I. Gesang (Canto I)
Seit Menschengedenken haben die Goetter des Olymps ihren Lieblingen auf Erden von Zeit zu Zeit helfen muessen.
Manches mal sogar im Hades, in der Unterwelt.
Jedoch noch nie wagten es die Sterblichen, das Meer erobern zu wollen.
Darum sind heldenhafter als saemtliche bekannten Helden der Menschheit: die Portugiesen.
Die Portugiesen wollen das Meer erobern.
Es ist das weite Meer die letzte Staette der Erde, wo bislang der Herrschaftsanspruch der Goetter unangetastet blieb.
Der unvergleichliche Heldenmut der Portugiesen zwingt den Gott der Goetter Jupiter, saemtliche Goetter des Olymps zu einer Vollversammlung einzuberufen , Concílio dos Deuses, um darueber zu beraten, wie man den Portugiesen bei ihrem Unterfangen entgegentreten sollte.
Jupiter ist den Portugiesen wohlgesonnen, weil dieses kleine Volk wegen einzigartiger Grossleistungen und siegreicher ruhmesvoller Kaempfe gegen die Araber und Spanier seine ganz besondere Hochachtung geniesst.
Venus sieht die Aehnlichkeit der tapferen Portugiesen mit ihrem eigenen Sohn, Aeneas, dem Gruender Roms und befuerwortet eine freundliche Beurteilung.
Bacchus, Gott des Weines und der Ausgelassenheit, (port.: Baco) fuerchtet den Hochmut der Portugiesen, wenn ihnen dergleich Unvergleichliches gelaenge, und sie die Herren der Weltmeere wuerden, und in Folge ihn und die Verehrung seiner Goettlichkeit vernachlaessigen.
Mars, der Kriegsgott, widerspricht, befuerwortet die Ansicht der Venus und des Jupiter und somit ergeht fuer die Portugiesen vonseiten der Goetter ein wohlwollender Beschluss....
Vasco da Gama und seine Flotte erreichen nach Umsegelung der Suedspitze Afrikas die Kueste der Insel Mosambik, um Nachschub und Trinkwasser zu fassen.
Einige Inselbewohner kommen neugierig an Bord.
Der Régulo, ihr Haeuptling, wird von Vasco da Gama empfangen.
Als dieser Haeuptling bemerkt, dass die Portugiesen Christen sind, sorgt Bacchus dafuer, dass in seinen Gedanken der Wunsch entflammt, die Portugiesen zu zerstoeren.
Vasco bemerkt den Hinterhalt nicht, der auf ihn wartet, und so muessen die Portugiesen wenig spaeter auf See kaempfen und heldenhaft besiegen sie die afrikanischen Angreifer.
Vasco nimmt einen einheimischen Lotsen und einige Gehilfen an Bord, weil die Afrikaner versprechen, die Portugiesen gut und sicher nach Norden zu fuehren.
Als die Flotte Quíloa [heute: Kilwa Kisiwani in Tansania Anm.] erreicht, und Vasco noch immer nicht erkennt, dass auch dieser Lotse vom boeswilligen Bacchus gesendet wurde, und in Quíloa ein Ueberfall auf die Portugiesen vorbereitet ist, greift Venus hoechstselbst in das Geschehen ein und laesst einen starken ablandigen Sturm entfachen, welcher die Flotte der Portugiesen von der Kueste fernhaelt.
Auch alle weiteren Versuche dieses Piloten werden von Venus vereitelt.
So erreichen die Portugiesen Mombasa in Kenia
Der Koenig dort weiss schon Bescheid, erwartet die Portugiesen, Bacchus hat ihm einen moerderischen Plan eingegeben......
II. Gesang (Canto II)
Der Koenig von Mombasa oeffnet der portugiesischen Flotte scheinheilig seinen Hafen. Vasco, vorsichtshalber, schickt zwei portugiesische Haeftlinge an Land, um die Lage zu erkunden.
Die beiden werden zu einem Haus gefuehrt, wo Bacchus, als christlicher Priester verkleidet, schon auf sie wartet. Ein grosses Bild an der Wand zeigt Darstellungen von Jesus und den Aposteln.
Die Kundschafter berichten daraufhin Vasco, was sie gesehen haben und dieser, nichts boeses ahnend, gibt Befehl, in den Hafen einzulaufen.
Obwohl die Winde guenstig sind, bewegt sich die Flotte nicht voran.
Der verraeterische afrikanische Pilot und seine Gehilfen springen erschrocken ueber Bord, weil sie beginnen, sich vor Vasco und den magisch maechtigen Portugiesen zu fuerchten.
Vasco, der sich vielmals fuer den ihm gewaehrten Schutz bei Goettin Venus bedankt, bittet sie instaendig, den Portugiesen auch weiterhin gnaedig zu sein.
Venus, sichtlich geruehrt, begibt sich sogleich auf den Olymp, um bei Jupiter etwas mehr Schuetzenhilfe fuer die Portugiesen anzufordern.
Jupiter sieht die Notwendigkeit ein, den tapferen Helden Portugals etwas mehr Unterstuetzung zu senden und befiehlt dem Merkur, dafuer zu sorgen, dass die Portugiesen bei ihrem naechsten Halt in Melinde ein freundlicher Empfang erwartet, ehrlicher Rat und des dortigen Koenigs Freundschaft.
So geschieht es auch.
Die Bewohner von Melinde sind ohnehin naemlich auf ihre suedlichen Konkurrenten aus Mombasa gar nicht gut zu sprechen....
Der Koenig von Melinde [Malindi in Kenia Anm.] wird sogar von Vasco auf seinem Schiff empfangen.
Einschub:
Wir schreiben den
15. April 1498
-Quelle-
III. Gesang (Canto III) und IV. Gesang (Canto IV)
Die Muse der Poesie, Kalliope, schafft es, von nun an den Lesern der Lusiaden, also uns allen, die persoenlichen Erlebnisse, die Gedanken und Plaene von Vasco da Gama direkt von ihm wissen zu lassen.
Vasco verspricht uns Lesern, sich kurz zu fassen, obwohl die Grossleistungen des portugiesischen Volkes zahlreich, vielseitig und einmalig sind.
Angefangen bei den Roemern, die Portugal erobern moechten und Viriathus, der tapfere Portugiese, der sich heldenhaft den Roemern entgegenstellt.
Seither haben die Portugiesen und alle ihre Koenige, die der Reihe nach beschrieben werden, nichts als Ruhm und Ehre und Hochachtung verdient.
Auch die Episode von dem Alten in Restelo (Velho do Restelo), der in Restelo, also am Ablegerhafen Lissabons den mutig entschlossenen Seeleuten pessimistische Warnungen zugerufen hatte und die Portugiesen vor einer Expansion in fremde Laender warnt, wird erwaehnt.
V. Gesang (Canto V)
Vasco schildert dem Afrika Haeuptling wie seine Seereise bisher verlief:
Wie Sintra hinterm Horizont verschwand, und welche unbekannten Wetter ihn hinterm Aequator erwarteten, heftige ploetzliche Stuerme und Blitze, das schaurig gespenstische Feuer des São Telmo (Elmsfeuer) und die fuerchterlichen Meeresruessel (tromba maritima).
Sankt Helena, dort eine Zwischenpause eingelegt, schenkt Vasco einem Einheimischen reiche Geschenke, in dem Glauben, damit dessen Vertrauen erhalten zu haben. Als Fernão Veloso von Vasco an Land geschickt wird, um dort Besorgungen zu erledigen, greift eine feindlich gesinnte Horde den Portugiesen tueckisch an und Vasco muss seinem Landsmann eigenhaendig zu Hilfe eilen und kaempfen, wobei er sich eine Beinverletzung zuzieht.
Wieder zurueck an Bord spotten die Matrosen, es sei wohl leichter gewesen den Hang herabzurennen als hinauf zu gehen.
Fernão klaert seine Kamaraden auf, dass er deshalb vor den Wilden so eilig vorherrannte, um rechtzeitig an Bord zu kommen, um bei der Verteidigung der Schiffe dabeizusein.
Am Kap der Sturmesqualen, Cabo das Tormentas, macht Vasco Bekanntschaft mit dem allerfuerchterlichsten Seeungeheuer:
Ach wie bloed nur, klagt Vasco dem Afrikaner sein Leid, dass seine portugiesischen Mitmenschen keine Ahnung von Poesie haben und nichts davon verstehen !
Diesmal hat Vasco einen ehrlichen und sachkundigen Lotsen, den Melindano, an Bord.
Eigentlich kann nichts mehr schiefgehen....
Auf Befehl Neptuns ruft Triton saemtliche goettlichen zu einem Konzil zusammen.
Wenn die Portugiesen ihr Vorhaben schaffen, werden in Zukunft die Portugiesen goettlich sein und zum Herrscher ueber die Meere aber alle richtigen Meeresgoetter unbedeutend.
Vor lauter Selbstmitleid beginnt Bacchus waehrend seinen Schilderungen laut zu flennen an und alle Zuhoerer, sogar Neptun, sind von Mitleid ergriffen.
Neptun befiehlt sogleich dem Windgott Eolos (Aiolos), den Portugiesen einen vernichtenden Sturmwind zu blasen.
Unterdessen halten die Portugiesen an Deck ihrer Schiffe Nachtwache, nichts ahnend, und um nicht einzunicken, erzaehlen sich Seefahrergeschichten, unter anderem, wie die portugiesischen Doze da Inglaterra (die Zwoelf Englandfahrer) durch ritterlichen Heldenmut und Durchhaltevermoegen, ihren koeniglichen Auftrag zu Ende fuehrten und unsterblichen Ruhm empfingen.
Kaum nach Tagesanbruch bricht ein Sturm los, der den Matrosen keine Zeit und Moeglichkeit laesst, die Segel einzuholen oder auch nur zu reffen.
Die See ist vom Sand des Meeresgrundes aufgewuehlt, die Masten brechen, und die Portugiesen fuehlen ihr Ende gekommen...
Vasco bittet die Hilfe der Goetter herbei.
Venus erkennt sofort die Notlage ihrer Schuetzlinge und vermutet, dass es sich hierbei um eine weitere Sabotageaktion des Bacchus handelt.
Zum Glueck weiss Venus, was die Zornausbrueche der Winde beschwichtigen kann:
umarmen die Winde
Die Sturmgewalten kommen zur Ruhe, der naechste Tag lichtet sich und Lotse Melindano zeigt auf die Kueste von Calecut [es ist der 20.4. 1498 und sie sehen den Strand Kappad nahe Kozhikode Anm.] , die sich am Horizont abzeichnet.
Der Gedanke an den eigentlichen Wert von Ruhm und Gloria stimmen ihn nachdenklich.
Moegen alle Staaten der Erde sich dem Vorbild Portugals anschliessen und die Unglaeubigen bekaempfen !
Schon nahen kleine Fischerboote und zeigen wo es nach der Stadt hinfuehrt, wo der Koenig Indiens residiert.
Bevor alle Portugiesen an Land gehen duerfen, muss ein zur Verbannung ohnehin Verurteilter, der João Martins, den Strand und die naehere Umgebung ausspaehen.
Zufaellig trifft er auf einen Araber, namens Monçaide, der perfektes portugiesisch spricht, weil er aus Kastilien stammt und sich maechtig wundert, einen Portugiesen zu sehen.
Monçaide laed den João kurz auf einen Sprung zu sich nach hause ein, man isst etwas gemeinsam und sie machen sich dann gemeinsam auf, zurueck zum Ankerplatz der portugiesischen Flotte.
Monçaide erzaehlt Vasco alles, was er ueber Indien weiss.
Wenig spaeter besuchen Vasco und die mitgereisten Adligen unter Begleitung des herbeigekommenen indischen Hofdieners Catual den Samorim in seinem Palast.
Waehrend im Palast die Audienz zugange ist, kehren Catual der Diener und Monçaide der Araber zurueck zum Schiff des Vasco, wo sie von Paulo da Gama an Bord gelassen werden.
In allen Einzelheiten will der Inder wissen, was die Figuerchen und Muster auf der Staatsflagge Portugals zu bedeuten haben.
Camões ruft die Nymphen an der heimatlichen Fluesse:
die Tágides vom Tejo in Lissabon und vom Mondego in Coimbra, wo er als Juengling studierte..... und klagt ueber all das Unbill, das ihm seither widerfahren ist.
Catual wird er dem Samorim berichterstatten und dieser in dunkler Vorahnung, dass bald ganz Indien von Portugal auf ewige Zeit beherrscht und alle Inder vernichtet wuerden, laesst die Arúspices (Auspizien) ,seine Hellseher, Opfergaben darbringen.
Diesmal erscheint er einem Araber, der sich als muslimischer Priester unter den Indern befindet, nachts im Traum und stachelt ihn an, gemeinsam mit seinen Landesgenossen gegen die Portugiesen zu rebellieren.
Tatsaechlich hat Catual im Sinn, die Flotte aus Portugal zu zerstoeren.
Vasco aber, schlau und misstrauisch, befolgt nicht diesen Vorschlag und wird prompt von Catual gefangen gehalten.
Allerdings befuerchtet er vom Samorim dafuer bestraft zu werden, dass das Handelsgeschaeft so lange dauert und darum bietet Catual dem Vasco folgenden deal an: Vasco darf an Bord zurueck, dafuer muss er aber die von ihm gewuenschten waren herausruecken.
Vasco bleibt keine andere Wahl als zuzustimmen.
Camões macht sich darob seine persoenlichen Gedanken ueber die sonderbare Macht von metal luzente e oiro (glaenzendes Metall und Gold)
Die beiden werden kurzerhand verhaftet, weil die Araber Zeit gewinnen wollen, denn sie warten bereits auf Ankunft einer Kriegsflotte aus Mekka zu ihrer Unterstuetzung.
Von alledem erfaehrt Vasco durch Monçaide, dem portugiesisch sprechenden Araber, und versucht sofort, an Land die beiden aus dem Gefaengnis zu befreien, an Bord zu holen und in See zu stechen.
Weil der Plan misslingt, nimmt sich Vasco nun seinerseits Geiseln und gibt Befehl Segel zu setzen.
Jetzt segelt Vasco da Gama wirklich los und zwar Richtung Heimat.
Venus beschliesst, ihren Lieblingen aus Portugal eine Verschnaufpause zu goennen und wendet sich deshalb an ihren Sohn Cupidus.
Dieser soll dafuer sorgen, dass die Nymphen alle sich auf einer einsamen lauschigen Insel versammeln und die Portugiesen dorthin gelangen.
Einfachheitshalber schafft Venus selber diese Insel, eine schwimmende Landschaft, eine Insel der Liebe, mit allem was Maennerherzen wuenschen.
Dort landen die porugiesischen Helden und trauen ihren Augen nicht:
Vasco da Gama auf der
ILHA DOS AMORES
Gemaelde von:
Vieira Portuense (1765 - 1805)
Ueberall nur bildhuebsche Frauengestalten.
Typisch Weiber, jedoch, springen die Nymphen halbnackt vor den Portugiesen hin und her und wuenschen eingefangen und bezwungen werden.
Jeder Portugiese schafft auch diese goettliche Aufgabe mit Leichtigkeit.
Tétis (Thetis), bekanntlich die schoenste von allen und die ueber alle anderen Nymphen das Sagen hat, bleibt Vasco da Gama vorbehalten, den sie mit Wuerde und Anstand empfaengt.
Sie nimmt Vasco bei der Hand, entfuehrt ihn auf ihr Schloss und eroeffnet ihm, dass die Insel ein Wille und Geschenk des Schicksals sei, nichts anderes als die suessen Ehrungen, welche einem das Leben veredeln.
Moegen sich dessen stets diejenigen erinnern, die sich einen unsterblichen Namen machen moechten.
X. Gesang (Canto X)
Thetis gibt den portugiesischen Seefahrern ein Festbankett .
Eine Nymphe ergreift das Wort und beginnt, den Anwesenden vorherzusagen, welche Grosstaten die Portugiesen in Zukunft vollbringen wuerden....
Camões muss die Nymphe unterbrechen, um nocheinmal die Kalliope zu beschwoeren.
Jetzt kann die Nymphe mit ihrer weissagenden Aufzaehlung portugiesischer Herrscher ueber Indien fortfahren.
Thetis ihrerseits fuehrt Vasco hinaus auf einen Berg, von wo sie ihm das gesamte Universum zeigen kann und alle die vielen Orte ueberall auf der Welt, wo in Zukunft Portugiesen die groessten Grosstaten vollbringen werden.
Sie vergisst auch nicht das Maertyrium des Hl. Tomé (Apostel Thomas) zu erwaehnen und auf den Schiffbruch, den Camões erleiden wird.
Schliesslich verabschiedet Thetis alle Portugiesen, die mit guenstigen Winden alsbald die geliebte Heimat erreichen und stolz in die Muendung des Flusses Tejo einfahren.
Oh moege Koenig Sebastian sich wuerdig erweisen und welch herrliche Ruhmestaten doch fuer Portugal die Portugiesen erwarten.
...
ENDE
(Viagens na Minha Terra)
_________
Mein Leitfaden (.pt)
bei Erstellung dieser Inhaltsangabe