Die Dorfgemeinschaft im heutigen Povoa de Varzim hat eine lange Geschichte.
Als die Roemer kamen wegen des Goldes und des Zinns in den Gesteinen und eine Stadt namens Euracini gruendeten, die dem Ort (Euracini > Varzim) seinen Namen gab, da dauerte es nicht lange, bis die Roemer hier auch eine richtige Fischfabrik errichteten, d.h. sie betrieben eine Salzerei.
Sogar die Wikinger kamen hierher, um in der Fischindustrie zu arbeiten, eigene Handelskontore zu eroeffnen, hier zu leben und gluecklich zu sein.
Als Portugal von den Arabern befreit war und Varzim ebenso verwahrlost und menschenleer geworden war wie andere rueckeroberte Gegenden, da ordnete der Koenig eine "Ansiedlung" (Povoa) von Menschen an.
Viele der zerstreuten Ureinwohner kamen wohl zurueck und so heisst der Ort eben seither:
und die Menschen nahmen ihre alten Taetigkeiten wieder auf:
- Die Seemannsfamilien, die noble Kaste, waren die "Lanchão"
- Die Fischverarbeiter/Salzer, eine andere Kaste, die "Sardinheira"
- Dann die Eselstreiber (almocreves) die die Ware ins Hinterland brachten.
Wenn ein Junge , Mitglied einer Lanchão Familie, ein Maedchen aus einer Sardinheira Familie freite...da war das Gemunkel, die Aufregung gross.
Kurios: Da die Fischer zwar Taufnamen hatten, sich aber stets nur mit Hausnamen oder Beinamen riefen, erfuhren die Eheleute meist erst vorm Traualtar, wie ihr Ehegespons denn nun wirklich hiess.
Die Welt der Fischer hatte eine strenge Ordnung !
Die Fischerfamilien hatten eigene Besitzzeichen (Siglas, Siglen), womit sie ihr Eigentum kennzeichneten, auch untereinander zwischen den Geschwistern:
Mit Siglen und Markierungen -bemalt wurden sie erst spaeter, denn die Beplankung war noch altertuemlich und nicht "glatt"- waren die Boote gekennzeichnet.
Die Zeichen mussten gross, deutlich und von weitem sichtbar sein.
Wenn ein Boot zurueck in Strandnaehe kam, riefen die Ausgucker die jeweiligen Ehefrauen der Bootsbesatzung -oder Hilfsfrauen der Junggesellen- herbei, den jetzt mussten sie mithelfen, das Boot an Land zu ziehen und die Fische in Empfang nehmen...
Bootszeichen:
DIVISAS
Die Ordnung an Bord hatte eine weitere Eigentuemlichkeit:
Es galt nicht das Prinzip:
und geteilt wird nach Kilo oder Stueckzahl
Vielmehr wurde jeder Fisch dem jeweiligen Fischer zugeordnet.
Der Fisch musste also an Bord gekennzeichnet werden, damit die Ehefrauen spaeter die eigenen Fische finden und herausnehmen konnten.
Eine Bootsbesatzung bestand etwa aus 8 Mann, also waren 8 Zeichen erforderlich.
Und wer ist der Schutzheilige der Fischer und aller anderen Menschen, die von den Gaben des Meeres lebten ?
Na klar, Simon, der noch besser -nach Fischersitte- bekannt ist unter seinem Rufnamen:
Noch nie hatte Povoa de Varzim eine aehnliche Katastrophe erlebt !
43 Boote mit etwa 1.000 Mann hatten am Nachmittag des Vortages Kurs genommen nach dem "Mar da Cartola" (Meer der Angstroehre) , eine Gegend suedlich zwischen den Orten Aveiro und Ovar, wo reichlich FischSchwaerme von Pescada (Schellfisch) anzutreffen waren.
Die Ertraege an Land auf den kleinen Ackerflaechen waren im letzten Jahres sehr gering ausgefallen und drum waren auch heute Morgen noch zusaetzlich viele kleinere Fischerboote ausgelaufen.....
Da begannen urploetzlich auf den Wellen -bei ansonsten schoenstem Wetter- sich kleine Kraeuselungen zu bilden.
Die Alten mahnen zur Vorsicht !
Die Jungen, die canalha nova (junges Gesindel), will von den Alten nichts wissen, und schert sich nicht drum.
Ein paar Boote kehren aber um, kommen zurueck, haben nichts gefangen.
Wer portugiesische Ehefrauen kennt, wie ich, und wer weiss, wie laut und garstig sie werden koennen, wenn ihre Maenner sich nicht maennlich und tapfer zeigen.....mag sich vorstellen, was die Rueckkehrer erwartete:
Flueche, Beschimpfungen und Faustladungen von Sand ins Gesicht geworfen !
Ein gewaltiger Sturm peitscht die See auf.
Es ist unmoeglich, durch die Brandung hindurch die Kueste zu erreichen.
50 Witwen davon 18 schwanger
151 Waisen
Noch nie hatte Povoa de Varzim eine solche Katastrophe erlebt.
Viele Boote waren bis nach Nordspanien, Galicien, abgetrieben worden und kamen erst viel spaeter nach Hause zurueck.
Die Tracht der Poveiros der Leute-aus-Povoa war bis heute farbenfroh und aufwendig, richtig schoen:
Seit heute ist die Tracht von Povoa das schwarze Trauerkleid.
Seenot war seit jeher die staendige Geisel dieser Menschen.
Umsogroesser war die Hochachtung, welche man den Rettern zukommen liess.
Einer der groessten und unvergesslichen Helden war zeifelsohne
Torre e Espada
Orden des Turms und Degens
Cego do Maio
(Der Blinde vom Mai)
Schnell wurde den Fischern klar, dass ihr aller oberster Schutzheiliger, naemlich der Hl. Petrus, Schutzpatron der Fischer, Fischhaendler, Schiffer und Schiffbruechigen, seine Schutzpflichten nicht erfuellt hatte.
Aus Schaden wird man klug.
Die eigentlichen Heiligen sind naemlich Maenner wie Cego de Maio, sie sind das tatsaechliche Vorbild, die Helden, jeder ein beschuetzender Vater, jeder ein bewaehrter Schutzpatron, ein echter Heiliger der Fischer aus Povoa.
Was lernen wir ?