Hoch im Norden Portugals, dort in den Bergen nahe der Grenze zu Spanien, liegt ein Dorf, wo etwa 500 Portugiesen ein entbehrungsreiches karges Leben fuehren.
Wenn die Auswanderer kommen, auf Heimaturlaub hier ihre Ferien verbringen, kehrt Froehlichkeit ein, werden Dorffeste gefeiert und solange die mitgebrachten Ersparnisse und Ferientage reichen baut jeder an seinem Haeuschen fuers Rentenalter........
Die Welt hier ist -leider- nicht in Ordnung !
Armut , Rueckstaendigkeit und Hilfslosigkeit beherrschen das taegliche Leben.
Die politische Welt Portugals in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ist zerruettet, aber hier oben regiert noch der Herr Pfarrer und ansonsten der Glaube an Gespenster, boese Blicke, Hexen, Heiligenwunder und Gesundbeter.
Und gerade deshalb ist es bemerkenswert, dass in dieser Welt, im Hause einfacher Leute, eines der groessten Genies Portugals, ein wahrhaftiger Archimedes unserer Zeit, das Licht der Welt erblickte:
Manuel Antonio Gomes (1868 - 1933)
Manuel war hochgewachsen- in Oesterreich haette man ihn einen Lulatsch genannt - und seine Mitschueler haenseln und nennen ihn: Himalaya.
Manuel findet den Namen passend.
Mit 15 Jahren, nach Besuch der Dorfschule, kommt er in die Armeleute Schule der Spiritaner.
In der bischoeflichen Bilbliothek und ihren 7.000 naturwissenschaftlichen Baenden studiert Manuel saemtliche (!) Wissenschaften.
Seine Professoren nennt er bald "dumm und unfaehig" (imbecis e incompetentes) aber seine Intelligenz bleibt unwidersprochen.
Bald lehrt er an einer katholischen Privatschule (port.: Colégio) eines ehemaligen (aufgeloest seit 1836) Klosters von Ermesinde
Die Zucht & Ordnung, die er bei den Schulern mit Strenge einzufuehren versucht, gefaellt seinen Schuelern garnicht und wohl der Schulleitung genausowenig.
(Anmerkung: fehlende Disziplin ist heute noch der typischer Zustand in Portugals Oeffentlichen Schulen - mit nur wenigen dafuer sehr ruehmlichen Ausnahmen)
1891 wird Manuel zum Priester geweiht.
Schon wie zuvor und jetzt weiterhin auch offiziell nennt er sich, womit er allenthalben Beruehmtheit erlangen sollte:
Padre Himalaya (Padre Himalaia)
In der Familie Van Zeller (Nachfahre heute Arbeitgeberpraesident Portugals) unterrichtet Himalaya als Hauslehrer.
Seine soziale Verantwortung ruehrt sich und er schreibt Artikel fuer eine Postille, in welchen er die Sozialideen RERUM NOVARUM (1891) von Papst Leo XIII. gutheisst.
Er bereist die Laender Afrikas, sucht und sammelt Pflanzen, beobachtet die Natur, hinterfragt alles - denkt nach.
Himalaya wird ein Freund der Lehre von Kneipp und -mit anderen portugiesischen Botanikern- besucht ihn sogar !
Portugiesen bei Kneipp
in Bad Woerishofen im Allgaeu!
Kaum zuhause wird das neue Heilverfahren der Oeffentlichkeit vorgestellt.
Sauberkeit & Heilanwendung
Ausserdem lehrt er die Anwendung von Pflanzenkuren (port: fitoterapia)
Himalaya sieht es als seine Aufgabe an, den Menschen zu helfen.
Keineswegs darf man ihm atheistische Tendenzen unterstellen, wenn er sagt:
"Ich habe keine Zeit mit Beten zu verlieren
und nicht die Absicht, etwas zu beichten"
Welch eine glueckliche Fuegung !
(Portugiesen sind ueberigens von Natur aus begnadete Formenbauer, Ziseliere, Feinmechaniker...)
Portugiesische Schmiedekunst
aus Massarelos
Billige Energie fuer alle !
Portugal muss indes Kohle importieren.
Von den erbaermlichen Zustaenden auf Bauernhoefen (Quintas) und in portugiesischen Fabriken ganz zu schweigen.
Man muss...
instaurar uma alternativa tecnológica nova, baseada na organização territorial e social, assente em energias renováveis”
eine neu alternative Technik einrichten, auf Grundlage einer oertlichen sowie sozialen Gestaltung, gestuetzt auf erneuerbare Energien
Dort wird der Geheimdienstchef, dessen Begabung es ist, jeden Geheimcode zu entschluesseln, noch bevor die Deppen in den Ministerien ihn dem franzoesischen Heer vorschreiben koennen, eben der Etienne Bazieres (1846 - 1931) auf ihn aufmerksam.
Der Import von Chilesalpeter bzw. Chilenitrat ist kostspielig und nicht unendlich fuer alle Zeit erhaeltlich.
Anmerkung:
1,1 % des Weltenergieverbrauchs faellt heutzutage 2007 auf die Stickstofffixierung !
Er selber stammt aus den Pyraeneen in Suedfrankreich, kennt dort jeden Winkel, und billige Energie fuer Militaerzwecke, zum Beispiel das Gaussgewehr fuer franzoesische Kanonenboote -ohne Sprengstoff (!) an Bord- das waere sicherlich eines Tages bei der grossen Revanche gegen den Erzfeind von Vorteil.....
also fahren die beiden nach:
genau hier an dieser Stelle stand es !
Das Genie Himalaya baut zusammen, woran er schon seit Jahren experimentiert:
PYRHELIOPHERO
(Feuersonnenkugel)
im Vordergrund: Padre Himalaya
Das grosse Problem:
Normalerweise buendelt eine Antennenschale die empfangenen Strahlen vor der Schuessel.
Himalaya loest die Aufgabe, indem er aspherische (unrunde) Fresnelsche Stufenlinsen einsetzt.
Sein Ofen schafft eine Temperatur von 1.500 º !
Damit kann man bereits Eisen schmelzen .....
Aber ein Geheimdienstchef interessiert sich nicht fuer Energiefragen, er will Kanonen schiessen und dafuer sind 1.500 Grad zu wenig.
Die Bauern aus dem Dorf haben andere Sorgen, es gab eine Fehlernte, und deshalb weiss man, dass dieses Ungetuem an allem schuld ist.
"Anem el matar"
"wir wollen ihn toeten"
rufen die Bauern in ihrem blinden Zorn !
Das System wird -dennoch- in vielen Laendern zum Patent angemeldet und Himalaya bleibt unversehrt.
Diese Patente verschenkt Himalaya an eine Condessa de Penha Longa (Graefin der langen Klippe), als diese hochbegeistert ihre Interesse kundtut und verspricht, ihn fortan finanziell zu unterstuetzen und eine Testanlage auch in Portugal zu bauen.
Die Condessa, verwitwet von einem portugiesischen Banker in London, ist eine Frau, die sich (noch heute dank ihrer Stiftung) um das Wohl ihrer Landsleute kuemmert.
Doch welch ein Desaster !
Die ganze Apparatur ist unpraezise gebaut, der Focus liegt voellig daneben und ein anderer Wissenschaftler erklaert der Condessa -vollkommen zurecht-, dass es unmoeglich ist, wie Himalaya behauptet, eine Temperatur von 7000º zu erzeugen !
Das Experiment in der Parkanlage von Lissabon TAPADA DA AJUDA Wildgehege der Hilfe) -ehemaliges koenigliches Jagdrevier fuer die Kaninchenjagd !- misslingt vollkommen.
Die Presse in Portugal spottet:
"Padre Himalaya will mit Sonnenlicht Kohle in Diamanten verwandeln !"
Himalaya reist daraufhin zurueck nach Frankreich.
Himalaya, der Lulatsch aus Portugals Norden, der arme Bauernsohn hat nie im Leben eine Universitaet besucht .
Und doch zaehlen die vornehmsten Wissenschaftler in Paris zu seinen Freunden !
Henri Moissan , Marcelin Berthelot, Jules Violle und andere....
Am 30. April 1904 eroeffnet in den USA die 3. Amerikanische Weltausstellung
Portugal nimmt offiziell teil, selbstverstaendlich, aber jedenfalls nicht mit diesem Schnickschnack jenes Padre, dieses Priesters, der mit Freimaurern verkehrt, der Liberal ist und sogar mit Frauenrechtlerin Adele Marion Fielde befreundet ist, der Schulpflicht auch fuer Maedchen in Portugal fordert, ein Priester, der das Zoelibat abschaffen moechte, eine gefaehrliche Person in Portugal, von keinem geliebt....
Himalaya kommt als Privatmann und baut unter freiem Himel seine Sonnenofenkugel auf:
Diesmal ist der Ofen genauestens berechnet !
Und der Aufbau steht:
Der Ofen steht - ist praezise genau aufgebaut !
Der Reflektor umfasst 80º
6117 Einzelspiegel aus Metall
HIMALAYA erzeugt mit Sonnenlicht 3000º - 4000º
Himalaya gewinnt den Grand Prix !
2 mal Gold
1 mal Silber
Die synthetische Herstellung von Ammoniak wurde von Haber & Bosch erfunden.
Erstmals mit elektrischer Energie dank Kritian Birkeland & Eyde
Wer erinnert sich an Manuel Antonio Gomes aus Cendufe ?
Auch Padre Himalaya musste mit der Zeit gehen.
Und die Zeit verlangte Sprengstoff, sicher, rauchfrei, billig !
Seine Erfindung, auf Chlorine Basis, man sagte sie sei besser als Nitroglyzerin !
HIMALAYITE
Aber Padre Himalaya war ein armer Portugiese, obendrein ein katholischer Priester !
Kein Nobel, kein Oelmagnat, keine Milliarden in Russland, allein, keine Familie !
Und alle Welt dreht sich fortan um das Oel !
Himalaya kehrt nach Portugal zurueck.
Er verlangt:
1. Anlegen von Bewaesserungskanaelen fuer die
Landwirtschaft
2. Aufforstung saemtlicher Oedflaechen mit
einheimischen Hoelzern
3. Enteignung landwirtschaftlich nicht genutzten
Ackerbodens
4. Errichtung von Wasserkraftwerken und anderer
natuerlicher Energiequellen (Gezeiten etc.)
5. Daemme fuer Zucht und Fischfang und
Konservierungsmethoden
6. Aufklaerung der Bevoelkerung, die aus Gruenden
des Aberglaubens nuetzliche Feinde von
Schaedlingen, z.B.
Igel, Frettchen, Froesche, Eulen jagen und toeten.
7. Anpflanzen von Roggen statt Weizen
( Weizen gedeiht schlecht auf port. Boeden, muss
importiert werden, aber die Bevoelkerung kennt
kein Roggenbrot)
8. Gezielte Tierzucht nach Erfordernissen fuer das
Klima Portugals
Ausserdem verlangt Padre Himalaya:
-Bauaufsicht und statische Pruefung von Bauvorhaben
-Tierfutterherstellung aus Schalen von Muscheln und Krabbenschalen
1913 leidet Suedportugal an einer anhaltenden Duerre.
Sofort begibt sich Padre Himalaya an die amerikanische Technik und Verbesserung von Regenmachern:
Kanonen in der Serra de Estrela
Kennt die Welt diesen Archimedes aus Portugal ?
Redet noch jemand von Himalaya, seiner Forschung und vorallem von seiner sozialen Verantwortung
In seinem Heimatdoerfchen liegt er begraben:
"Tumulo do Sabio"
Grabmal des Weisen