Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Saturday, 5 May 2007
Der 1. Mai in Portugal. Gelber Ginster gegen alles Boeses und die juedische Gefahr !

Der Mai ist gekommen.
Tanz in den Mai, Maisingen, Maibaum, Maibowle, Maigloeckchen......
Gottes Werk entfaltet seine ganze Pracht.
Im 13. Jahrhundert entdecken die Menschen wie schoen es ist, Mensch zu sein und freuen sich und tanzen !

Alle Menschen ?
Nein, den Portugiesen bleibt die Lebensfreude verboten  :

Koeniglicher Erlass von Koenig João I. (1357 - 1437)

  Lissabon am 14.8. 1402 :

an Richter und Amtsleute:

que impusessem as maiores penalidades a quem cantasse Maias ou Janeiras e outras coisas contra a lei de Deus..."

dass sie verhaengen sollen die hoechsten Strafen dem der die Mailieder singt oder die Januarlieder oder andere Dinge gegen das Gesetz Gottes...
 
Nirgends sonst ist die Kirche derart beherrschend wie in Portugal !
Portugal, Lusitanien, war eine roemische Provinz.
Selbstverstaendlich hatte das Volk der Mutter Erde Maia einst Dankbarkeit gezollt, hatte ihren Sohn Hermes/Jupiter als Schoepfer des Handels verehrt.

Aber anders als selbst beim spanischen streng katholischen Nachbarn, ist in Portugal inzwischen alles Gedenken an alte Gottheiten sogar in den Namen der Wochentage erfolgreich abgeschafft. 
Montag heisst hier in Portugal "zweite Messe" (segunda feira) und die restlichen Tage entsprechend....punktum.
 
Ersatzweise lehrt man das Volk das Fuerchten vor Schreckgespenster, boesen Blicken, viel unsagbar schrecklich Unheil, das von draussen kommt....
 
Am 30. April nachmittags sieht man sie, die Portugiesen in Nordportugal, alljaehrlich auf ihrem Weg nach Hause schreiten, auf den Schultern die grossen Buendel gelben Ginsters, den man in Gestrueppfeldern abgeschnitten hat, fuer sich, fuer seine Familie, Nachbarn und Freunde.....

Besenginster
cytisus scoparius
 
port.: Giesta

Besenginster ist ein giftiges Hausmittel gegen Warzenviren.
Vielleicht sollte der Brauch zu einer Verringerung von Ginsterstraeuchern an Feldraendern und Stallungen fuehren ?
Das waere dann sogar vernuenftig.
Oder die Besenbinder sollten an billig Rohmaterial gelangen.
Das waere dann sogar loeblich.

Einschub:
Gestrueppfelder (bouças) sind eine Besonderheit in Portugal.
Das Fehlen einer Landwirtschaft mit Getreideanbau -wegen des kargen, granitsteinigen Bodens- hat fuer die Stallhaltung von Vieh das Fehlen von Stroh zur Folge. (und eine Kuh will zum Widerkaeuen bequem liegen)
 
Da in Portugal das Gestruepp nicht durch Schnee und Eis zersetzt wird und kompostiert , sondern riesige trockene Gestrueppstraeucher bildet, hat man frueher dieses Gestruepp in der Kuhhaltung als Bodenbelag/Strohersatz eingesetzt.....heutzutage entstehen dort in diesen zu wahren Urwaeldern jahrealten Gestruepps aufgetuermt, durch Leichtsinn oder Wassertropfen und Sonnenstrahlen, jedenfalls durch die masslose Ignoranz der Portugiesen selbst, die alljaehrlichen Grossfeuer und Waldbraende Portugals....
Einschub Ende -
 
Kleine Straeusschen oder bloss Aestchen legt/haengt/klemmt der seit Urzeiten verschreckte Portugiese auf Fenstersims,Tueren/Kuehlergrill des Autos/Fenster, allerorten, wo das Uebel sich einschleichen koennte...

Im Mai nennt man die Giesta:

Maias
 


Maias an Tueren und Fenstern

Quelle:  Dias com Arvores
Obrigado Mnuela D.L. Ramos !

Was uns wie ein unschuldiger Brauch von Aberglaube und Einfalt daherkommt, entpuppt sich leider bei naeherem Hinsehen, als eine (weitere) perfide Stimmungsmache katholischer Erziehung und Menschenfuehrung gegen Juden und Vernunft !

Erinnern wir uns:
Jesus ist soeben geboren und der Grosse Herodes hoert es garnicht gern, was ihm da seine hauptberuflichen Sterndeuter da mitteilen.
Sofort befiehlt Herodes, saemtliche Neugeborene zu toeten.
Und wo der Saeugling Jesus zu Hause ist, soll am naechsten Morgen den Soldaten ein Ginsterzweig verraten, den jemand nachts verraeterisch und heimlich angebracht hat.
Beim Morgengrauen kommen die Haescher und finden die richtige Tuere dennoch nicht:
Saemtliche Tore, Tueren und Fenster sind mit Ginster behangen...
 
Einschub:
Herodes (73v - 4v) war zu diesem Zeitpunkt schon selber 4 Jahre tot !
Einschub Ende-
 
Der Literat und Ethnologe José Leite de Vasconcelos (1858- 1941)  versucht, uns diese Tradition in Portugal tatsaechlich folgendermassen erklaeren:
 
a) Quando a Virgem foi para o Egipto deixou pelo caminho muitos ramos de giesta para não se enganar na volta;
b) Quando Jesus Cristo nasceu, os judeus procuraram-no para o matarem, e, como soubessem que ele estava numa casa, colocaram-lhe à porta um ramo de giesta, afim de no dia seguinte o prenderem. Nesse dia, porém, todas as casas da povoação apareceram marcadas, e os judeus não puderam dar com ele.
a) als die Jungfrau nach Aegypten ging, liess sie auf dem Weg viele Ginster Aeste zurueck, um sich auf dem Rueckweg nicht zu verirren.
b) Als Jesus geboren wurde, suchten die Juden ihn und wollten ihn toeten und, als sie erfuhren, er befaende sich in einem Haus, haben sie ihm an die Tuer einen Ginster Ast gesteckt, mit der Absicht ihn bei Tagesanbruch zu verhaften. An jenem Tage aber zeigten sich alle Haeuser der Bevoelkerung markiert und die Juden konnten ihn nicht finden.

Quelle: a.a.O.
Obrigado -mais uma vez- Manuela !
Da sehen wir also, was Portugiesen von Klein auf im Sonntagsunterricht eingebildet bekommen.
Und vor solchen Judenhaeschern muss man sich schuetzen, indem man am 1. Mai fuer ein Jahr lang seine Habe, seine Kinder und sein Leben schuetzt.
 
Willkommen sind mir die verbotenen inoffiziellen Mai Braeuche, die wirklich vom Volk ausgehen, spoettisch, schelmenhaft und geistreich:
 
In Nordportugal , wo man trotz aller Verbotsversuche des Koenigs und der Kirche, sowieso immer gern gegen die Staatsorgane und Maechtigen lueckte, laed man Freunde zum Kastanienessen ein !
 
Esel haben die stoerrische Angewohnheit, auf Vorraete zu steigen und sie zu zerstoeren. Auch beissen sie gern das Rindvieh !
 
Am 1. Mai zieht der Teufel um !
Carrapato !
Dieser Unhold, dessen wahren Namen niemand nennen darf !

Schnell noch ein paar Kastanien gegessen !
Sonst reitet gleich ein Esel auf Dir !

 
Lachen aus Freude, Freude aus einem gluecklichen Herzen, Ausdruck eines freies Herzens -dank einer muehseligen aber erfolgreich durchlaufenen ethischen Erziehung- im Sinne von Aristoteles.... wie sehr ich dieses Lachen jenem schreckhaften Seelen wuenschte, denen die Kirche soviel an Schrecklichem glaubhaft eingeredet hat und woran sie nun misstrauisch geworden auch mittlerweile felsenfest selber glauben.
Witzchen machen, wenns die Herrschaft nicht hoert.....
 
Weltlachtag ?
Ich hoere nur Gelaechter !
 
 
________

Quellen:

1. Os Maios - As Maias
 
2.  Mirandela
 
3. Maio-Moças Maio-Moços (Stoffpuppen) zur Maifeier im Algarve
 
4. Das Maien  im Burgenland (Danke Micky !) via Burgenlandforum
 
 

Posted by Ralf at 4:13 PM BST
Updated: Saturday, 5 May 2007 8:45 PM BST
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