Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Monday, 30 April 2007
Portugal , eine Kolonie des globalen Kapitalismus (Uebersetzung)

José Paulo Serralheiro

Das portugiesische Buergertum hat zwei wesentliche Urspruenge. Der eine Teil entwickelte sich in Portugal-Kontinent. Der andere begann und entwickelte sich in den frueheren Kolonien. Beide saugten an den Honigtoepfen der Salazar-Kultur, des Faschismus, konservativ, provinziell, religioes, laendlich. Und das ist die Unternehmerschaft, die wir haben und mit welcher wir es zu tun haben. Es ist ein aermliches Unternehmertum, mit wenigen Gaben, mit geringer Schulausbildung und ohne berufliche Ausbildung. In Portugal ist die durchschnittliche Ausbildung der Unternehmer geringer als die der Arbeiter.

Seit die Juden aus Portugal vertrieben wurden (1497) ist das portugiesische Buergertum schwach. Portugal verlor Aerzte, Mathematiker, Astronome, Apotheker, Handelskaufleute, Banker, Drucker und Buchhaendler. Die Juden gingen in Laender wie Holland und entwickleten dort das Buergertum und etwas spaeter halfen sie, die Industrie dieser Laender aufzubauen. Portugal hatte sein Buergertum verloren und verblieb mit einer Unterschicht von armseligen Landbewohnern und einem Landadel, provinziell, aber mit Hang zum Fernhandel.

Unser Buergertum liebt die Titel

Weil Buergertum fehlten waren Handel und die Ausnutzung der Kolonien das Werk des Koenigs und des Adels. Die Nutzbarmachung der Kolonien lag zentral in den Haenden des Koenigs. Er war es, der die ihm treu ergebenen Adligen einlud, mit der Zentralmacht zusammenzuarbeiten. Die Fuehrungsschicht wurde so zum Patienten des Staates. Dies ist eine Tradition, die anhaelt in Portugal seit dem XV. Jahrhundert bis in unsere Tage.

Gleiches geschah nicht in anderen Laendern, wo das Buergertum, im Gegensatz zum Adel sich entwickelte, Kapital anhaeufte und sich stark machte dank des Kolonialhandels und spaeter der Industrie.

In Portugal wurde unser Adel die "Haendlerschicht" und wurde buergerlich und unsere schwaechliche Buergerschicht wollte adlig sein. Damit ging der Adel verloren, ohne dass wir ein wirkliches Buergertum gewonnen haetten, aufgeklaert und unternehmungswillig.

Das portugiesische Buergertum, als es etwas Wirtschaftskraft erlangt hatte, beanspruchte Adelstitel. Es weigerte sich buergerlich zu sein und wollte adlig werden. Zu anfangs fand es Gefallen an den Titeln eines Comendador , Baron und Graf spaeter klammerte es sich an akademische Titel, wie Akademiker, Ingenieur und andere.

Es war und ist immernoch ein Buergertum, welches von der Zentralmacht abhaengig ist und dessen Wohltaten. Der Voellerei ergeben. Vor lauter  dauernd am ruelpsen. Hochfahrend. Schwatzhaft. Ahnungslos und faul. Der Arbeit und dem Studium wenig zugetan. Oberflaechlich. Anmassend gegenueber Menschen aus niederen Schichten. Dienstbeflissen und ehrerbietig gegenueber Hoehergestellten. Sie befolgen Befehle und folgen der herrschenden Meinung. Verschwendungssuechtig. Mit schlechtem Geschmack. Angeber mit Ringen, Armketten, Haeusern und Autos. Risikoscheu. Bedacht, von Bediensteten umsorgt zu werden. Den Armen gegenueber vaeterlich. Sehnsuechtig der Sklaverei nachtrauernd. Und dieses ungebildete Buergertum ist es, welches in unserem Land das Sagen hat.

Dieses Buergertum, das im XX. Jahrhundert durch die besonders konservative Religion, durch Laendlichkeit und Salazars Genossenschaftswesen geformt wurde, nahm nach dem 25. April das andere Buergertum auf, das aus den Afrika Kolonien kam. Dieses hat sich hungrig und mit dem Wunsch sich satt zu essen mit an die Tafel gesetzt.

Die Arbeit mit Vertrag 

Dieses Buergertum aus den Kolonien, grob gesagt, hat seinen Ursprung im Volk. Es waren arme Emigranten, die das laendliche Umfeld Portugals verliessen ohne Kenntnisse, ausgenommen die Landarbeit, und in den Kolonien den sozialen Aufstieg schafften. Dieses Buergertum hat die wirklichen Zusammenhaenge von Arbeit nicht kennengelernt. Zwangsarbeit -was man Arbeit mit Vertrag nannte- und Dienerschaft war alles womit sie umzugehen gerlernt hatten.

In den Kolonien Portugals -und ich kenne gut wie es in Angola war- wurde der Grossteil der Handarbeitskraefte zwangsweise "unter Vertrag" genommen. Die regionalen Verwalter -oder die Chefs der Aussenposten- der Regierung befahlen, die faehigsten und gesuendesten Maenner zu versammeln, haben sie dann eingeschrieben -mit einer Art Lieferschein- und haben sie zu den grossen Arbeitsfeldern geschickt als ob es sich um eine Ware handelt. Das war eine Abart von Zwangsarbeit. Sie erhielten eine Ueberlebens Verguetung teilweise in Deputaten und anderenteils in Geld.

Die Deputate bestanden aus einer traditionell zusammengestellter Essensration aus Mandioca, ein paar Gramm Trockenfisch, ein kleinwenig Palmoel und ein "Kreuz" mit Seifenpulver. Als Kleidung diente ein Vertrags-Mantel, und ein Arbeitskittel aehnlich einem Straeflingsanzug.  Die Unterkunft bauten sie selber, am Ankunftstag mit Stangen, Lehm und grashaltigem Moertel.

In bar bekamen sie offiziell 100 Angolares pro Monat. 40 erhilten sie in Wahrheit, weil 60 der Arbeitgeber einbehielt bis zum Vertragsende. Betrogen, bekamen sie schlussendlich selten die Haelfte des angehaeuften  Anspruchs aus ihrem Arbeitsvertrag.

Diese Zwangsarbeiten mussten von Sonnaufgang bis Sonnuntergang abgeleistet werden. Die Schwarzafrikaner arbeiteten nach Vorgabe, das heisst, die weissen Aufseher gaben an, was an Arbeit taeglich zu machen war. Viele schafften nie das vorgeschriebene Soll so sehr sie sich auch anstrengten. Wenn das geschah, wurden sie mit koerperliche Zuechtigung bestraft. Die haeufigste Form waren Peitschenhiebe und Schlaege auf die Hand. Von den 60er Jahren an wurde die Schlaege auf die Hand oefters als Peitschenhiebe angewendet. Die Schlaege auf die Hand, auch wenn die Haende bluteten, hinterliessen keine lang andauernden Spuren. Die Peitschenhiebe hinterliessen fuer ewig sichtbare Spuren.

Das waren die Arbeitsverhaeltnisse, die der portugiesische Kolonist gelernt hatte, und an diesen Grundzuegen haelt er noch heute fest oder hat sie Kindern und Enkeln vererbt.

Die Rechte Portugals hat den Kopf schmutzig 

In letzter Zeit haben die Grosskoepfe unserer nationalen Industriellen sich darangemacht, unsere Ggegenwart und Zukunft zu erklaeren. Sie tun dies mit Ueberheblichkeit, Ahnungslosigkeit und Missachtung des Volkes. Sie mischen einen Trunk aus ultraliberalen Vorschlaegen, neoliberalen, konservativen, neokonservativen und sogar sozial-demokratischen !

Ueberhebliche Vorschlaege. Als ob das Land ihr Eigentum waere und die Arbeiterschaft zu Lebensbedingungen zurueckzukehren haette von Sklaven und Bediesteten, als ob die Loehne sich verringrn muessten bis zum Lebensminimum und es unumgaenglich waere, Sozialleistungen und Arbeiterrechte abzuschaffen. Als ob man den Staat zerlegen muesse.

Sie sagen, der Osten sei gut. Dort sind die Loehne niedrig. Die Steuern laecherlich. Die Arbeiter stehen zur Verfuegung. Entlassungen sind problemlos. Sie nennen es die wettbewerbsstarken. Noch staerker sind beispielsweise Marokko, Ghana oder Haiti. In diesen Laendern ist es leichter, einen Arbeiter zu entlassen als zur Seite zu spucken und die Loehne haben symbolischen Wert. Es sind ebendiese -wettbewerbsstarken- Paradiese, aus welchen die Bevoelkerung fluechtet und beim Auswandern sogar das Leben riskiert.

Die Rechte Portugals hat den Kopf schmutzig und konfus. Unsere Unternehmer verstehen nichtmal eine einfache Sache. Das Probelm Portugals liegt nicht am Staat und auch nicht an den Arbeitern. Es liegtvielmehr in ihnen selbst, einer Elite, die sich fuer aussergewoehnlich haelt. Aber in Wahrheit ist sie unentwickelt, ahnungslos, spitzbuebisch und inkompetent. Eine Elite, welche sich niemals in der Geschichte als buergerlichen Mittelstand sah. Eine Elite, die nicht weiss, wer sie ist und weniger noch, was sie will.

Wenn wir diesen Unternehmern und politischem Personal freie Zuegel geben, die nur die Welt betrachten vermittels von Handbuechern, die den schurkischsten Neoliberalismus verkuenden, dann laufen wir Gefahr, dass das Land aufhoert, ein Rechtsstaat zu sein um ein Elendsstaat zu werden, eine Kolonie des internationalen Kapitalismus, ein Ort von schlechten Besuchen. Wir fordern unsere Buergerrechte ein und beweisen, ganz ohne Ueberheblichkeit, dass sie bloss noch ahnungsloser als wir selber sind.

...

aus Jornal a Pagina da Educação, 13. Jahrgang, Ausgabe 132, Maerz 2004, Seite 3

 

...

Uebersetung aufgrund Quelle:

Blogeintrag von Victor Nogueira 

Obrigado Victor !

...

Anmerkung:
Ich bin persoenlich nur ein in Portugal lebender Beobachter .
Die o.g. Ausfuehrungen sind nicht ein Abbild meiner eigenen Erkenntnisse.
Es fehlen mir vollstaendigkeitshalber und im Sinne einer objektiven vorurteilsfreien Betrachtung eine Analyse der Linken & Kirchentreuen & Koenigstreuen Portugals in ihrem Verhaeltnis zu Staat und Lebensprinzipien.

Die Analyse erscheint mir gleichwohl von besonderem Wert und wuerdig einer Uebersetzung, weil die Kernaussage sich mit meinen  Erfahrungen deckt und vorallem, weil ich die Absicht des Autors erkenne, sein Land Portugal aus der Umklammerung auslaendischer Konkurrenten zu befreien.

José Paulo Serralheiro, mein Respekt, meine Hochachtung ! 

 

Nachtrag:
Paulo Pinto Mascarenhas zeigt zutreffend auf die Angst der Linken vor den Rechten, ganz einfach, weil beide genau das gleiche sagen !!
Sabiam, que ?

Waer schoen, wenn man sich nur von Vernunft und Gewissen leiten lassen wuerde....  


Posted by Ralf at 12:21 PM BST
Updated: Monday, 30 April 2007 1:52 PM BST
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