José Velho (Josef Alt) war Portwein Händler in Porto.
1781, José ist 26 Jahre jung, als Portugals wahnsinnig fromme Königin D. Maria I.(1734 - 1816) ihn nach Rußland schickt, weil seit drei Jahren beiderseitige diplomatische Beziehungen bestehen, und bereits zahlreiche Portugiesen in Rußland leben.
Cidade de São Petersburgo,
e mais Portos Maritimos dos referidos Estados.
des besagten Reiches , der Stadt Sankt Petersburg
und sonstigen Meereshäfen der benannten Staaten
Die Firma ist die älteste Portugals und besteht noch heute:
(Königliche Alte Gesellschaft)
So entstand, nebenbei bemerkt, die erste amtliche geschuetzte Ursprungsbezeichnung für ein Produkt der Wirtschaftsgeschichte.
Die portugiesischen Großgrundbesitzer und englischen Handelshäuser konnten an Preisschwankungen jedoch immer nur gewinnen.
Darum haben sie in Porto im gleichen Jahr (1757) einen Aufstand angezettelt, weil man das Monopol der Companhia, das Alleinverkaufsrecht, das auch fuer viele illegale Schankkneipen das Aus bedeutete, bekaempfen wollte.
Pombal griff hart durch und ließ 155 Männer und 35 Frauen schwer bestrafen, 13 bzw. 4 Rädelsführer wurden gehängt.
Die Hintermänner tastete Pombal nicht an und verurteilte die Rebellen allein wegen Majestätsbeleidigung (um die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren...)
Oliveira Salazar hat 1931 diesen Gedanken des "Wohlstand für alle Portugiesen" -nicht nur für Adlige und Ausländer- wieder neubelebt und eine weitere Genossenschaft gegründet: Casa do Douro.
Dank der Politik nach Pombal 1777 bzw. nach Salazar 1975 ist die Existenz der Weinbauern heute wiedereinmal ernsthaft gefährdet, die Genossenschaften überschuldet und handlungsunfähig, und nicht nur der Weinhandel fest in ausländischen Händen sondern auch viele der ehemaligen portugiesischen Weingüter.
Einschub Ende
Handelshaus Portugals
1792 hat Jose Velho -wie ich vermute- von der bekanntermaßen wahnsinnig frommen Politik der Königin Portugals die Nase voll.
Außerdem war Jose Velho portugiesischer Jude, katholisch bloß dem zwingenden Anschein nach, und nur unter Pombal wurde in Portugal jüdischer Sachverstand geschätzt und beachtet.
Inzwischen wird Portugal wieder von judenfeindlichen (das bedeutet immer: arbeitsscheuen) Adligen und ihren Freunden bzw. Vettern in Kirchenämtern/Klöstern beherrscht.
Einen Juden wollten sie nicht zum "Generalbevollmächtigten Portugals in Rußland" (plenipotenciario de Portugal na Russia) machen.
José Velho, und typisch für portugiesische Juden und ihre Bedeutung als "lingua" (Zunge) -das heißt Übersetzer - im Laufe der Geschichte Portugals und des port. Weltreiches, sprach inzwischen perfekt die russische und vermutlich auch die französische (Diplomaten-) Sprache.
Jose Velho, dank seiner Erfahrungen im Weinanbau, welches ein langfristiges kapitalintensives Investment ist und im Weinhandel, welcher nur bei entsprechender Kompensation in Fracht und Ware unter Beachtung von Gezeiten und Erntezeiten funktioniert -Exportüberschüsse z.B. sind immer tödlich statt ein Erfolg, ebenso Importueberschuesse, typischer Dauerzustand Portugals -, und nur mit vertrauenswürdigen -gleichbedeutend mit: orthodoxen) Geschäftspartnern darf man Vertraege eingehen, kurzum, José Velho wusste genau, was Soll & Haben .......ist und nicht ist.
In dieser wichtigen Verantwortung verdient sich Jose die Achtung und den Dank des Zaren.
Jose Velho
wird in den russischen Adelsstand erhoben
den erblichen, mit eigenem Wappen !
Jose und seine Nachkommen sind fortan
Baron
José war inzwischen mit Sophie Severin (1770 - 1839) verheiratet, Tochter eines französischen Kaufmanns.
Bald finden dort Zusammenkünfte der Literaten und gebildeter Adliger statt.
Zar Alexander I. (1777 - 1825) trifft dort im Haus des Portugiesen erstmals den Dichter Alexander Puschkin (1799 - 1837).
Die bildhübschen Töchter des Portugiesen, Sophie und Josephine, sollen allerdings auch einen gewissen Anteil an dem regen Interesse des Hochadels und vieler Künstler an den Einladungen beigesteuert haben....
Puschkin widmete Sophie sogar eines seiner Gedichte:
trafen sich dort oft
zum Schäferstündchen.
und Puschkin war sauer vor Eifersucht
Und Puschkin schreibt:
doch nur die Zeitschriften bewahren sie
Das Glücksrad dreht sich neben ihnen
Rousseau wurde geboren und starb in Armut
Camões teilte seine Pritsche mit den Ärmsten
Kostrov verstarb vergessen auf einem Dachspeicher
die anderen begruben ihn
Ihrer aller Leben ist ein Rosenkranz der Traurigkeiten
Der Ruhm war letztlich nichts als ein Traum
Ihre Schwester, Josephine, wird bei einem Besuch in Paris tödlich verunglücken -sie stürzte aus einem Fenster.
Der einzige Sohn von Jose und seiner Frau, der nicht im Kleinkindalter stirbt, heisst:
(Josef Josefssohn)
Auch dessen Sohn Nicolaus verteidigt er gegen aufständische Liberale.
Bei Straßenschlachten im Zentrum von Sankt Petersburg gegen Aufständische wird Ossip schwer verwundet und verliert seinen rechten Arm.
Seine militärische Karriere wird aber jetzt erst so richtig beginnen.....
Ossip heiratet 1827 eine Deutsche: Ekaterina Ivanova Albrecht.
Einer ihrer Söhne, also Enkel des obengenannten Jose aus Portugal, der Ivan Velho wird der Innenminister Rußlands werden, gefürchteter Leiter der Zensur.
"Ich würde ja meine letzten Worte schreiben
doch fürchte ich mich vor Strafe
fürchte mich vor Herrn Veillot"
Man sollte aber auch daran erinnern, daß dieser Enkel einer portugiesischen Familie aus Porto in den Jahren 1868 bis 1880 im unendlich weiten russischen Reich ein pünktlich und zuverlässiges Postsystem mit taeglicher Postzustellung (!) eingerichtet hat.
Der zweite Enkel von Jose war nicht minder erfolgreich:
Er wurde Polzeichef der Stadt Petergofski, nahe Sankt Petersburg.
Die berühmte portugiesische Familie liegt in Sankt Petersburg auf dem christlichen -nicht russisch orthodoxen- Friedhof Smolenskoe begraben
Quelle: