Jose Victal Branco Malhoa (1855 - 1933), Sohn einer Bauernfamilie aus dem Kurbadeort Caldas de Rainha, war ein Lausbub, der sooft man ihm es auch verbot, immer wieder und ueberall in den Gassen an den Haeuserwaenden sein Gekritzel malte- man wuerde ihn heute einen Grafitti-raudi nennen.
Mit 12 Jahren ist es seine Familie leid und will ihn auf eine Schule fuer Holzschnitzner nach Lissabon schicken.
Ein Maler wird zufaellig auf den Jungen aufmerksam und ueberredet den erwachsenen Bruder, ihn doch lieber an der Akademie der Schoenen Kuenste einzuschreiben.
Gesagt, getan, es kam was kommen musste.
Der Professor schmeisst ihn regelmaessig aus der Klasse raus und urteilt ueber ihn:
"wenig Fleiss, geringer Lernerfolg und allerschlechtestes Benehmen"
Trotzdem blieb Jose weiterhin Student und zwar mit Erfolg.
Seine Freizeit verbringt er inzwischen oft in den Vororten von Lissabon und malt....
Eigentlich haette José zum Abschluss dann ein Auslandsstipendium erhalten muessen, seine eingereichte Arbeit galt als die beste, doch so wie es in Portugal noch heute gilt: Die Pfruende erhalten immer nur diejeneigen, die einen "Schwager" ("cunha" sprich kunja) als Strippenzieher ihr eigen nennen.
Doch diesmal gibts Proteste und Aerger.
Das Gremuim beschliesst daraufhin, diesmal ueberhaupt kein Stipendium zu vergeben.
Und Jose wechselt den Beruf, notgedrungen, er wird Waescheverkaeufer im Einzelhandelsladen seines aelteren Bruders.
Weil er inzwischen verheiratet ist, oder weil er es halt nocheinmal versuchen moechte, schickt er nach drei Jahren im Jahr 1881 erstmals eine Arbeit nach Spanien A Seara Invadida (Das ueberfallene Kornfeld)....der Rest ist Geschichte.
Sein Atelier wird er Casulo nenen (deutsch: das Kokongespinst)
Mit Gleichgesinnten gruendet er einen Stammtisch (port: tertulia) in der Bier-Kneipe Zum Loewen (original: Cervejaria do Leão)
Tomás de Anunciação (1818 - 1879)
Miguel Angelo Lupi (1826 - 1883)
Antonio Silva Porto (1850 - 1893)
José Malhoa wird man den "Historiker des Landlebens in Portugal" nenen.
Ohne Ueberheblichkeit, ohne Spott, ohne Klassenkampf oder religoese Botschaft, ganz ohne Hintergedanken, einfach aus Liebe und Anteilnahme malt er das Muehsal, das Gemuet, das Leben seiner portugiesischen Mitmenschen und Landsleute
1.Den Aerger und Kummer eines Bauerns ueber den Tod eines Schweines.
2.Ein Tisch, an dem sturzbetrunkene Maenner sitzen.
und aehnliche.
Das wohl bekannteste seiner Werke ist das "der Fado"
Jetzt wissen meine werten Leser nicht, was ein Fado ist ?
Es sind die Lieder Portugals von unerklaerlicher Traurigkeit.....
Hier koennen sie eines hoeren:
Es ist zwar nicht aus Lissabon sondern aus Coimbra -und deswegen nochmal etwas extra traurig mehr, aber weil es eine Studenten-Stadt besingt, schoen wie ein Maedchen, ein junges Fraeulein (Coimbra, menina e moça) und der Saenger seinen unvermeidlichen Abschied aus der Studentenzeit besingt, passt es dann doch wieder zum musikalischen Hoergenuss, um den Sinn dieses Gemaeldes wenigstens ein kleines bisschen nachzuempfinden:
Coibra, Menina e Moça
Vielleicht haette Jose Molhoa sich ueber diesen meinen Nachruf gefreut.
Verdient hat er, weil er ein Mensch war und Kuenstler, sine ira et studio, meinen allerhoechsten Respekt und Wertschaetzung !
(was ich -wie meine werten Leser seit gestern wissen- ueber Delaunay leider NICHT behaupten kann)