Uebersetzung aus der portugiesischen Sprache des Beitrags von:
Dieses hat auch Cecil Roth (1899 - 1970 fasziniert und angezogen.
Das Portugal der Marranen spielte bei Cecil Roth eine ueberaus vorrangige Rolle. Die marranische Einzigartigkeit ist ohne Zweifel eines der fundamentalen Themen der Historiographie Cecil Roths: ein unvergleichlicher normativer Hauptpunkt, welcher in Folge das Krypto-Judentum in das Zentrum der modernen Historiographie stellt.
Das Werk von Cecil Roth stellt einen wesentlichen Abschnitt dar im neueren Hinterfragen des Marranentums und eroeffnet sichtbar den Raum zum Nachdenken - Gedankenanstoss und/oder eigene Wiedererkennung- der hohen Moral der Marranen (von (un-)vermittelbarer Art und Charakter, Wuerde und Sittlichkeit).
Dieses Werk selbst ist bereits ein unverzichtbares Hilfsmittel fuer jeden Forscher.
Seine Buecher sind somit demjenigen, welcher sie aufmerksam nutzt, viel mehr grundlegend als sie auf dem ersten Blick erscheinen.
Wir koennen ihm die Idee eines Pioniers zuschreiben.
Seine Nachueberlegungen zur marranischen Erfahrungen spiegeln sich in seinem Versuch, die sonderbare Eigenheit und absolute Einzigartigkeit zu begreifen.
Es hat den Historikern schon viel Muehe gekostet und kostet es weiterhin, diese Psychologie (der Ein- oder (Ver-)stellung) des portugiesischen Krypto-Judentums zu entschleiern als ein System von Glaubensinhalten und Handlungen , die man grob betrachtet als synkretisch bezeichnen kann (es gibt in seinen sozialen und kulturellen Ebenen von anfang an ein fruchtbares Feld gegenseitiger "Ansteckung")
Es sei daran erinnert, dass die marranische "Verwobenheit" empfaenglich ist fuer Einschuechterung und gewisse Druckausuebung im Raenkespiel der Geschichte bis in unsere Tage (was im portugiesischen Umfeld bisweilen tragische Ergebnisse hervorrief)
Dieser kritische Angelpunkt des portugiesischen Krypto-Judentums -welcher zurueckgeht auf das Buch von Samuel Schwartz (1878-1952) "Die Neu-Christen in Portugal im 20 .Jahrhundert" (Lissabon, 1925, Verlag Empresa Portuguesa de Livros Lda.) und das weltliche Erbe der Marranen behandelt, was insbesondere in den Ueberlieferungen und den geheimnisvollen Gebraeuchen in Belmonte gegenwaertig ist- lieferte uns die notwendigen Mittel fuer eine Analyse unseres vaeterlichen "heimlichen" Erbes, damals noch eine hebraeische Jahrhunderte alte Religion, und wenig geschaetzt unter Zeitgenossen.
Dieses heteroclitische [wunderliche Anm.] Buch, voller werthaltiger Informationen, gibt insoweit auch Gebete und Andachten wieder, verba visibilia marrana, sichtbare Worte, aehnlich in Form und Stil den Piutin (liturgischen Gedichten).
Im Kernpunkt seiner Nachforschungen stehen die Marranen und eben die Wurzeln der religioesen Symbolik dienen -im Verlauf einer historischen Reise- bestens als Richtschnur und Denkanstoss.
Waehrend seiner akademischen Laufbahn an der Universitaet von Oxford nimmt er wiederholt und immer unterschiedlich seine Nachforschungen um das Marranentum auf, die unleugbar die Historiographie der 40er und 50er Jahre praegten.
Es zeigt sich indes eine Regelmaessigkeit:
Die Beachtung dessen, was man durchaus einen Marranianismus nennen koennte, was Cecil Roth die "die romanhafteste Episode der ganzen Geschichte" nennt, hebt sich durch ihre spezielle Einigartigkeit hervor.
Sogesehen verwundert seine Freundschaft mit Barros Basto nicht, der einer der Begruender der Rettung der portugiesischen Marranen war, welchen der Autor des Buches "A History of the Marranos" erst in 1929 kennenlernte.
Erinnern wir kurz an die wesentlichen Etappen dieses Prozesses.
Als ein anspruchsvoller und informierter Schriftsteller, mit bodenstaendiger talmudischer Ausbildung, oeffnet er ihm einen Spalt breit, soweit wie moeglich, den Schleier der Geschichte der Marranen.
Nun denn, was schrittweise klar wird, vorallem nach 1929, als sie sich kennenlernten, ist , dass die Verinnerlichung eines marranischen Bewusstseins bei Cecil Roth nicht laenger eine losgeloeste Vorstellung ist.
In den Jahren 20er - 30er hatte sich der Krypto-Jude (wie der Marrane) zu einer "Unbelegbaren Figur" gewandelt. Er gibt zu, zumindest nach diesem Zeitpunkt, seinen Wunsch, dieses erhabene und lange Vorhaben einer "Geschichte der Marranen" niederzuschreiben. Dieser Versuch, wo sich eine begeisternde Kultur verbindet, ein Charakter eines gebildeten Historikers mit der alten Gewohnheit und aller bedachtesten Vorgehensweise, beanspruchte nicht, saemtliche Fragen erschoepfend zu beantworten.
Seine Absicht war, die marranische Originalitaet wieder aufzugreifen: den Marranismus in Bewegung.
In der ernsthaften, profunden und aufrichtigen Nachbetrachtung der hauptsaechlichen marranischen Figuren - in jeweiligen Zeitepochen und Plaetzen der Vergangenheit und Gegenwart, in welchen sich der Marranisus wie eine "Nation" ausbildete- unser Autor studierte die Bandbreite der Geschehnisse der historischen Vergangenheit und die Hindernisse, die man gegen die Existenz und einen gegenwaertig vollauf gelebten Glauben errichtete.
Regelrecht fasziniert von den Fragen zur "Religion der Marranen" diesem beguenstigten Ort eines Synkretismus, welcher zumeist nichts als ein Relikt der Vergangenheit ist, hat Cecil Roth eingehenst dessen vielschichtigen Kern und seine konkreten historischen Erscheinungsformen untersucht (wobei er eine grosse Vertrautheit mit alten Themen des Krypto-Judentums zeigte)
Unser Gelehrter hat schliesslich ziemlich gut den Mittelpunkt der vielschichtigen Beschaffenheit einer juedischen Historiographie verkoerpert -ein Weg zur "Entzauberung"- was sich in dem erstaunlichen Unterfangen einer Untersuchung verdichtet, die ueber die Jahre nich nachlaesst zu wachsen.
Der charismatische Einfluss von Barros Basto auf Cecil Roth - stets gegenwaertig seine erzieherische Wirkung, Unterscheidung, eingedenk eines Volks-liberalen, am Ende des Jahrhunderts im historischen Umfeld, re-ligion(nierte) verschiedenste Erfahrungen mit einer speziellen Beharrlichkeit- dieser Einfluss ist gut gegeben in jenem anglo-juedischen Historikers , bekannt fuer seine genialen Ideen und wagemutigen Erlaeuterungen.
Die Freundschaft, die gewinnende Beachtung, sogar noch nach dem gemeinen Gerichtsverfahren wegen der Anklage von Homosexualitaet gegen Barros Basto-, die im Jahr 1943 zu seiner uneherenhaften Entlassung aus dem Militaerdienst fuehrte, was eine "Ermordung" von ihm gleichkommt: seiner Identitaetund Persoenlichkeit in rechtlicher sowie moralischer Hinsicht.
Von Anbeginn an, eckte Barros Basto mit der doppelten Feindseligkeit Portugals an- dem Totalitarismus des Estado Novo mit seinen strengen unterdrueckenden Einrichtungen und umzingelten fundamentalen Freiheiten nachdem er diese unterstuetzt hatte- was seine Bewegung der Rettung antrieb, war letztendlich die Aufregung und Feindseligkeit der herrschenden Machthaber der traditionellen sowie archaischen Rechten (die kirchlich-einheitlichen, monarchisch rechthaberischen, staendischen und juedisch reaktionaeren Sektoren).
Im nachhinein war die Unterstuetzung vonseiten Cecil Roth fuer die "Rettungs Bewegung" Ausschlag gebend und insoweit, zeifelsohne, hatte Barros Basto ihm gegenueber stets eine Dankesschuld.
Der Gelehrte aus Oxford, den die Persoenlichkeit von Barros Basto begeisterte schrieb: "Der Mann, mit dem ich mich erstmals traf, ist ohne Zweifel einer der bedeutensten hebraeischen Persoenlichkeiten unserer Zeit"
Natuerlich muss man diese freundliche Ehrerweisung nicht nur historisch verstehen, sondern auch im Umfeld der sich allmaehlich entfaltenden und vertiefenden Bewegung der Rettung der Marranen.
Es ist zu betonen, dass dieser Arikel im selben Jahr veroeffentlicht wird mit den Nummern 25 -Porto- Tebet 5690 Jahr IV- und 26- Porto- Kislev 5690 (1929 e.v.) Jahr I,- der Stelle der Comunidade Israelita zu Porto- Ha-Lapid -unter Leitung von A.C.de Barros Basto (Ben-Rosh) in einer Uebersetzung aus dem italiensichen von José Pardo Roques.
Aber es gab noch andere Ursachen, ausser denen die vornehmlich gefuehlsmaessig erscheinen, derenhalber Cecil Roth sich fuer Barros Basto begeistert zeigte.
Wir haben es bereits gezeigt:
In dieser olympischen Einstellung bei seinen Handlungen hat er oftmals Verwirrung und Irrtuemer hervorgerufen. Er hat sich gegen einen Kreuzweg der Geschichte gestemmt: er stritt gegen die Bequemlichkeit und soziale Gleichgueltigkeit; gegen die Machenschaften der Hintermaenner, gegen Noetigungen und List, Doppelzuengigkeit und Heimtuecke einer willkuerlichen Staatsmacht.
Eine marranische Berufung, in all ihrem Umfang, zeigte saemtliche Bereiche der Existenz von Barros Basto. Durch seinen Dienst gewann und formte er Marranen (mit der Hilfe von Mitarbeitern und Mithelfern, die in der Lage waren, die caritativen, liturgischen und gemeinschaftsbezogenen Aufgaben zu bewaeltigen)
Mehr noch: Auf messerscharf intelligente Weise, ohne Propaganda im grossen Stil zu machen, klaerte er die Wege der Erhellung und der Tat- er bestimmte die Strategie- auf dem Weg der spirituellen Richtung.
Namentlich in Portugal hat der Marrane seine Un-bedeutung zurueckgewiesen. Die Marrano, wie die Chuetas [spanische Juden auf Mallorca Anm.] blieben aussen vor und eingeschraenkt in ihren spirituellen Moeglichkeiten (selbst innerhalb eines verschiedenen Umfelds und Situationen). Deshalb wird man es entdecken, sobald man sich mit der Art und Weise, wie ein Marrano sich unter die kulturvermengte Anleitung begibt, naeher beschaeftigt, was eine zusammengesetzte Berufung ist, in Anbetracht beengender Umstaende oder Widerwaertigkeiten, Versetzungen von Grenzen (innere und aeussere) unter dem Zeichen eines defensiven Kompromisses:
Der heterodoxe Synkretismus.