Den Arabern, ansonsten den Kuensten und Wissenschaften zugetan, betrachteten es als unappetitlich und unwuerdig.
Die Katholiken, in Medizin und Wissenschaft bloss wissenschaftlich interessiert -also ohne die Erkrankten wirklich zu behandeln- lasen in den alten Buechern, worauf es ihnen vornehmlich ankam, dass im Hippokratischen Eid fuer Aerzte das Steinschneiden in jedem Fall verboten ist.
Es gab zwar seit 1577 in Portugal einen koeniglichen Erlass, dass ab sofort solcherlei Untersuchungen gestatten sein sollten, aber Fortschritte waren nicht zu verzeichnen.
Da passierte es, dass João IV. , der Koenig der (neuen) Unanbhaengigkeit Portugals von 1640, der "Restaurador" (Wiederherrichter), von welchem ich erst vorgestern geschrieben habe, im Jahr 1656 erst 52 Jahre alt an seiner Harnroehren Erkrankung verstarb.
João litt an einem Harnverschluss und staendigen Kolicken (was wohl die grausamsten Schmerzen sind) und hatte die typischen geschwollene Fuesse ("Podagra")
Die zeitgemaesse Behandlung, welche man ihm zuteil werden liess, war folgendes:
- taeglich zweimalige Magenentleerung
- taeglich drei Baeder
- Ananassaft
- Blutegel
- Schroepfmesser Aderlass (port.: Sangria !)
- Blutabsaugen vermittels Saugpuempchen
- Wunder Pillen schlucken (kleine Eisenkuegelchen)
Das half aber alles nichts.
Der Koenig starb trotzdem.
Der erste Arzt in Portugal, welcher kleine Staebchen mit verdickter Spitze (zum Ausdehnen der Harnroehre) einfuehrte ,war Thomas Rodriguez im Jahr 1686
Der Gruender einer Urologie in Portugal war im Jahr 1902 der Chirurg
Arzt, Lehrmeister, Wissenschaftler & Erfinder, Schriftsteller, Geschichtsforscher, Kunstkritiker
Technisch brillant, profundes Wissen, gepaart mit Leistungswillen und Tatkraft, ein mitreissendes Vorbild den Studenten, und jugendlich frech in seiner Ehrlichkeit.....
Man kann es die "portugiesische Tradition" nennen:
Wer Veraenderung als Arbeiter will, wird fristlos entlassen.
Ein Patriot muss auswandern.
Reynaldo lernt in Frankreich, in Berlin, in Wien und in den Vereinigten Staaten.
An einen Freund, Raul Proença, schreibt er:
Diese -nicht staatlich anerkannte- Schule nennen seine Schueler liebevoll Universidade de Arroios (Universitaet der Baechlein)
Reynaldos Apparatur zur Messung von Blutstroemen -wichtig zur Beurteilung von Herz-, Nieren, und Tumorerkarnkungen- war inzwischen in den namhaftetsten Kliniken Europas anerkannt.
Ausserdem moechte Salazar in seinem "Neuen Staat" (Estado Novo) allen alten Strukturen und Hierarchien zu Trotz eine Politik des Leistungsprinzips einsetzen und zum Durchbruch verhelfen.
(worin er allerdings langfristig scheitern wird)
Was wuerde Reynaldo heute sagen, wenn er die Zustaende im Gesundheitswesen Portugals und die Ausbildung im Fach Medizin kennen wuerde.
Wartezeiten bis 10 Jahre, etwa 227.000 auf eine Operation wartende Patienten (Quelle), beinahe 50 % der Schueler brechen ihre Schulausbildung ohne Haptschulabschluss (!) ab, Medizinstudenten muessen aus Kostengruenden in Pilsen, Tschechien, studieren, und wer ein paar Groschen gespart hat, laesst sich in Kuba behandeln.
Zustaende wie in Krisengebieten der Dritten Welt.
Eben diese Zustaende wollte Reynaldo verhindern.
Er klagte:
Was unsere Studenten entnationalisiert
ist nicht ein Auslandsstudium,
sondern ein Vaterland vorzufinden
welches minderwertig, gleichgueltig, hohl und dumm ist.
Reynaldo dos Santos wird heute, im Jahr 1880 in Vila Franca de Xira in eine namhafte Familie Portugals geboren.
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Quellen:
Vidas Lusofonas