Gedanken ueber Sinn und Zweck der Menschlichkeit
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Monday, 15 January 2007
Der Schotte Kalley & ein Religionskrieg auf Madeira

Er kam aus Glasgow,  als Kind mit seinen Geschwistern von seinem Stiefvater erzogen, hatte er eigentlich den Glauben an Gott & die Welt verloren.
Als junger Arzt in einem Hospital lernte er eine Greisin kennen, welche sein Leben veraenderte.
Fortan ist er von dem Wunsch beseelt, nach China zu reisen, um dort als Arzt und Missionar des evangelischen Glaubens taetig zu werden.

Seine Ehefrau erkrankt an der Lunge und so beschliesst das Paar, des Klimas wegen nach Madeira auszuwandern.

Ein denkwuerdiger Tag fuer die Geschichte der portugiesischen Insel Madeira und seiner Bewohner.

Dr. Robert Reid Kalley (1809 - 1888)

 
Die Inquisition in Portugal ist zwar seit 1821 abgeschafft.
Dennoch ist die Ausuebung einer anderen als katholischen Religion verboten !
Der Besitz der Bibel, sogar in der offiziell von Koenigin Maria II. fuer die Azoren genehmigten Fassung, ist weiterhin als Haeresie ("Ausuebung unerlaubter Wahlfreiheit") untersagt.
Strafe: Exkommunikation und Ausweisung !
 
Nur Auslaender - zahlreiche Englaender leben auf Madeira- duerfen in ihrer Landessprache hinter verschlossen Tueren -und nur in nicht Kirchen aehnlichen Gebaeuden- ihren Glauben zelebrieren.
 
Als  Kalley , mit 28 Jahren, auf die Insel Madeira kommt herrscht eine Wirtschfatskrise, Ueberbevoelkerung, magere Ernten, der Weinhandel stagniert, es herrschen Not und Elend.
Kalley arbeitet als Arzt und Apotheker.
Sogar der Bischof ist sein Freund.

Drei Jahre spaeter eroeffnet Kalley das erste Krankenhaus auf Funchal.
Da die Einheimischen keine Ahnung vom Christentum hatten und keine Ausbildung erhielten, gruendete Kalley auf eigene Kosten 20 Schulen:

Tagsueber Unterricht fuer Kinder
Abends Unterricht fuer Erwachsene
Bald lesen 2.000 Portugiesen die Bibel.
 
"Der Heilige Englaender"... wird Kalley genannt und..."der gute englische Arzt ".
 
Das aendert sich schnell, als in den Familien ploetzlich Alt und Jung, Geschwister und Eheleute untereinander ueber die richtige Religion zu streiten beginnen.
 
Die Feudalherren und Autoritaeten sehen ihre Position und Macht nicht laenger sklavisch respektiert, sondern frech widersprochen.
 
Kalley avanciert zum:

"Dieser Wolf aus Schottland" 

 

Die Englaender reiben sich die Haende.
Auch sie haben es auf die Menschen von Madeira abgesehen....

Weil seit 1834 die Sklaverei abgeschafft ist und bald -nach weiteren 4 Jahren- jeder Sklave in die Freiheit zu entlassen ist, suchen die Plantagenbesitzer in Trinidad schon seit laengerem neuen billigen Ersatz fuer ihre Sklaven.
Da trifft es sich gut, dass die katholische Kirche gegen Kalley und alle Protestanten auf Madeira die Jagd eroeffnet hat.

Am 10. November 1846 hat die portugiesische Ordnungsbehoerde, die Ruhe und Eintracht wiederherstellen moechte, ihre Anhaenger versammelt.
Auf der anderen Seite der Strasse stehen etwa 4.000 Anhaenger Kalleys bereit, ihren Arzt und Pfarrer zu verteidigen.

Der Kluegere gibt nach.
Kalley und seine Anhaenger fliehen auf englischen Schiffen von Madeira nach Trinidad.
Weil die dortigen Verhaeltnisse auf den Zuckerrohr- und Kakauplantagen unertraeglich und das Klima moerderisch sind, fliehen viele weiter nach den USA....., Kalley nach Illinois
In Brasilien gruendet er die Evangelische Kirche Fluminense

Und Portugal ?

Im Jahr 2006 haben 100.000 Portugiesen ihre Heimat verlassen, weil sie gezwungen waren, Arbeit und Brot im Ausland zu finden.

Im Jahr 2007 wird der Praesident Portugals in Indien Vortraege halten und sagen, dass Inder das Land Portugal als "Plattform" (port.: "plataforma")  fuer den Zugang zu europaeischen Maerkten nutzen sollten.

Inder ? Chinesen ?
Wo die ausgebildeten, fleissigen Portugiesen die hier herrschenden byzantinischen Hierarchien unter Traenen verlassen muessen, aus einem Land, welches auch in handelsrechtlichen Fragen ebensoweit von Europa entfernt ist wie der indische Kontinent.

Weder Indien noch Portugal zaehlen zu den Signatarstaaten des sog. UN Kaufrechts (CISG)
Deutsche Handelshaeuser haben deswegen groesste Schwierigkeiten, da gegebenenfalls im  Streitfall vor deutschen Gerichten nach portugieischem bzw. indischem Recht geurteilt werden muss.
Rechtlich gesehen ist Portugal fuer Europaeische Maerkte jedenfalls gefaehrlicher unbekannter Urwald.

Sozialismus und katholische Kirche haben gruendliche Arbeit geleistet:

"Willst Du deutsche Einkaufbueros und Einkaeufer treffen, musst Du nach Indien reisen !"
Textil- und Bekleidungstechniker lassen Portugal links liegen.
Liegen weitere Anfragen aus Indien, Vietnam etc auf dem Schreibtisch, behandelt der deutsche Sachgebietsleiter die Anfrage aus Portugal zu allerletzt- wenn ueberhaupt.

Plattform Portugal..... 

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Quellen:

1. The Portuguese of the West Indies  (.pt)

2. historische Zeitungsreportage    (.en)

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Posted by Ralf at 5:25 PM GMT
Updated: Tuesday, 16 January 2007 11:49 AM GMT
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