Autor dieses Artikels ist der Russe Serguei Kononov, welcher in Angola selbst gearbeitet hat und diesen Bericht auf russisch in dem Magazin "Asien und Afrika heute" Ausgabe Nº 11 im Jahr 2003 veroeffentlichte.
Der in Russland arbeitende bekannte portugiesische Journalist José Milhazes hat ihn ins Portugiesische uebertragen.
Ich uebersetze den Bericht ins deutsche , Ergaenzungen sind in Klammern "(....)":
In den besseren Zeiten (vor der Unabhaengigkeit) wurden in Angola 2,39 mio Carat an Diammanten, 8 - 9 % des Ertrages in ganz Afrika, gewonnen.
In den Jahren nach der Unabhaengigkeit (1975) verstand es die Regierung Angolas nicht, dieses Niveau zu halten und die Diamant Industrie schrumpfte zusehens.
Grund waren die Massenflucht der weissen Bevoelkerung und weisser Bergbauspezialisten sowie der ununterbrochene Buergerkrieg gegen die Gruppierungen UNITA und FNLA, welche von Suedafrika und der CIA unterstuetzt wurden.
Der Schwarzmarkt an Diamanten, die aus der staatlichen Mine "DIAMANG" gestohlen waren, fuehrten zu weiteren Verlusten.
Im Jahr 1985 kam es in Luanda gegen die Schwarzhaendler zu einem Prozess, der als Prozess der "CAMANGUISTAS" bekannt wurde.
Nichts darueber wurde in Russland berichtet, aber der Autor lebte damals in Angola und weiss hierueber aus eigener Kenntnisnahme.
Es gab Schwarzmarktpreise und der Name fuer den Diamanten Schwarzmarkt war: CANDONGA.
Man sagte kurz und buendig, wenn man dort Diamanten gekauft hatte, ich habs in der Cadonga gekauft.
Dem Autor ist oefters angeboten worden, doch einige "Steinchen" zu Sonderpreisen zu kaufen und mit Warenlieferung zu bezahlen, illegal aber eben zu Candonga Konditionen.
Die Versuchung war gross.
Aber wie das Sprichwort sagt: "Gott beschuetzt nur wer sich selber beschuetzt" habe ich die Angebote stets abgelehnt.
Denn man wusste nie, ob es sich nicht um angolanische staatliche Lockvoegel handelte und die Ausbilder waren Spione oder Doppelspione Russlands.
In den Jahren 1978-1979 lag der Schwarzmarkt fuer Diamanten in den Haenden einer Gruppe "Grupo Caravela". Mit heutigen Worten wuerde man sie eine kriminelle Vereinigung nennen.
Hauptsitz und "Schutzorganisation" war eine Firma namens "Pérola de Bengo" (Perle von Bengo) eines Herrn João Batista, welcher gemeinsam mit einem Joaquim Rocha, das ganze Unternehmen leitete.
Der Transport der Ware , der Diamanten, wurde von einem Piloten erledigt, welcher unter dem Namen "COLORAU" bekannt wurde. Er brachte auch das Geld der Kaeufer, die auslaendischen Waehrungen.
Ende 1980 kehrte aus Portugal nach Angola ein gewisser Eduardo Alcouce zurueck, der in der Hauptstadt Luanda, gemeinschaftlich mit Rocha, eine ehrenwerte Scheinfirma fuer das ganze Candonga gruendete namens ACTIMEL.
1982 formierte sich in Portugal ein Diamant Club von Portugal.
Das war ein Syndikat, welches den gesamten Diamanthandel kontrollierte.
In Angola entstand derweil ein zweites portugiesisches Diamanten Kartell, namens STAND UNIVENDAS unter der Leitung eines gewissen António Gonçalves da Costa, besser bekannt unter seinem Spitznamen "FURIA" (Die Wut).
Beiden Gruppierungen gelang der Zugang zu den traditionellen Diamantmaerkten in Europa.
Zuerst wurden die Diamanten von Piloten der staatlichen Fluggesellschaft TAAG ausgeflogen, dann nach Belgien verbracht, wo die Haendler namens Serge Honig, Adolf Berg, ein gewisser Roberto und andere die Ware veraeusserten.
Im Inland von Angola errichteten die beiden Schwarzmarktgruppen eigene Wechselstuben, wo sie andere Diamantendiebe mit oertlicher Waehrung entlohnten, um an den (hehlerischen) Verkaeufen nochmals ihren Gewinn zu machen.
Bei aller Konkurrenz untereinander pflegten die beiden Hehlergruppen beste Kontakte zueinander und verglichen die auf den Markt gebrachten Mengen, um eventuelle undichte Stellen zu erkennen, waehrenddessen auch die Kaeufer einen Ehrenkodex einhielten und keine Diamanten am System vorbei einkauften.
Zum Beispiel: Als die unabhaengigen Diamantenhaendler Zeca Sibirien und Toni Calles nach Belgien kamen und versuchten, ihre Diamanten an den portugiesischen Zwischenhaendlern vorbei direkt anzubieten, wurden ihnen nur ein Viertel oder Fuenftel des Preises bezahlt, den das Monopol dafuer bekam.
Sogar bis Zaire reichte das Kartell, wo LKW-Fahrer den Transport ueber die Grenze bewerkstelligten.
Die harmonische Eintracht kam zu einem Ende, als ein drittes Kartell begann, sich bemerkbar zu machen.
Es war eine Organisation um einen gewissen Luis Barria Sousa da Silva, aus der Provinz Bié, der gefluechtet war nach der Unabhaengikeitserklaerung des Staates Namibia.
Er hatte dort mit Leuten der UNITA zusammengearbeitet.
Er kam 1982 nach Portugal, wo er eine Firma encaminhamento de diamantes ("Diamanten Versand") gruendete mit starken Verbindungen nach Belgien und Spanien.
Diese Firma hatte die juengsten Leute, die agressivsten und dynamischsten aller"camanguistas" und ihr gelang, allmaehlich die besten Mitarbeiter von den anderen beiden Kartellen abzuwerben und eigene Leute dort einzuschleusen mit der Absicht, die beiden aelteren Kartelle auszuspionieren und zu vernichten.
Die Leute von Silva arbeiteten mit einer Reihe von Botschaften zusammen, wohin auf direktem Wege die Diamanten aus den noerdlichen Provinzen Angolas verbracht wurden.
Es wurden gleichfalls Wechselstuben in Angola eingerichtet und portugiesische Piloten der TAAG, der Artur Pereira und Rui Cardoso, garantierten den Transport nach Portugal.
Ein Grossteil der Diamanten kam auf Schleichwegen nach Zaire, von dort hat sie dann der Pilot der TAP, der José Marques dos Santos, in einem portugiesischen Flugzeug nach Portugal gebracht, von wo sie weiter nach den USA geflogen wurden.
Man fragt sich: Warum nach den USA ?
Genau das war die Spezialitaet dieser Gruppe. von camanguistas.
Das Problem war naemlich, dass die meisten gestohlenen Diamanten 2 -3 Carat hatten.
Und Hauptabnehmer dieser kleinen Diamantengroessen sind die USA, hauptsaechlich das Militaer.
Solchermassen waren es aus Angola gestohlene Diamanten, die mit Hilfe der CIA in der Waffenproduktion der USA verwendet wurden, welche schliesslich dann den Oppositionsgruppen in Angola gegeben wurden.
So lief es bis 1985.
Mit Hilfe der KGB Berater und der staatlichen Behoerden wurden alle drei Diamantengruppen geschlossen und ihre Mitglieder von Volkstribunalen verurteilt.
Der durch diese drei Gruppen verursachte Gesamtschaden wird auf etwa die Haelfte eines Jahresimports von Lebensmitteln nach Angola geschaetzt.
Sekretaer der MPLA, Roberto Almeida, sagte:
Die camanguistas haben Angola grossen Schaden zugefuegt.
Aber was sie letzlich verursachten war die Schwaechung des Staates. Was wie zur persoenlichen Bereicherung geschah, hat den Geldumlauf abgewuergt, die Gewinne der Diamang geschmaelert und irgendwelchen Marionetten materielle Hilfe besorgt.
Wie die Detektive bestaetigen, konnten solche Strukturen nicht ohne Hilfe vonseiten hochrangiger Leute betrieben werden. Gleichwohl wurde nie eine hochrangige Persoenlichkeit vor Gericht gebracht. Ich habe erfahren, dass ein frueherer Verteidigungsminister Angolas Iko Carreira darin verstrickt gewesen sei.
Es ist allgemein bekannt, dass der bekannte angolanische Hockey Spieler, Fernando Fregata teilhatte und von einem US Agenten namens Raul Dias angeworben worden war.
In Luanda verfuegte Fregata ueber die geheimen Nachrichtenschluessel und Funkgeraete des ehemaligen Konsuls der USA in Luanda. Er hatte saemtliches Material zur Spionage und ausreichend Bargeld in Dollar.
Dafuer wurde zum Tode verurteilt.
Daraufhin wurde die Todesstrafe aufgehoben, weil man ihn fuer die Untersuchungen benoetigte.
Fregata verbuesste eine Strafe von 6 Jahren in dem Konzentrationslager BENTIABA, wo ihn der Autor Gelegenheit hatte zu sehen.
So kam schliesslich der illegale Diamantenhandel zwischen Angola, Europa und den USA zum Erliegen.
Man hat mir auch schon mal erzaehlt, auf dem Schwarzmarkt waeren Diamanten aus Russland aufgetaucht. Damals habe ich dem wenig Bedeutung beigemessen......wohingegen nach allen den juengsten Berichten ueber den Anstieg von Kriminalitaet, insbesondere zur damaligen Zeit, haben mich ueberzeugt, dass wohl alles moeglich war.
Schlussendlich, in was nicht allem sind wir noch schlechter?....
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Quelle:
Da Russia OBRIGADO José Milhazes !!