Machado de Castro (Kuenstler) , Bartholomeu da Costa (Kunstgiesser) & ein Reiterstandbild in Lissabon
Es war einmal ein Orgelbauer in Braga.
Der hatte einen Sohn.
Dieser sollte ein hochberühmter Bildhauer werden.
In zweiter Ehe hatte er noch einen Sohn.
Der zweite wurde ein hochberühmter Orgelbauer, namens Machado e Cerveira
Der Erstgeborene war in ganz Portugal berühmt für seine
Presépios(
Praesepen und Krippen)
-
Quelle-
Seine Kunst
lag in der Ausdrucksstärke seiner Figuren
Die Schäfer kommen
Jesum anzubeten
In Portugal lebte das Barock als Glorifizierung des portugiesischen Selbstverständnisses als dem Stellvertreter Petri allertreuste katholische Nation.
Propagandakunst gegen Protestanten brauchte es keine, denn Protestanten gab es nur in Hafenstädten und sonst nirgends und diese waren außerdem allesamt Fremdländer.
Dann gab es Gottes Rache für soviel Hybris: Das Erdbeben von 1755
Nun wäre Portugal beinahe ein moderner Staat geworden.
Pombal (1699-1782), der Minister, verstand es vorzüglich, seine moderne, vernünftige Politik brutal gegen Adel und Kirche durchzusetzen und sich gleichzeitig fromal hinter dem Rockzipfel des Königs José I. (1714 - 1777) zu verstecken.
Kaum war der Wiederaufbau einigermaßen abgeschlossen, mußte noch ein Reiterstandbild her: Vom König -wenn auch mit deutlicher Erinnerungsplakette an den Minister Pombal selber.
Die neapolitanischen Krippenkünstler standen in Portugal hoch im Kurs und sonstige Auslaender standen in Portugal in hohem Ansehen.
Doch Pombal denkt portugiesisch.
Der Krippenbauer erhaelt
die Chance seines Lebens.
Nach langem Hin und Her, die gewünschten Vorgaben sind häßlich und Machado hat keine Lust, nach der hohen Herren Flöte zu tanzen und ärgert sich, daß seine Konkurrenten obendrein unfair behandelt werden....aber schließlich wird das Modell des Reiterstandbildes fertig, so wie er es sich vorstellt.
Jetzt kommt ein zweiter Künstler ins Rampenlicht:
Bartholomeu da Costa
Geschütz Oberstleutnant
der Bronzeguß Kunst Gießer
Das Reiterstandbild ist eine Sensation !
Einweihung
zu Koenigs 61. Geburtstag
nach nur 5 Monaten Bauzeit
Praça do Comércio in Lissabon
(aka: Terreiro do Paço)
König Jose I.
auf hohem Roß
(Vorbild stand ein spanisches Pferd)
zertrampelt die Schlange des Bösen
Die interessante Frage, deren Beantwortung das Genie des Bildhauers fuer einige Jahre sogar in Vergessenheit geraten läßt, und die Meisterleitung des Kunstguß Giessers über Gebühr hervorhebt, läßt sich in der portugiesischen Sprache klarer verdeutlichen:
artista vs. artificio
Künstler vs. Kunstmacher
Es muß sogar eine
Apologie
für den die Päeminenz des Kunstersinnens
gegenüber dem Kunst-in-Metall-giessens
geschrieben werden
Mit solchen Fragen hat man sich damals in Portugal beschäftigt !
Was würden die Denker wohl über das moderne Kunstschaffen in Portugal heute zu sagen haben?
das "Loch im Hintern"
fotografische Kunstwerke im Museum Seralves in Porto...
was würden sie wohl sagen ?
Und wo sind die Krippenfiguren geblieben ?
In den Andenkenläden Portugals sehe ich nur ewig die gleiche Gebrauchskeramik oder Kitsch ohne Ende.....ohne Wert.
Auf den Internationalen Keramikmessen ?
Gartenzwergeniveau !
Wer erinnert sich noch an Machado de Castro ?
Das Museum in seiner Geburtstadt Coimbra, welches seinen Namen trägt ist und bleibt wegen Platzmangels und Geldmangels voraussichtlich bis 2008 geschlossen.
Heute jährt sich sein Geburtstag.
Posted by Ralf
at 7:16 PM BST
Updated: Tuesday, 19 June 2007 7:43 PM BST