Am 19. April 1506, vor 501 Jahren, wurden in Lissabon von einer wildgewordenen Menschenmenge mehrere tausend juedische Mitmenschen in ihren Haeusern und Wohnungen ueberfallen und heimtueckisch ermordet.
geschehe jm. M.CCCCC.vj Jar zu Liszbona
ein haubt stat in Portigal
zwischen den christen und newen christen oder jueden
von wegen des gecreutzigisten got.
Zeitzeugen, Augenzeugen und auch ein deutscher Reisender, zufaellig in Lissabon anwesend, berichten die fuerchterlichen Einzelheiten:
DAS MASSAKER VON LISSABON
(Hans Jurt, Uni Luzern, 2004)
Hans Jurt bemueht sich, eine Analyse der Umstaende und die geschickte Volksverhetzung durch die Dominikaner abzuliefern.
Leider ist zu beklagen, dass auch deutsche Schaulustige auf dem Rossio Platz...
um neues Holz fuer den Scheiterhaufen zu kaufen"
Es herrschen im ganzen Land Wirtschaftkrise und Arbeitslosigkeit.
Das Volk erkennt nicht die eigentlichen Verursacher.
Wie kann eine Volkswirtschaft funktionieren, wenn Prediger und Vorbilder utopische Prioritaeten lehren ?
Die Entdeckungen der Seewege, die Reichtuemer des neuerdings globalisierten Handels, gehen an den einfachen Menschen spurlos vorbei.
Der "Inlandsmarkt" bricht zusammen.
Jeder denkt nur noch an den Handel, niemand an die eigene produktive Arbeit.
Waehrend, beispielsweise, fuer den Schiffsbau riesige Mengen an Eichen geschlagen werden, verlieren die Bauern die wichtigste Grundlage ihrer Schweinezucht: die Eicheln.
Die verarmten Menschen verproletarisieren.
Portugals Hinterland faellt auf steinzeitliche Primitivitaet zurueck.
Der Handel hat ebenso zu einer Verarmung der Stadtbevoelkerung gefuehrt und wegen dort fehlender oeffentlicher Hygiene auch zu staendigen Seuchen (in den Quellen irrefuehrend oftmals "Pest" genannt).
Als der Koenig von dem Massaker an den juedischen , bessergesagt neu-katholischen , Familien erfaehrt, kuemmert er sich augenscheinlich sofort, tatsaechlich allerdings ziemlich langsam, um die Bestrafung der Dominikaner.
so der Kunig vonn Portigal
wider das unschuldig plut der christen
auff die vor ergangene geschichte
oder Jueden zu Lizwonna gewusst haben
Zwei Dominikaner werden nun selbst auf dem Scheiterhaufen verbrannt, einige Raedelsfuehrer, deren man habhaft wurde, werden gehaengt, unter ihnen auch Auslaender, das Vermoegen der verurteilten wird eingezogen, das Kloster der Dominikaner fuer 8 Jahre geschlossen.
das unschuldig plut der christen
Am 1. Maerz 1507 , also etwa ein Jahr spaeter nach dem Massaker von Lissabon, erhalten die Juden vom Koenig das Recht, jederzeit aus Portugal auszuwandern, und wieder zurueckzukommen, und auch ihr Vermoegen nach Belieben ins Ausland oder wieder zurueck zu transferieren.
Die Portugiesen , der Koenig und die Chronisten einigen sich auf folgende abschliessende Beurteilung:
Schuld an dem Massaker hatten die Juden selber.
Ausgeloest wurde der Volkszorn durch die unverschaemt beleidigenden Aeusserungen des Steureintreibers Mascarenhas.
Schuld sind dann immer die Juden !