Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Monday, 4 December 2006
Garcia da Horta - Katholische Rache an seinen Knochen im Jahr 1580

Garcia (Avraham) da Orta (1500 - 1568) war Begruender der Tropenmedizin, bessergesagt er hat sie erfunden.
Zwar kannte man vor ihm Kraeuterhexen, Kraeutergaerten und allerlei Mittelchen, die von fernen Laendern kamen.

Aber niemand sah die Wirkstoffe in den Kraeutern und setzte sie in logischen und nachpruefbaren Bezug zu einer Krankheit oder ihrer Heilung.

Garcia da Orta entstammte einer aus Spanien vor der Judenverfolgung nach Portugal geflohenen Familie.
1497 erlebten die Juden nun auch in Portugal den Beginn von Zwangstaufen, Ausreiseverboten, Enteignungen und Verfolgungen.

Als "Auslaender" konnte Garcia in Salamanca (Spanien) studieren, als Professor fuer Logik anschliessend in Coimbra (Portugal) lehren.

Sein Interesse jedoch galt der Entdeckung neuer Erkenntnisse in fernen Laendern.

Garcia mitsamt seiner Familie reist nach portugiesisch Goa in Indien.
Dort studiert er die Heilkunst der Inder und experimentiert.

"Komm mir nicht mit den alten Weisheiten der Autoritaeten-
ich will nur wissen, was ich sehe"
 
Garcias Logik ist unbestechlich.
 
Nachdem die Domnikaner zum Missionieren nicht mehr richtig taugen und verbraucht sind entwickeln die neu gegruendeten Jesuiten neue Strategien.
"Cum ad Nihil Magis" (I) heisst die Bulle, mit welcher Papst Clemens VII. am 17. 12. 1531 auch in Portugal die Inquisition einfuehren moechte.
 
Nur dass der portugiesische Koenig unter einer Decke mit Adel und Pfaffen eine Inquisition "a espanhola" ("auf spanische Art") viel lieber haette.
 
"Cum ad Nihil Magis" (II) heisst im Jahr 1536 wieder eine Bulle, diesmal von dem -seit 1534-  neuen Papst Paul III, bei welchem die Portugiesen endlich ihren Kopf durchsetzen konnten:
 
Auf Spanische Art:
Das heisst anonyme Zeugen, Zeit- und Ort-ungebundene Verfahren nach Gutduenken der Richter, Einkerkerung ohne Anklage, und vorallem Beschlagnahme und Einzug des Vermoegens des Verurteilten zugunsten der Krone.

Der Erfolg der Inquisition, dank der Moeglichkeit, einen Gefangenen ohne Anklage beliebig lange einzukerkern, ist enorm.
Das Volk schaltet sich selber jeden freien Gedanken , jeden Anflug von kritischem Denken, sich selber freiwillig aus.
Angst regiert Portugal.
Und Angst formt den portugiesischen Charakter zu dem, wie wir ihn heute kennen.
 
Sogar dem Papst selber faellt spaeter auf, dass die Inquisition in Portugal von Korruption, bestochenen Richtern und Fehlurteilen strotzt.
Er versucht- vergeblich- im Jahr 1540 dem Juristenterror Einhalt zu gebieten.
 
Bald hat die Inquisition -nach Zeitzeugenberichten- wie eine Krake (port. polvo)  saemtliche Bereiche des Lebens, Denkens und Handelns in Portugal und bald auch in seinen Kolonien durchdrungen.
 
Garcia da Orta stellt in seinem Buch nicht nur seine Neuigkeiten vor .
Er beschreibt vielmehr wie jemand -mit europaeischen Vorurteilen beladen so wie er selbst- nach Indien kommt und anhand von Fragen und Antworten zu neuen Einsichten findet.
 
Der Titel seines Buches (eigentlich schon ein Resumee) ist folgender:

Einfache Unterhaltungen ueber Drogen und medizinische Dinge  aus Indien
und auch ueber Fruchtsorten die man dort anfindet
und wo sie die Belange einer praktischen Medizin beruehren
und andere nuetzliche Dinge fuer das Allgemeinwissen


 (Goa AD 1563)
 
Das Teuflische in den Augen der katholischen Autoritaeten war nicht etwa die Wissensvermittlung zum Thema Heilkraeuter.
 
Das Teuflische, das juedische, war -wie im Fall von Gallileo Gallilei- die Anleitung, wie man praepotenten Autoritaeten mit Aufmerksamkeit und Widerspruch entgegnen sollte...wie man seinen Verstand gebraucht.
 
12 Jahre nach seinem natuerlichen Tod wird Garcia da Orta von der Inquisition zum Verbrennen auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
 
Da Garcia schon 12 Jahre tot in der Erde liegt, graebt man seine Knochen aus und zuendet ein Feuer.
 
Was ist der Hintergrund einer derart schon krankhaften Furie von ansonsten gebildeten -wenngleich katholisch fanatisiert- portugiesischen Richtern ?
 
Die juedische Orthodoxie....
Das wussten offenbar die Richter genau:

Die juedische Tradition verbietet, an einem Leichnam irgendwelche Veraenderungen vorzunehmen.
Auch die Feuerbestattung wird insoweit als "Zerstoerung" eines Koerpers betrachtet.
 
Die spaete Rache der Inquisition unter Anleitung und Aufsicht eines erzkatholischen "Kardinalkoenigs" hatte folgende pefide Absicht:
 
Die Auferstehung des Garcia da Orta am Tage der Ankunft des Messias mit aller Gewalt zu verhindern.
 
Deshalb werden heute im Jahr 1580 Garcias Knochen verbrannt.
 
Armes Portugal.
Arme Menschheit.
 
--------
Quellen:
Vidas Lusofonas 
 
Os regimentos da Inquisição portuguesa 

Posted by Ralf at 12:58 PM GMT
Updated: Tuesday, 5 December 2006 11:06 AM GMT
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