Thron und Altar, Staat und Kirche, haben in Portugal -nie reibungslos- aber letztlich immer einheitlich paktiert.
Die Privilegien der Kirche waren derart umfänglich, daß man auf die gesetzliche Erhebung von Kirchensteuern -bis heute- gelassen verzichten konnte.
Der Einfluß der Kirche war derart wirkungsvoll, daß seit Urzeiten alle Portugiesen ernsthaft glauben, Portugal und Portugiesen seien als Herrscher im Namen und Auftrag Gottes auf Erden von Gott auserwählt, das V. Weltreich (V. imperio) stünde unmittelbar bevor, und man müsse sich beeilen, zum Dank für solcherlei Gnaden, den Schutz und die Verbreitung des katholischen Glaubens voranzutreiben.
Ein Pakt zwischen Staat und Kirche bestand auf der Iberischen Halbinsel seit dem Jahr 587.
Der Arianer Rekkared I. wird katholisch, weil die Landbevölkerung, die er ausbeutet, eben katholisch ist.
Und weil der Papst Gregor (der Große) , wie sozialistische Gewerkschaftsbosse in Industrie und Politik heutzutage, beim Ausbeuten der arbeitenden Landbevölkerung seinen Anteil an der Beute verlangt.
Ein Herz und ein Seele - drum heisst es auch: Kon-Kordat.
Das Leistungsprinzip wird verteufelt.
Einheit statt Einigkeit gepredigt.
Soviel absurde Übertreibung und blinde Schwärmerei ist Juden suspekt.
Judenhaß schwärt in den Köpfen katholischer Machthaber.
Die ersten Gesetze zur antijudaistischen antisemitischen Zwangstaufe stammen aus dieser Zeit: Visigothic Code (654- 681)
und befinden uns jetzt im Jahr 1547
König Johann III (1502 - 1557) hat nachdem Portugals Schiffe die Welt entdeckten, und obwohl in seinem Land Protestanten, Juden und Araber , wenn es Portugiesen sind, mit der Todestrafe rechnen dürfen, wenn man ihnen habhaft wird......., diesbezüglich wieder einmal Ärger mit seiner Verwaltung.
Sie taugt nichts !
Der arbeitsscheue Adel wird schon richtig ärgerlich !
Portugiesische Arbeiter geben Widerworte und denken eigenwillig.
Es ist was faul im Staate Portugal.
König Johann bittet deshalb den Papst am 23. Mai 1536 händeringend, ihm zu erlauben, in Portugal die Inquisition nicht wie anderswo als bloße kirchliche Beichtverwaltung sondern als geheime Staatspolizei einrichten zu dürfen.
Dieses weitreichende Angebot auf Kumpanei ist sogar in den Ohren des Papstes eine Überraschung !
Papst Paul III. (1468 - 1549) läßt sich 11 Jahre Zeit.
Erst am 16. Juli 1547 ist er von der unschädlichen Absicht des portugiesischen Königs überzeugt.
Bulle
Meditatio Cordis
Staatsterrorismus
als
Pädagogik der Angst
Portugiesen lernen das Fürchten
Schauprozesse zur Abschreckung
gegen Juden und Muslime
beginnen.
Die staatlich-kirchliche Inquisition eröffnet Büros in Lissabon, Coimbra, Evora und in Goa (Indien).
Beispiel Evora:
Zwischen 1536 - 1668 werden insgesamt 8.644 Prozesse durchgeführt.
Wer als judaizante (etwa: Judelnder), also als jemand, der jüdische Lebensart, Vorlieben oder gar Riten pflegte, oder bloß Freund eines Juden war, bekam die Segnungen der Kirche zu schmecken.
Offiziell gab es in Portugal ja keine Juden mehr.
Die Zwangsgetauften nannte man offiziell Neuchristen (Cristaos Novos), inoffiziell schimpfte man diese Mitmenschen Marranos (im Sinn von: Schweine) von christlicher Seite beschrieb man sie als Conversos (Miteingekehrte) die Historiker erfanden den blutleeren Ausdruck Versteck-Jude (Cripto-judeu )nur aus jüdischer Sicht verstand man sie wahrheitsgemäß und nennt sie Anussim (Gezwungene)
Aber (freie) Juden gab es in Portugal keine mehr !
Aus katholischer Sicht: Es konnte doch überhaupt keine mehr geben....
Ein judaizante war folglich der Stachel im Fleisch des triumphierenden Katholiken, der ihn bloßstellt und der Lächerlichkeit preisgibt.
Die Rache mußte grausam sein, damit sie süß ist.
Kein anderes Schicksal erwartete einen Renegaten (Ableugner) wie man die getauften Portugiesen nannte, die zum Islam übergetreten waren.
In Evora gab es in dem o.g. Zeitraum zwar nur 93 Gerichtsverfahren, gegen Renegados, aber auch an sie muß man erinnern.
Die Angeklagten wehrten sich immer -vermutlich wahrheitsgemäß- daß sie zum Übertritt in die Sekte der Mohren (passagem para a seita dos mouros) gezwungen oder zumindest genötigt worden waren.
Die -übrigens stets peinlich genau geführten Protokolle- nennen als Aklage den Vorwurf, der Sekte Mafona (seita mafona) anzugehören.
Und den Mafomede nach Art der Mouros wie einen Heiligen zu verehren.
(Klingt mir sehr nach Mafia.....)
Helfen wir also den armen Menschen, uns allen, daß eines Tages das Fegefeuer seine grausame Existenzberechtigung verliert.
auf katholische Art & Weise
Die zuschauenden Portugiesen schaudern beim Anblick des Verurteilten.
Die Maßnahme wirkt
Mit Brustkneifzange und Folterbirne (pera) wurden die weibliche Organe verstümmelt.
Je lauter die Schreie - desto erfolgreicher die Politik und glücklicher die Politiker.
Es war ausdrücklich verboten, sofern keine königliche Sondergenehmigung vorlag:
- Besuch eines Landes unter arabischer Herrschaft
- Transport von Passagieren in arabische Länder
- Export von Weizen, Gerste, Mehl, Korn, Rohhäute in arabische Länder
- Verkauf von Materialien zum Schiffsbau oder Waffenherstellung an Araber
- Übertritt in die Sekte Mafona
Das mit dem Übertritt ist eine Geschichte für sich.
Als Christ wird man ja bekanntermaßen gottlos in eine gottverlassene Welt geboren und erst mit der Taufe wieder-an-Gott-gebunden.
Der Katholizismus nennt sich deshalb zutreffend eine Re-ligion.
Als ahnungsloser Katholik hat man später jedoch keinerlei Ahnung über die Rechtsfolgen der erlebten Re-ligion mit Gott als Neugeborener.
Der Papst, die Kirche, erheben nämlich Eigentumsrechte.....
Beispiel der Junge namens Tome de Carvalho:
Als 12jähriger Hilfsmatrose auf einem Schiff, das ihn und seine Eltern nach Brasilien bringen soll, wird er von nordafrikanischen Piraten gefangengenommen und in Marokko als Sklave verkauft.
Als Renegat erwarten ihn Vergünstigungen.
Seine Herren rufen ihn bald mit arabischem Namen: Solimao !
Viele Jahre später auf einem arabischen Schiff gelangen er und seine Leidensgenossen zufällig in die Nähe der Küste Portugals, in Sichtweite zur Algarve.....
Eins,zwei, drei....die Meuterei gelingt, der Portugiese erreicht wohlbehalten sein Heimatland.
Am 6. September 1632 wird er wegen Häresie verurteilt.
Zum Glück sind es nur spirituelle Strafen...Beten, Messe besuchen, Wallfahrten.......
Anders war es im Juli 1551 dem 60 jährigen Pedro Afonso aus Evora ergangen.
Er hatte doch tatsächlich leichtsinnig das ewige Leben geleugnet und die leibhaftige Auferstehung des Fleisches !
(Nota bene: Juden kennen kein von der Seele getrenntes Fleisch)
Das Urteil:
zum Scheiterhaufen
eine Kerze in der Hand
und die mordaça am Mund
Auf dem Weg zur Auto-da-Fe
dem Akt-des-Glaubens
Das Strafrecht wurde in der Zeit, als Portugal ein Teil Spaniens war (1580 - 1640) vom damaligen (spanischen) Königs Portugals Philipp III./II. (1578 - 1621) verfeinert.
Es waren die sogenannten Ordenações Filipinas von 1603
Aber erst -und das ist das erschütternde für Portugalfreunde- im Jahr 1640, also noch im Jahr der Wiedererlangung der der nationalen Unabhängigkeit, vom neuen König Portugals mit brutaler Akribie, Fall für Fall, wie von Wahnsinn befallen, nochmals verbessert.
Es war im 3. Buch der Vorschrift (livro III do Regimento) von 1640.
Es war der teuflische Plan der portugiesischen Inquisition, mit der Verbreitung von Angst und Schrecken im Herrschaftsgebiet einen Mechanismus zu schaffen, der vollkommen legal -weil angeblich sogar von Gott legitimisiert- landesweit eine auferzwungene Harmonie besorgt und den politischen sowie ideologischen Triumpf einer machthungrigen gewissenslosen Oligarchie garantiert.
Wer sich nicht in diese Zeit versetzen kann, hat keine Ahnung, wie groß das Leiden, insbesondere der jüdischen Mitmenschen, im christlichen Portugal war.
Und wie schwierig es für viele katholischen Portugiesen noch heute ist, sich als Jude zu bekennen und den mühevollen Weg der Anerkennung auch durch Israel, der Jahrzehnte dauern kann, endlich zu beginnen.
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Quellen:
Renegados e Excluidos von Prof. Geraldo Pieroni der Universität Tuiutido do Parana in Brasilien
Folterwerkzeuge der Inquisition
Friends of Marranos (Portugal)
LADINA (Manuel Azevedo)