Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Sunday, 22 October 2006
Franz Liszt & Portugal der Portugiesen
Franz Liszt 1811 - 1896, der Burgenlaender, Schwarm aller Frauen, erster Showmaster des Musikgeschaefts, der Wuestling, war auch & vorallem ein stuermischer Pianist....heute war sein Geburtstag !

Der Virtuos  (Wilhelm Busch)

Mit Ehefrau Marie Graefin d´Agoult (1805 - 1876) , pen name: Daniel Stern, und einer buergerlich trauten Heimiligkeit abgeschlossen, begab Liszt sich wieder auf eine Konzerttour, in Frankreich im Jahr 1845 sah ihn der Zeichner fuer die Revue et Gazette Musicale de Paris folgendermassen:

Titelblatt
 
Das Besondere an seiner Show war nicht nur das Klavierspielen !
Das Besondere war auch das Pianoforte !
 
Jean Louis Boisselot (1785 - 1847), ein grosser Freund und Foerderer von Liszt hatte soeben sogar das Sostenuto Pedal erfunden.
Er war ein Pianobauer, hatte 1830 seine Fabrik gegruendet und was lag naeher, als mit Liszt auf eine Werbetour zu ziehen.
Da man die Klaviere jetzt mit Eisenrahmen baute, konnte der Pianist so richtig laut und maechtig in die Tasten haun !
 
So kamen die beiden schliesslich nach Portugal.

In Portugal herrschte Maria II (1819 - 1853) 
Ihre Mutter war eine Oesterreichin.
Ihr Ehemann war ein Oesterreicher.
Ihres Vaters Oberkapellmeister, dem Portugal & Brailien nicht nur Musikunterricht und Blaskapellen verdankt, sondern auch so eigenartige Instrumente wie Fagott, Klarinetten etc, war ebenfalls ein Deutscher: Eduardo Neuparth (1784 - 1871).
 
Maria war total begeistert, vielleicht hatte auch Heimweh eine Rolle gespielt....jedenfalls hat sie ein Klavier -Liszt hatte zwei im Gepaeck- ihm sofort vom Fleck weg abgekauft:

baugleiches Modell steht heute in einem Museum in Lissabon
Weimars verborgene Saiten 
 
Das musikalische Empfinden eines Portugiesen ist nicht unbedingt der "klassischen Musik" zugetan.
Dieser Musikstil heisst in Portugal "musica erudita" zu deutsch: die "gelehrte Musik".
 
Tatsaechlich enthaelt das Musikempfinden eines Portugiesen viele Elemente der arabischen  Tonleiter, und ich kann meinen werten Lesern nur empfehlen, sich (auch mal) mit der populaeren Chormusik z.B. des Alentejo zu beschaeftigen.
 
Die Verbindung von Maennerchorgesang im vertrauten Stil, jedoch urtuemlich robust, mit einer Maennersolostimme mit arabesken Modulationketten ist unerhoert spannungsreich und einfach nur als wunderschoen zu bezeichnen.

Auch in doerflichen Kirchenchoeren in Nordportugal ist man ueber die Andersartigikeit der Rhythmik der gesungenen Kirchenlieder angenehm ueberrascht
Die Frauenstimmen mit ihrem natuerlich traurigen, reibeisenrauhen, erdverbundenen timbre zaubern eine Athmosphaere, die man in Nordeuropa so nicht kennt.
 
Eine Opernsaengerin in Portugal muss also zunaechst ihre eigene Stimme umbilden, die Gesangstimme  hart wie eine Fremdsprache erlernen und einstudieren.
 
Das trifft natuerlich auch auf die Zuhoerer zu.
 
Vor diesem Hintergrund ist es umso mehr hervorzuheben, dass Portugal beruehmte Musiker geboren hat zum Beispiel die erste Cellistin als Vollprofi Europas (Guillhermina Suggia 1885 - 1950)
 
Der letzte Schueler, den Franz Liszt unterrichtete, war auch ein Portugiese:

 
Motta wurde von Liszt und Wagner in solcher Weise beeinflusst, dass in seinem Herzen eine wahre Glut fuer Vaterland und Patriotismus erwachte.
Man sagt in Portugal, er habe das "reaportuguesamiento" begruendet, zu deutsch etwa: die Wiederverportugalisierung der Klassischen Musik.
 
Bei allem Respekt vor Verportugalisierung von was-auch-immer bleibt nur anzumerken, dass es erst seit kurzer Zeit in den Konservatorien Portugals auch Lehrgaenge fuer Portugiesische Guitarre angeboten werden.

Dieses Instrument, in Portugal "Viola" genannt, ist in vieler Hinsicht, beispielsweise in der Stimmung der Saiten, von der Konzertgitarre oder Klampfe, die man in Deutschland kennt, grundverschieden.
 
Die Guitarristen mussten sich bisher ihr Koennen privat von Meistern lehren lassen.....

Wer diese Schueler - Meister Beziehung kennt, und vorallem als vorbildliche Hierarchie fuer eine funktionierende Gesellschaft schaetzt, wird verstehen, weshalb einem Portugiesen die "gelehrte Musik" so weit entfernt, kalt, und unnahbar erscheint und meistens verschlossen bleibt.
 
Ich bin daher nicht nur ein Freund von jeglicher Verportugalisierung der Musik sondern sogar ein Befuerworter einer Verportugalisierung auch der Politik vorallem der Wiedereinfuehrung einer eigenen Waehrung, eigener Normen, kurzum:
ich bin fuer Beibehaltung der eigentuemlichen Lebensart eines Portugiesen.

Posted by Ralf at 8:57 PM BST
Updated: Monday, 23 October 2006 10:11 AM BST
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