5 December 2006 11:06 AM GMT
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Sunday, 3 December 2006
Reynaldo dos Santos & die Urologie in Portugal

Den Arabern, ansonsten den Kuensten und Wissenschaften zugetan, betrachteten es als unappetitlich und unwuerdig.

Die Katholiken, in Medizin und Wissenschaft bloss wissenschaftlich interessiert -also ohne die Erkrankten wirklich zu behandeln- lasen in den alten Buechern, worauf es ihnen vornehmlich ankam, dass im Hippokratischen Eid fuer Aerzte das Steinschneiden in jedem Fall verboten ist.

Es gab zwar seit 1577 in Portugal einen koeniglichen Erlass, dass ab sofort solcherlei Untersuchungen gestatten sein sollten, aber Fortschritte waren nicht zu verzeichnen.

Da passierte es, dass João IV. , der Koenig der (neuen) Unanbhaengigkeit Portugals von 1640, der "Restaurador" (Wiederherrichter), von welchem ich erst vorgestern geschrieben habe, im Jahr 1656 erst 52 Jahre alt an seiner Harnroehren Erkrankung verstarb.

João litt an einem Harnverschluss und staendigen Kolicken (was wohl die grausamsten Schmerzen sind) und hatte die typischen geschwollene Fuesse ("Podagra")

Die zeitgemaesse Behandlung, welche man ihm zuteil werden liess, war folgendes:

-  taeglich zweimalige Magenentleerung
-  taeglich drei Baeder
-  Ananassaft
-  Blutegel
-  Schroepfmesser Aderlass (port.: Sangria !)
-  Blutabsaugen vermittels Saugpuempchen
-  Wunder Pillen schlucken (kleine Eisenkuegelchen)

Das half aber alles nichts.
Der Koenig starb trotzdem.  

Der erste Arzt in Portugal, welcher kleine Staebchen mit verdickter Spitze (zum Ausdehnen der Harnroehre) einfuehrte ,war Thomas Rodriguez im Jahr 1686 

Der Gruender einer Urologie in Portugal war im Jahr 1902 der Chirurg

Artur Ravarra
 
Artur Ravarra bildete auch eine Reihe spaeter nahmhafter Fachaerzte aus.
 
Zum beruehmtesten Urologen Portugals wurde zweifelsohne:

Reynaldo dos Santos (1889 - 1970)

Arzt, Lehrmeister, Wissenschaftler & Erfinder, Schriftsteller, Geschichtsforscher, Kunstkritiker

 
Die Bedeutung dieses wahrlich grossen Menschen und Menschenfreundes kann man vorallem an seinen persoenlichen Kaempfen in Portugal ablesen, welche er zu bewaeltigen und zu verkraften hatte.

Technisch brillant, profundes Wissen, gepaart mit Leistungswillen und Tatkraft, ein mitreissendes Vorbild den Studenten, und jugendlich frech in seiner Ehrlichkeit.....
 
Man kann es die "portugiesische Tradition" nennen:
Wer Veraenderung als Beamter will, erhaelt Berufsverbot.
Wer Veraenderung als Arbeiter will, wird fristlos entlassen.
Ein Patriot muss auswandern.

Reynaldo lernt in Frankreich, in Berlin, in Wien und in den Vereinigten Staaten.

An einen Freund, Raul Proença, schreibt er:

"Das ist es also, das Land der Moechtegern Patrioten,
die da denken, Portugal sei das, was sie sich einbilden und behaupten
waehrend es doch eigentlich etwas ganz anderes ist
was sie allerdings nicht verstehen"
 
Reynaldo beschliesst , eine eigene private Lehre fuer Studenten  der Urologie einzurichten.
Diese -nicht staatlich anerkannte- Schule nennen seine Schueler liebevoll Universidade de Arroios  (Universitaet der Baechlein)
 
Erst 1930 erhaelt Reynaldo den (neu eingerichteten) Lehrstuhl fuer Urologie und erst 1932 wird er schliesslich Praesident  Gesellschaft  fuer Medizinische Wissenschaften (welche ihn zeitlebens missachtet hatte)

Reynaldos Apparatur zur Messung von Blutstroemen -wichtig zur Beurteilung von Herz-, Nieren, und Tumorerkarnkungen- war inzwischen in den namhaftetsten Kliniken Europas anerkannt.

Ausserdem moechte Salazar in seinem "Neuen Staat" (Estado Novo) allen alten Strukturen und Hierarchien zu Trotz eine Politik des Leistungsprinzips einsetzen und zum Durchbruch verhelfen.
(worin er allerdings langfristig scheitern wird)

Aortagraphie
 

Was wuerde Reynaldo heute sagen, wenn er die Zustaende im Gesundheitswesen Portugals und die Ausbildung im Fach Medizin kennen wuerde.

Wartezeiten bis 10 Jahre, etwa 227.000 auf eine Operation wartende Patienten (Quelle), beinahe 50 % der Schueler brechen ihre Schulausbildung ohne Haptschulabschluss (!) ab, Medizinstudenten muessen aus Kostengruenden in Pilsen, Tschechien, studieren, und wer ein paar Groschen gespart hat, laesst sich in Kuba behandeln.
Zustaende wie in Krisengebieten der Dritten Welt.

Eben diese Zustaende wollte Reynaldo verhindern.

Er klagte:

Was unsere Studenten entnationalisiert
ist nicht ein Auslandsstudium,
sondern ein Vaterland vorzufinden
welches minderwertig, gleichgueltig, hohl und dumm ist.

Reynaldo dos Santos wird heute, im Jahr 1880 in Vila Franca de Xira in eine namhafte Familie Portugals geboren.

-------
Quellen:
Vidas Lusofonas

Urologia em Portugal 


Posted by Ralf at 4:34 PM GMT
Updated: Sunday, 3 December 2006 9:12 PM GMT
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Friday, 1 December 2006
1. Dezember 1640 - Portugal will nicht spanische Provinz werden

Heute ist Feiertag in Portugal.

Heute haben die Conjuradores (Verschworenen) den heimlichen Beschluss gefasst, die Unabhaengigkeit des Koenigreiches Portugal von seinem spanischen Nachbarn auszurufen und den Herzog von Bragança (1604 - 1656) zum Koenig João IV zu kroenen.

Kroenen ?
In Portugal wurden Koenige seit altersher nach altgermanischer Gotensitte nicht  "gekroent" sondern  durch  "Ausruf"  (proclamação)  der Cortes (Landstaende) inthronisiert.

Jõao, als typischer Portugiese jede Art von persoenlicher Verantwortung scheuend , will aber die Krone garnicht zugerufen bekommen und lieber Herzog bleiben....
Die Verschworenen schauen daher schon auf seinen juengeren Bruder Dom Duarte .

Darueber wird Joãos spanische (!!) Ehefrau Luisa de Gusmão (1613 - 1666) fuchsteufelswild !

Sie schreit ihre Dumpfbacke von Ehemann an mit den Worten:

"Lieber einen Tag Koenigin als ein Leben lang Herzogin"

Da muss Angsthase João klein beigeben.
Um bloss auf keinen Fall jemals als Verantwortlicher Rede und Antwort stehen zu muessen, denn es beginnt sofort ein 28 Jahre waehrender Krieg, legt er im Jahr 1646 symbolisch fuer ewige Zeiten die Krone Portugals nieder auf ein Seidenkissen.
Niemals wieder wird diese Krone ein Koenig Portugals auf seinem Haupt tragen!
Nur die Jungfrau Maria, wahre Koenigin Portugals, darf diese Krone auf ihr Haupt setzen.

Wie war das mit der Iberischen Union ? 

Die Spanier hatten durch Erbfolge einen uebersichtlichen Fleckenteppich von Laendern und Herrschaften in ganz Europa.

Der Dreissigjaehrige Krieg kostete ein Vermoegen.

Portugal und andere Teile dieses Vielvoelkerstaates wollten nicht laenger die Mitverantwortung fuer die spanische Herrschaft und Mitfinanzierung tragen.

Portugals Aussenhandel war auf ein Drittel geschrumpft.
Portugals Goldwaehrung war verschwunden, es war nur noch spanisches Silber (aus Suedamerika) im Umlauf.
Portugiesen mussten  Umsatzsteuer auf Salz, Wein und Fleisch bezahlen (sog: real de agua).
Sogar Beamte sollten ploetzlich Steuern (sog: meia anata) bezahlen:
Die Haelfte eines Jahreseinkommens bei Verbeamtung
Sogar Grossgrundbesitzern wurden die typischen Privilegien des Feudalismus abgenommen.

Offizielle Begruendung aus Madrid:
Um die Korruption zu unterdruecken, muessen ab sofort saemtliche Entscheidungen der Portugiesen von Madrid aus genehmigt werden.

Portugal kocht vor Wut, und andere spanische Gebiete sowieso:

rot : die aufstaendischen Landesteile

Der Aufstand der 30 Conjurados gelingt.
Und zwar deshalb, weil man den Miguel des Vasconcelos tatsaechlich aus dem Fenster wirft.
(Ein Spruch im Volksmund lautete, dass solange er nicht "runtergefenstert" (defenestrado) sei, Portugals Freiheit nicht wirklich bestuende)

Er war der Staatssekretaer, die rechte Hand der Statthalterin , jener sog. Vize-Koenigin in Portugal, von Haus aus bloss Neffin des Doppel-Koenigs Spanien-Portugals, Fuerstin von Mantua: Margarete von Savoyen (1589 - 1655)

Miguel de Vasconcelos hatte sich in einen Aktenschrank versteckt.
Als er sich bewegt rascheln die Papiere.
Ob man ihn tot oder lebendig aus dem Fenster schmiss,
liess sich nachher nicht mehr feststellen.
(OBRIGDO amigo Acácio Simões in O ATÓNITO)

Portugal war bis dahin mit Spanien ja bloss assoziiert.
Der Aufstand von heute hat Erfolg:
Portugal wird nicht spanische Provinz.
Portugal stellt heute seine Unabhaengigkeit wieder her !

Hals ueber Kopf fliehen saemtliche Spanier aus Portugal zurueck nach Spanien.
Ebenso packen augenblicklich saemtliche Verwaltungsangestellte in Spanien ihre Koffer und kehren in ihr neues Vaterland.
500 portugiesische Studenten in Salamanca verlassen ihre Uni.
Auch  Leute wie Manuel de Melo, Gouverneur von Ostende, ziehen es vor, so schnell wie moeglich nach England zu gelangen, um von dort zurueck nach Portugal zu segeln.
Kaum haben die Soldaten in spanischen Diensten von dem Wunder von Lissabon erfahren, marschieren sie geschlossen von dannen...

Sir Robert Sthouwell , Botschafter Englands, und offensichtlich ein intimer Kenner des portugiesischen Charakters, schreibt beschwichtigend ueber die Zukunft des aeltesten Verbuendeten Englands auf dem europaeischen Kontinent:

"Willst Du Portugal besiegt sehen, brauchst Du die Portugiesen nur sich selbst zu ueberlassen"

Leider sollte Sir Robert recht behalten.
Wenige Jahre spaeter ist unter den Portugiesen jeglicher Sinn fuer nationalen Zusammenhalt bereits verflogen. (gefunden bei SEMIRAMIS -obrigado)

 

Nachgedacht:

Wie ist Portugals Lage heute in der Europaeischen Union ?

Portugals Gewerbe und Industrie zerfaellt angesichts der Tsunami von europaeischen Filialketten, die Portugals Wirtschaftsleben ueberschwemmt und erstickt.

Portugals Aussenhandel versinkt zu Bedeutungslosigkeit, weil die Exportueberschuesse Nordeuropas zu einer Importwelle aus Drittlaendern fuehrt, ohne dass sich Portugal mit Abwertung der Landeswaehrung schuetzen kann.

Portugals Waehrung, eine durch typisch portugiesische Bilanzeigentuemlichkeiten, stets schwach und billig , wurde abgeschafft und mit einer europaeischen Waehrung ersetzt .
Der Flitter Reichtum der letzten Jahre beguenstigte jede Art von Spekulation zu Lasten wirklich produktiven Arbeitens.

Die Auflagen, Verordnungen, Vorschriften, Verbote und Foerdermittel aus Europa lassen die portugiesische Industrie und ihre unausgebildete Arbeiterschaft und Fuehrungselite zu einem Gebilde verkommen, das ohne Alimentierung aus Europa nicht lebensfaehig ist.
Forstwirtschaft mit Eukalyptus zerstoert derweil den Boden der Landwirtschaft.

Die Verschuldung des Landes und seiner Bevoelkerung ist mit der Verschuldung zu vergleichen, welche Portugal einging, um mit Jesuiten und Koenig Sebastian die boesen Nordafrikaner zu erobern.

Haben Portugiesen aus ihrer Geschichte denn rein garnichts gelernt ? 

vermutlich: Nein... 

Es wird nicht lange dauern, da werden saemtliche Ministerien und Militaers -wegen Vermeidung von Korruption- in Bruessel bestimmt.
Beim Fussball sowieso.

Portugal ist auf bestem Wege, eine Provinz Europas zu werden.
Ein Reservat fuer portugiesische Folklore.
Ein Land der Golfrasen.....
Wer was kann wandert aus.
Wer nichts kann bleibt und verkauft den Touristen Popcorn.

Anmerkung:
Der Verkauf z.B. von Popcorn an Touristen wird schon heute dem "Export" gutgeschrieben von der Regierung als "Export" bilanziert......
Fuer jeden Auslaender zahlt man der Fluggesellschaft eine Erfolgspraemie und erklaert dann oeffentlich und ungeniert, der "Export" sei wiedermal gestiegen, die Industrie Portugals erfolgreich....

Ich frage mich, wie lange sich die Portugiesen noch veraeppeln und troesten lassen.....
 


Posted by Ralf at 11:30 AM GMT
Updated: Saturday, 2 December 2006 3:04 PM GMT
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Thursday, 30 November 2006
Rauch aus Brasilien, Monsieur Nicot & die Portugiesen

Schon immer hatten die Ureinwohner Brasiliens den Genuss eines Tabaks von ganz besonderem Geschmack genossen.

Das war kein wuerzig duftender Virginia.
Das war eine Sorte, die Rundblatt Variante, bei uns Bauerntabak (nicotiana rustica) genannt, ein Kraut, das in unserer Zeit nur noch hartgesottene Russen als Machorka verkraften koennen.

Immer wenn ein Ureinwohner Brasiliens Sorgen oder Leibschmerzen hatte,  musste ein Gesundbetenheiler, port.: paje, herbeieilen und heiligen Rauch machen.

Rauch erinnerte an Wolken, an Regenmacher, an himmlische Geister und Kraefte und im Rauch lag die ganze Magie.
Der nackte gebuehrend bemalte Paje kam mit einer Tabakkugel und musste den Kranken anpusten oder die Wunden bespucken

Folglich nannten die Tupi "Brasilianer" damals ihren Tabak: petum , was Rauch bedeutet.

Fuer besondere Indikationen hatte der Paje auch immer eine bunte Sortenvielfalt an Pfeifen einstecken, die er auf Wunsch rauchte: 

links ein Phallus - rechts eine Weibsfigur Pfeife
(Quelle) 

Der Genuss (und die Folgen) von  Petum waren bald auch bei den Portugiesen bekannt und beliebt.

Der Sekretaer der Inquisition, ein Jesuit namens Fernão Cardim (1549 - 1625), muss ueber das Petum-rauchen berichten:

...sogar die Portugiesen vergessen sich seinetwegen und liegen Tag und Nacht in den Seilen und trinken den Rauch und betrinken sich damit als waere es Wein.....
 
Das muss man sich mal vorstellen:
Die Ureinwohner arbeiten nur solange es unbedingt noetig ist und die Portugiesen sind auch nicht zum Selber Schuften nach Brasilien gekommen.
 
Der portugiesische Koenig João III. (1502 - 1557) hatte von Volkswirtschaft keinen Schimmer einer Ahnung und sonnte sich in der Einbildung, der liebe Gott wuerde einem Portugiesen die Arbeit schon erledigen.

Er vergab daher bloss erbliche Lehen an verdiente Heerfuehrer seiner Verwaltung und diese wiederum glaubten, von nun an als unumschraekter Herrscher (nur verstuemmeln oder toeten durften sie als Richter nicht) und sorglos wie im Schlaraffenland leben zu koennen.
Alles was sie taten:
sie vergaben gegen Bares vererbliche Kapitanate (Unter-lehen) , und diese wieder ...
 
Die einzigen, die wirklich produktiv mit Verstand und Muehsal arbeiteten waren Jesuiten und vor der Inquisition geflohene Juden.
(Deutsche Jesuiten liessen Musikkapellen spielen, das gefiel den Einheimischen und sie erschienen freiwillig zur Arbeit)
 
Bester Exportartikel war (damals noch nur) Brasil-Holz, das man in Europa zum Faerben brauchte und teuer bezahlte.

Die Landkarte Brasiliens mit den "Donatarios" (Lehen) sah folgendermassen aus:

links der Name des Landes - rechts der Name des Inhabers
 
Wir schauen auf Pero de Gois, donatario de SAO TOME !
Weil er einen Bruder hat, den Luis de Gois.

Und weil er einen verzweifelten Brief an Koenig Joao III. schickt, in welchem er eindringlich warnt, dass wenn nicht bald etwas geschieht, die Kolonie von Franzosen erobert werden wuerde und ganz Brasilien verloren ginge.....

Dem Sachverstand dieser Brueder hat Portugal viel zu danken.....
Neben Zuckerrohr werden auch Pflanzen wie Tabak als Exportware ernsthaft in Erwaegung gezogen.......

Luis kommt mit Tabaksamen nach Lissabon und ruehrt gehoerig die Werbetrommel.
Tabaktee und Tabakrauchen sollen Wunder wirken.

Tatsaechlich wuerde jeder Ureinwohner Brasiliens schwoeren, dass ihm der Rauch geholfen hat.
Ein aufmerksamer Beobachter, wie ich es bei den Gebruedern Gois unterstelle, wird jedoch nicht uebersehen haben, dass in Brasilien dem Tabakgenuss eine laengere Zeit des Fastens folgte !!

Der Tabak war nur Brimborium.....

Was den Verkaeufern in Portugal fehlt ist noch ein Werbetraeger, der letzte Durchbruch !

Zum Glueck weilt Botschafter Jean Nicot (1530 - 1604) gerade in Lissabon, um dem (Enkel von João III.) Koenig der Grossmacht Portugal die kleine Tochter aus Frankreich als Eheweib zu empfehlen...doch Sebastian ist schwul und zeigt keine grosse Lust....

Jean Nicot
 
Als guter Diplomat griff er den Tabakverkaeufern ein bisschen unter die Arme.
Seine Lieblingsbeschaeftigung war ohnehin das Archivieren, Katalogisieren und als er den Tabak wohl als Heilpflanze mit Wunderwirkungen einstufte, und sich die Koenigin Frankreichs dazu hinreissen liess, den Tee aus Tabak als Mittelchen gegen ihre Migraene zu preisen, da kann man sich denken wie sich alle freuten.....
 
Zwar heiratete die kleine Franzoesin nicht den tripper-kranken Koenig Portugals, den Sebastian, aber der Preis fuer Tabak erreichte bald den hundertfachen Wert des Pfeffers.... 

Die Freude kann groesser nicht gewesen sein !
(und Monsieur Nicot wird Namensgeber)

Der einzige, der den Schwindel durchschaute, war Jakob I., der James VI u. I. (1566 - 1625) von England, und wagte die Heilwirkung von Tabak zu bezweifeln.....

Dass es den Portugiesen garnicht um die Heilwirkung ging, sondern nur um die Suchtwirkung, die den Suechtigen zum Nachkauf von weiteren Tabakpflanzen zwingt -und die Kolonie betriebswirtschaftlich regierbar macht-  also eine garantierte Nachfrage darstellt, haben viele Portugiesen bis heute nicht begriffen bzw. erst viele Jahre spaeter festgestellt.

Portugal war 1891 derart vermoegenslos, bankrott und am Boden, dass zur Finanzierung weiterer Kredite vonseiten Englands (der Barings Bank) von João de Sousa das Tabakmonopol in die Waagschale gelegt, als Kreditsicherung angeboten wurde.

Auf 35 Jahre -bis 1926 (wenn es 1910 die Revolution nicht gegeben haette)- sollten die ungeschuetzten Portugiesen der Droge Tabak ausgeliefert werden, um den Staatshaushalt und die ruinoes sozialistisch katholische Politik der Verantwortlichen zu finanzieren.

Gerne gibt jeder Kreditgeber bei solchen blendenden Garantien bereitwilligst sein Darlehn......

Darum gehoert Rauchen -angeblich- zur lusitanischen Lebenskultur......

Die aktuelle Regierung Portugals ziert sich noch mit einem generellen Rauchenverbot wie in anderen Laendern, -man kann sich denken weshalb- aber was soll´s ?
.....heute hat man andere, viel interessantere Drogen zur Hand, und eine ausgekluegelte Werbemaschinerie.
Die schlimmste von allen Drogen ist die Eitelkeit und Gier der Menschen und in Portugal sogar der von vielen eingebildete und verteidigte "Rechtsanspruch" auf Kredit.....

Geradewegs gegen den Eisberg !

Posted by Ralf at 7:07 PM GMT
Updated: Thursday, 30 November 2006 9:46 PM GMT
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Tuesday, 28 November 2006
Eine Infantin aus Spanien macht aus Fusssoldaten Infanterie

Es war einmal ein Kind.
Weil ein Kind "nicht sprechend" also "infans" in die Welt geboren wird, was besonders Spaniern und Portugiesen bemerkenswert erscheint,  heisst Kindergarten "infantário", kindlich "infantil" und um einem wohlgeborenen Sproessling Respekt zu bekunden, um ihn nicht "criança" ("Kind" - genaugenommen deutsch etwa: Wachstumling) wie alle anderen zu rufen,  nannte man alsbald ein Kind koeniglicher Abstammung : Infante oder Infanta

So kam es, dass man die kleine Isabella Clara Eugénia von Habsburg (1566 - 1633) stets -als waere es ein Kosename- mit Infanta ansprach.

Peter Paul Rubens:  Infantin Isabella
im NORTON SIMON MUSEUM

erstaunlich, dass diesem Frauenzimmer zu Ehren noch heute arme Landsknechte in Kriege ziehen und sich stolz

Soeldner des Kindes  "Soldaten der Infanterie"

nennen.

Wer´s nicht glaubt, muss lesen die JAEGERSEITEN 


Posted by Ralf at 12:08 PM GMT
Updated: Tuesday, 28 November 2006 1:13 PM GMT
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Monday, 27 November 2006
Weltreich, Palaeste und Kirchen aber kein Wasser in Lissabon

Nirgends lassen sich immer aktuelle Streitfragen besser anschaulich darstellen als mit Beispielen aus Portugal und seiner Kultur- und Rechtsgeschichte.

Beispiel:
Das Trinkwasser in Lissabon

Koenig João V. , der Sonnenkoenig Portugals, beschaeftigt 50.000 Arbeiter, um einen vollkommen unsinnigen Palast in Mafra zu bauen.

Auch fuer Kirchen, Kloester und Konvente mit unvorstellbarem Prunk in allen Details...fuer dergleichen ist mehr als genuegend Kapital vorhanden.

Mit dem Gold Brasiliens finanzieren Adel & Pfaffen sich ein Leben sorglos wie Maden im Speck !

Aber in Lissabon muss sich das Volk um das wenige Trinkwasser pruegeln.
Es heisst im Volksmund:

man geht Wasser holen
und kommt mit Blut zurueck

Wasser hat in Lissabon schon zu Zeiten der Roemer gefehlt.
Der Tejo, nach 875km Lauf, ist vor Lissabon bereits mit Meerwasser vermengt und salzig.
Zwar finden sich im engeren Stadtbild Quellen, sogar mit Wassern, die bis zu 27º warm sind, aber eine Belagerung und Verteidigung Lissabons haengt an der Frage, wie lange das Trinkwasser reicht und wann die ersten Seuchen (oft irrtuemlich "peste" genannt) ausbrechen.
 
Im III. Jahrhundert erbauen die Roemer eine Wasserleitung, welche aus Sintra, genaugenommen aus Belas,  frisches und freies (fuer jedermann erhaeltlich) Trinkwasser nach Lissabon bringt.

Doch die Roemer und ihr Wirtschaftssystem, durch Goldverschwendung und ausbleibender Goldproduktion in Portugal und anderswo -trotz modernster BergbauTechnik-  erkranken an den Folgen der daraufhin eintretenden Deflation, die Wasserleitungen sind bald "zu teuer".

Die Araber bauen zwar Wasserleitungen in Portugal allenthalben aber in Lissabon sehen sie keine Notwendigkeit.
Sie werden dieses Versaeumnis anlaesslich ihrer Niederlage im Jahr 1147, als sie von christlichen Heeren belagert werden und wegen Wassermangels nicht laenger standhalten koennen, sicherlich bereut haben.
 
Kirche, Ritterorden, Politiker und auslaendische Handelshaeuser in Lissabon scheren sich aber auch nicht um das gesundheitliche Wohl, die Sauberkeit, die Reinheit ihrer Untertanen oder Schutzbefohlenen  oder Arbeiter, die Reichen haben ihr Haus neben ihren eigenen Brunnen.
Anmerkung: DieTrinkwasserversorgung bleibt privatisiert -wie wir heute sagen wuerden.
 
Erst Francisco de Hollanda (1517 - 1585) - port.: d´Ollanda-  erinnert die Portugiesen daran, woran Gott dachte, als Er die Welt erschuf.

Francisco de Holanda als Maler und Autor wird der Wortfuehrer und Bildner der Renaissance in Portugal:

Francisco d´Ollanda:
"diese Seite enthaelt die Erschaffung der Fische der Meere und
der Voegel des Himmels  und den Segen des Glaubens an ihre Vermehrung"
Quelle 

Ueber den himmelschreienden Zustand der Trinkwasserversorgung laestert Francisco de Hollanda in seiner Schrift: Ueber das Fleisswerk, an dem Lissabon Mangel hat (org.: da fábrica que falece a Cidade de Lisboa) im Jahr 1571 spoettisch:

"wo alle Wasser trinken hat es nicht mehr als ein Rinnsal fuer soviele Leute und ein anderes fuer Pferde.....man muss freies Wasser nach Lissabon bringen wie die Roemer bis zwei Meilen an die Stadt es holten mit unterirdischen Kanaelen, die viele Berge durchbohren und mit viel Aufwand und Arbeit"

Aber die Renaissance findet in Portugal nicht statt.
Kirche und Adel sitzen fest im Sattel.
Was braucht das Volk auch Wasser  ?

Was machen die Waschweiber von Lissabon, im Stadtteil Alfama ?
(uebrigens nebenher zur Abendzeit und nachts den Beruf einer Liebesdienerin ausfuehrend , was man heute dort noch antrifft, wenn man bei VW im Vorstand sitzt)

Sie schlagen Loecher in die Stadtmauern, um vor den Stadttoren  in Baechen die Waesche zu waschen:

man sieht die Loecher noch heute

Erst etwa 1.200 Jahre nach den Romern, naemlich im Jahr 1748 fliesst in Lissabon erstmals wieder Wasser aus einem Brunnen !

Brunnen Chafariz da Esperança ("Brunnen der Hoffnung")
Zeichnung von Carlos Mardel , 1752 


Das Volk ist dennoch maechtig stolz !
Freiwillig hat man Steuern auf Fleisch, Wein und Olivenoel bezahlt.
Das Volk sagt zurecht: Das haben wir und nicht der Koenig geschaffen.
 
Marques de Pombal, der wenige Jahre spaeter nach dem Erdbeben 1755 fuer Recht und Ordnung sorgen will, und Respekt vor der Autoritaet des Koenigs benoetigt, seiner eigenen naemlich im Namen des Koenigs, laesst deshalb rigoros die Gedenktafeln abreissen und neue anbringen.

"Der Koenig hat allergnaedigst diese Wasserleitung erbaut"
(Das allerdings konnte man nicht behaupten ! )

Doch noch immer war es nicht einfach, als Normalbuerger, Otto Normalverbraucher, an sein taegliches Wasser zu gelangen.
Bald haben galicische Einwanderer das Wassertragen und Wasserverkaufen als Geschaefstaetigkeit und die Stadtverwaltung die Lizenzen dafuer, die Vergabe von behoerdlichen Plaketten etc. als Einnahmequelle entdeckt.

Aguadeiro (Wasserverkaeufer) mit Plakette

 In den Jahren 1836 bis 1841 machte ein Serienmoerder die Stadt unsicher ! Er hatte sich einen Dietrich, also einen Zweitschluessel besorgen koennen und sich nachts in den weitlaeufigen Gaengen und Gewoelben versteckt.
Bald hatte man 76 Mordopfer zu beklagen !

Als der Taeter, ein gewisser Diogo Alves endlich gefasst war, vollstreckte der Henker an ihm 1841 das letzte Todesurteil durch Erhaengen der bisherigen Geschichte Portugals.

Die Aerzte jauchzten vor Freude !
Man wollte den Kopf des Serienkillers auf etwaige Auffaelligkeiten hin untersuchen, um wie Scotland Yard in unseren Tagen, kuenftige Taeterprofile zu erstellen.

Leider hat der Kopf von Diogo sein Geheimnis noch nicht gelueftet

Kopf von Diogo Alves (wie er heute aussieht)
 
 
Wie und womit laesst sich die Situation der taeglichen Trinkwasserversorgung in einem Weltreich, wo die Kirche herrscht und die Mutter Gottes erschien,  mit wenig Aufwand am besten beschreiben ?
 

"Va p´ra bicha que agora é a minha vez"
Stell Dich in die Viecherschlange, denn jetzt ist die Reihe an mir ! 
 
Touristen sehen nur die Palaeste, die Sonne, die Museen !
Die Not und Hilfslosigkeit der armseligen Portugiesen sehen sie nicht ! 
 
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Obrigado den Schuelern  der Schule in Ramada
Aqueduto das Águas Livres

Posted by Ralf at 5:12 PM GMT
Updated: Tuesday, 28 November 2006 10:55 AM GMT
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Saturday, 25 November 2006
Luisa Todi - Eine Portugiesin singt mezzosopran und Europa ist begeistert

Es sind schon ueber 250 Jahre her.

Eine Portugiesin wird in Setubal, jener phoenizischen Stadtgruendung zu Ehren des Gottes Bal (vgl. "Hannibal") als Tochter eines musikkundigen und schriftgelehrten Kopisten geboren.

Der Vater zieht nach Lissabon und nimmt seine Familie mit.
Alle seine vier Toechter zeigen eine Begabung fuer die Schauspielerei, treten auf in Molièr Lustspielen und eine seiner Toechter kann sogar gut singen

Luisa Rosa de Aguiar Todi (1753 - 1833)

In Portugal, besonders katastrophal in Lissabon, hat ein Erdbeben 1755 nicht nur Menschenleben gefordert, sondern den Glauben an Gut und Boese erschuettert.

Beinahe waere Portugal, durch die Weisheit, Staerke und Weitsicht seines Regierungschefs Marques de Pombal ein moderner Staat geworden.

Aber mit Beginn der Amtszeit von Koenigin Maria I. (1734 - 1816)  faellt Portugal wieder zurueck in katholische Finsternis und Rueckstaendigkeit.
Das Gold, das man seit 1711 in Brasilien gewinnt, gestattet eine vollstaendige Missachtung der Regeln und Gesetzmaessigkeiten von Soll & Haben, von Vernunft & Gewissen.

Fuer Musiker in Portugal bedeutete diese Politik gleichwohl eine goldene Zeit.
Um die Kirchen zu fuellen, spielt man nun Musik auf und singt schoene Lieder.
Dafuer liessen die beiden portugiesischen Koenige -auch Marias Mann war einer-  die besten Musiker Europas, vornehmlich Italiens, ins Land kommen.

Luisa bekam somit den besten Musiklehrer und erhielt Gesangsunterricht.

Ihr Lehrer war ein europaweit hochgeruehmter Komponist aus Neapel -wenngleich spanischer Abstamung-, welcher noch heute fuer seine Kirchenmusik bekannt ist, insbesondere zu Trauer Anlaessen, aber auch -wie Mozart- die damalige Mode mitmachte und Opern schrieb, womit Europa sich die voruebergegangene Angst vor Tuerken, Allah und Muslime teils spottend, teils ehrfuerchtig von der Seele spuelte.
Beispiel Solimano (1768).
Von seinen 38 Opern hat David Perez 14 Opern fuer Lissabon geschrieben....
(Niemand in Lissabon haelt es fuer noetig, sich um solche "Attraktionen" zum Ruhme und zur Ehre aller Portugiesen oder zum Wohlgefallen auslaendischer Bildungsreisender zu kuemmern, ich wage sogar die Behauptung: Keiner der Tourismus Autoritaeten hier hat persoenlich irgendwelche kulturellen Interessen oder Ahnung, was ausser Golf & Algarve noch von Interesse sein koennte !)

David Perez (1711 - 1778)

Und es wundert nicht, dass David -Musikdirektor der koeniglichen Hofkapelle in Porto-  einem Landsmann aus seiner Heimatstadt, der im koeniglichen und bischoeflichen Orchester die erste Geige spielt, diese portugiesische Menina (port.: Fraeulein) vorstellt.

Luisa heiratet 1769 den Francisco Xavier Todi und -wie es noch heute im Namensrecht Portugals ueblich ist- haengt den Namen des Gatten ihrem hintendran. 

Luisa unternimmt Reisen in die Metropoelen ganz Europas, wird huldigst empfangen von Koenigen und Aristokraten, der 20 jaehrige Beethoven hoert sie in Bonn, die Zarin Russlands Katharina II., entzueckt, schenkt ihr wertvollen Schmuck, und Vendig im Toditaumel erklaert das Jahr 1790/1791 gleich zum Ano Todi.

Gertrud Elisabeth Mara (1749 - 1833), die beruehmteste Saengerin Deutschlands, kocht vor Wut und Eifersucht.

Aber die Mara war eine Sopranistin !
Und die Todi sang mezzosopran !
Man kann diese beiden Stimmlagen nicht miteinander vergleichen !

Das rauchig-seiden-traurige Timbre einer portugiesischen Frauenstimme koennen meine werten Leser vielleicht einmal in Fadogesaengen kennenlernen.

Man stelle sich Luisa Todi vor, wie sie auf der Buehne das (schuldbewusste) Klagen der Koenigin Dido  , in heisser Liebe zu Aeneas erglueht, den sie in einer finsteren Hoehle liebeshungrig vergewaltigt hat und nun, da er weiss, dass sie einen Treueschwur als Witwe vor den Goettern gebrochen hat,  sein sofortiges Verlassen erleben muss...wie sie diesen tragischen Stoff (eben wie eine Fadosaengerin ) mit schoener kehlschlundtiefer grubendunkler Stimme dramatisiert !!

Die Zuhoerer in ganz Europa muessen wahnsinnig geworden sein vor Begeisterung (wie zur Beatle-Mania in unserer Zeit)

Didone Abbandonata (die verlassene Dido) von Librettist Pietro Metastasio (1698 - 1782) wird einer ihrer groessten Erfolge.
Anmerkung: Leider haben etwa zehn Musiker diesen Text vertont, so dass ich nicht herausfinden konnte, wessen Fassung die Toldi sang....

Als Luisa Todi zurueck nach Portugal kommt und in Porto Unterricht erteilt, so erzaehlt man, verlor sie bei der Flucht vor Napoleons Truppen all ihren Schmuck, den ihr Zarin Katharina einst geschenkt hatte, wurde aber von den Franzosen, die sie erkannten, ansonsten unbehelligt gelassen.

Luisa erkrankte an einer Augenkrankheit und erblindete.
Sie verstarb  im Jahr 1833.

Sie liegt begraben in Lissabon im ehemaligen Friedhof der ehemaligen Kirche der Encarnação.
Die beruehmteste Saengerin der Welt (zu ihrer Zeit) liegt dort heute noch immer und zwar unter dem Kopfsteinpflaster der Strasse Rua do Alecrim

In Porto steht neuerdings eine Casa da Musica.
Oder besuchen wir die Web Seite ihrer Heimatstadt Setubal 

Erinnert sich ein Portugiese an Luisa Todi ?

Und die musikalischen Talente Portugals von heute singen in Fernsehshows, weil man ihnen dafuer keine Ausbildung zu geben braucht....

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Hoeren wir in Erinnerung an Luise Todi :

Mon Coeur s´ouvre a ta voix (Saint-Saens)
gesungen von Shirley Verrett  

o sorry, out of order.....

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Veja tambem:
Luisa Todi  im Blog Guilhermina Suggia


Posted by Ralf at 3:41 PM GMT
Updated: Sunday, 16 September 2007 11:09 PM BST
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